Umweltschutz?

Moderator: enegh

Re: Umweltschutz?

Beitragvon elfenpfad » Freitag 22. Juli 2011, 16:40

Oneiro hat geschrieben:Über die Algenplage wird in dem Artikel auch berichtet.


Apropo Algenplage: Massen an Algen wuchern an der bretonischen Küste, Strände sind gesperrt, gefährliche giftige Dämpfe steigen aus den verrottenden Pflanzen auf. Ein millionenschweres Programm zur Bekämpfung der Plage verfehlt seine Wirkung - und Präsident Sarkozy empört die Umweltschützer.

Die Gründe sind durchaus bekannt. Denn Schuld an der oft "monströsen Algenvrmehrung", so das Blatt "Ouest-France", ist die örtliche intensive Landwirtschaft: Die Bretagne, bekannt für Artischocke und Blumenkohl, verfügt über gerade fünf Prozent von Frankreichs Anbaufläche, die Region produziert aber 60 Prozent der Schweine, 45 Prozent der Hühner und 30 Prozent der Kälber. Dank der Vielzahl von Bächen und Flüssen gelangt die mit Nitrat angereicherte Gülle rascher als anderswo in das Seewasser: Die Folge sind steigende Anteile von Nitrat - die Konzentration stieg zwischen 1971 und 1998 von 5 Milligramm je Liter auf 38 Milligramm; an manchen Stellen wurden seither sogar Werte von 50 Milligramm pro Liter gemessen.

Ein Regierungsprogramm, mit einem Umfang von 134 Millionen Euro über fünf Jahre, gestartet im Februar 2010 als "Nationalplan zum Kampf gegen die grüne Flut" zur Sammlung, Verarbeitung und Entsorgung der Gülle blieb bisher ohne durchschlagenden Erfolg.
Umweltschützer beklagen vor allem den mächtigen Einfluss der Landwirtschaft, deren wiederholte Versprechen eines schonenden Einsatzes von Dünger offenbar nur wenig bewirkt haben.



Ganzer Artikel hier zu lesen:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/natu ... 00,00.html
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Re: Umweltschutz?

Beitragvon Britta » Mittwoch 17. August 2011, 22:01

Mögt ihr eigentlich Margarine?

http://muskelkater.wordpress.com/2011/0 ... eschossen/

Die Organisationen Watch Indonesia!, Rettet den Regenwald und ROBIN WOOD fordern den Konsumgüter-Konzern Unilever auf, unverzüglich auf den Einsatz von Palmöl seines Lieferanten Wilmar zu verzichten.

Aktueller Anlass: Vorige Woche zerstörten Sicherheitskräfte von Wilmar mit Waffengewalt und schweren Maschinen das Dorf Sungai Beruang auf der indonesischen Insel Sumatra. Auf diese Weise soll der Widerstand der DorfbewohnerInnen gebrochen werden, die sich gegen den Landraub für Palmöl-Plantagen wehren.

Zu ersten Auseinandersetzungen war es gekommen, nachdem Wilmar-Sicherheitskräfte einen Dorfbewohner festgesetzt hatten, weil der Palmölfrüchte verkaufen wollte, die Wilmar für sich beansprucht. Zwei Tage später verwüsteten Sicherheitskräfte der Wilmar-Tochter „Asiatic Persada“ zusammen mit der gefürchteten indonesischen Polizeibrigade Brimob das Dorf. Brimob schoss auch mit scharfer Munition auf Menschen.
...
Statt zu handeln, versucht sich Unilever mit dem Palmöl-Siegel RSPO (Roundtable on Sustainable Palm Oil) grün zu waschen. Die Industrie hält beim „Runden Tisch für Nachhaltiges Palmöl“ die Mehrheit. Unilever und Wilmar-Manager sind im RSPO-Vorstand. Damit zertifiziert sich die Industrie dort gewissermaßen selbst. Deshalb erhalten selbst Konzerne wie Wilmar, die vor Gewalt nicht zurückschrecken, das RSPO-Siegel.


Na dann: Guten Appetit. :(
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Re: Umweltschutz?

Beitragvon elfenpfad » Dienstag 11. Oktober 2011, 20:57

Britta hat geschrieben:Mögt ihr eigentlich Margarine?

Nee, überhaupt nicht, seit ich weiss, was da alles so drin ist. Und überhaupt, Butter ist viel gesünder und erst noch schmackhafter ! Zumal das mit den zu hohen Cholesterinwerten in der Butter auch nur ein Ammenmärchen ist ;)


Zu Deinem link wegen des Palmöls und des Landraubes, den es verursacht: auch der WWF ist deshalb in Verruf geraten, auch wenn sie sich gegen den Vorwurf wehrten.

In dieser Doku wird das Thema auch aufgegriffen: Eine mutige Doku über die Vorgehensweise des WWF`s

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Re: Umweltschutz?

Beitragvon Britta » Dienstag 11. Oktober 2011, 22:06

elfenpfad hat geschrieben:
Britta hat geschrieben:Mögt ihr eigentlich Margarine?

Nee, überhaupt nicht, seit ich weiss, was da alles so drin ist. Und überhaupt, Butter ist viel gesünder und erst noch schmackhafter ! Zumal das mit den zu hohen Cholesterinwerten in der Butter auch nur ein Ammenmärchen ist ;)

Ich mag auch keine Margarine.


elfenpfad hat geschrieben:Zu Deinem link wegen des Palmöls und des Landraubes, den es verursacht: auch der WWF ist deshalb in Verruf geraten, auch wenn sie sich gegen den Vorwurf wehrten.

In dieser Doku wird das Thema auch aufgegriffen: Eine mutige Doku über die Vorgehensweise des WWF`s



Ich hab da vor Jahren mal eine Seite gefunden. Die gibts wohl nicht mehr, aber hier hat einer eine Kopie gemacht:

http://www.nebelkerzen.net/aktuell/entr ... huegel-rip

Von mir bekommen die keine Spenden mehr und wenn es Waren gibt, wo draufsteht dass X% an den WWF gehen, kaufe ich die auch nicht.
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Re: Umweltschutz?

Beitragvon elfenpfad » Donnerstag 13. Oktober 2011, 12:39

Britta hat geschrieben:Ich hab da vor Jahren mal eine Seite gefunden. Die gibts wohl nicht mehr, aber hier hat einer eine Kopie gemacht:

http://www.nebelkerzen.net/aktuell/entr ... huegel-rip

Von mir bekommen die keine Spenden mehr und wenn es Waren gibt, wo draufsteht dass X% an den WWF gehen, kaufe ich die auch nicht.

Hallo Britta

Ja, diese Seite kenn ich auch. Und es geht mir wie Dir: ich hab früher immer diese Organisation unterstützt, und sei es nur mit dem Kauf ihrer Produkte, die man per Katalog bestellen konnte. Seit mir diese Vorgehensweisen bekannt sind, habe ich das sofort eingestellt.

Was mir besonders auch aufgestossen ist, ist die Tatsache, dass sie "Ureinwohnern" aus ihren heimatlichen Gefilden evakuiert haben mit der Begründung: ein Naturschutz - Reservat verträgt sich nicht mit Menschen, die dort angesiedelt sind und dort leben. Auf der anderen Seite fahren täglich x Jeeps mit Umwelt - Touristen in dem Gebiet herum, damit sie die vom Aussterben geretteten Tiere anschauen können ^^ Das ist doch der Gipfel der Verlogenheit ! :shock:
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Re: Umweltschutz?

Beitragvon lesslow » Dienstag 3. Januar 2012, 15:53

Britta hat geschrieben:
elfenpfad hat geschrieben:
Britta hat geschrieben:Mögt ihr eigentlich Margarine?

Nee, überhaupt nicht, seit ich weiss, was da alles so drin ist. Und überhaupt, Butter ist viel gesünder und erst noch schmackhafter ! Zumal das mit den zu hohen Cholesterinwerten in der Butter auch nur ein Ammenmärchen ist ;)

Ich mag auch keine Margarine.


elfenpfad hat geschrieben:Zu Deinem link wegen des Palmöls und des Landraubes, den es verursacht: auch der WWF ist deshalb in Verruf geraten, auch wenn sie sich gegen den Vorwurf wehrten.

In dieser Doku wird das Thema auch aufgegriffen: Eine mutige Doku über die Vorgehensweise des WWF`s



Ich hab da vor Jahren mal eine Seite gefunden. Die gibts wohl nicht mehr, aber hier hat einer eine Kopie gemacht:

http://www.nebelkerzen.net/aktuell/entr ... huegel-rip

Von mir bekommen die keine Spenden mehr und wenn es Waren gibt, wo draufsteht dass X% an den WWF gehen, kaufe ich die auch nicht.


Gute Dokumentation. Habe ich gestern gefunden und angeschaut... Wollte sie eigentlich gerade hier hinein posten... Die Meinung Prinz Phillips ist da wunderbar... Vorallem lange widerlegt, dass man Arten schützt, oder die Natur nur dann im Gleichgewicht ist, wenn wie die Predatoren schießen....
„Ich habe an vielen Dingen keine Freude und glaube an viele Dinge nicht, die der Stolz der heutigen Menschheit sind; ich glaube nicht an die Technik, ich glaube nicht an die Idee des Fortschritts, ja nicht einmal an die Demokratie, ich glaube weder an die Herrlichkeit und Unübertrefflichkeit unserer Zeit, noch an irgendeinen ihrer hochbezahlten Führer, während ich vor dem, was man so ‚Natur‘ nennt, eine unbegrenzte Hochachtung habe.“ - Hermann Hesse
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Re: Umweltschutz?

Beitragvon Britta » Sonntag 18. März 2012, 14:01

In Frankreich ist ab 20. März der Anbau von Monsantos MON810 Mais, aufgrund massiver Proteste, verboten. Der Mais wird in den USA an Schweine verfüttert. Inzwischen gibt es bei einigen Betrieben, die Schweine züchten ein seltsames Phänomen: Sie fliegen in die Luft.

http://www.dailymail.co.uk/news/article ... plode.html

Auf dem Schweinemist bildet sich ein merkwürdiger Schaum. Untersuchungen ergaben, dass dieser Schaum Methan enthält. Schon ein kleiner Funke genügt. Tausende von Schweinen starben schon durch die Explosionen.

Scientists are baffled by an expanding foam that is growing on manure pits and causing entire hog farms to explode.

Six farms have blown up since 2009 - killing thousands of animals - after methane trapped inside the unidentified foam caught a spark.

And there's no stopping it: the foam has now started growing on one in four farms across the Midwest.

Woher das Phänomen kommt, ist noch nicht ganz geklärt. Es könnte ein durch Gentechnik neu entstandenes Bakterium sein.

Explodierende Schweinekacke - Klingt fast wie ein Aprilscherz. :lol:
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Re: Umweltschutz?

Beitragvon Der Neandertaler » Montag 19. März 2012, 16:01

Liebe Britta.
Es war nur eine Frage der Zeit bis Komplikationen auftraten, die Kritiker genveränderter Produkte ahnten bzw. (vermeintlich) voraussahen. Komplikationen, die diejenigen, die den Anbau von Pflanzen befürworteten aber nicht wahrhaben wollten. Komplikationen, die, weil sie von den angeblich üblichen Verdächtigen kamen, als rückständiges Denken abgetan wurden.

Die Umwelt und unser Organismus ist recht kompliziert, beides reagiert oft so, wie wir es nicht vorausgedacht haben. Von daher bleibt immer eine gewiße Unsicherheit, welche Risiken durch Wechselwirkungen entstehen.
Obwohl:
    hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht, schon klar, aber ... es ist selten gut, wenn der Mensch so tief in die Natur eingreift.
Es ist das gleiche Szenario wie bei der Erd-Erwärmung (-Veränderung):
    Veränderungen gab es schon immer, richtig!, aber unter normalen Umständen hätte jedes System - die Umwelt, unser Organismus, ... - sehr viel Zeit sich auf diese oder jene Veränderung einzustellen und eventuell Gegenmaßnahmen zu entwickeln, aber nun soll dies alles quasi auf Kommando geschehen?
Schweine ... Methan:
    Wenn ich zu schnell esse, bekomme ich auch einen Blähbauch.
    Da aber mein Schwerpunkt relativ tief liegt, ...
    manchmal hab ich auch das Gefühl, ich schwebe ... aber aus anderen Gründen.
Wer hätte schon mit diesem gerechnet ... damit, daß Schweine fliegen?
Ich hab schon gehört, daß Preise explodieren ... aber Schweine?
Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.

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Re: Umweltschutz?

Beitragvon Britta » Dienstag 3. April 2012, 09:21

In unserer Welt muß alles wirtschaftlich sein und alles ist auf Wachstum ausgerichtet. Wachstum wie bei einem Krebsgeschwür. Je mehr, desto besser - und umso schneller zerstören wir unseren Lebensraum. Es ist absurd: Wir verschwenden immer schneller die Güter, die uns unser Planet gegeben hat und machen alles zu Geld.

Eigentlich betreiben wir die größte Misswirtschaft in der Geschichte der Menschheit.

Wir messen Produktivität und je produktiver eine Firma ist, desto besser. Stolz berichten die KFZ-Hersteller jedes Quartal ihre Absatzzahlen, Öl- und Stromkonzerne berichten Rekordgewinne, größer wie das Bruttosozialprodukt mancher Staaten. Aber immer wird ausgeblendet, wie viel Müll und Umweltzerstörung diese Rekordzahlen eigentlich bedeuten. Statt dessen werden die großen Konzerne für ihre Gewinne gefeiert. Die Gewinnzahlen der Konzerne und die Börse kommen in den Medien viel öfter vor, wie die Umweltschäden, die sie anrichten.

Der Energieverbrauch auf der Erde steigt. Immer mehr nicht erneuerbare Energien müssen aus der Erde geholt werden und dazu muss immer tiefer gebohrt werden. Katastrophen bleiben da nicht aus. 2010 tankte BP den Golf von Mexiko voll, 2011 verseucht TEPCO die ganze Welt mit Radioaktivität, 2012 ist Total total ratlos mit seinem Gasleck in der Nordsee. 3 Jahre hintereinander jedesmal im März große Katastrophen.

Laut BUND pumpen alleine die 400 Bohrinseln in der Nordsee jedes Jahr 200.000 Tonnen Chemikalien ins Wasser. 33 Millionen Tonnen Kohlendioxyd und 115.000 Tonnen Methan gelangen hier in die Atmosphäre. Dazu kommen noch Tankerunfälle, die Meere und Strände verseuchen, kommunale Abwässer, illegal (weil kostenlos) entsorgtes Altöl... Ich mag schon gar nicht mehr in der Nordsee schwimmen - woanders auch nicht mehr.

Ölschäden sind irreparabel. Die Verschmutzung durch Öl gelangt auch in unsere Nahrungskette, genauso wie radioaktive Substanzen - aber Biokost ist ja angesagt.

Am 28. März 2012 wurde in Fukushima eine Forelle auf radioktive Belastung untersucht. Das Ergebnis: 18,700 Becquerel radioaktives Cesium per Kilogramm, das ist das 37-fache des zulässigen Grenzwertes von 500 Becquerel per Kilogramm. Aber macht nichts, die Grenzwerte werden halt mal wieder höher gesetzt.

Entschädigung für die Menschen gibt es meist nur unzureichend, denn da wäre der betreffende Konzern ja pleite und Konzerne sind die wichtigeren Menschen, sie schaffen ja Arbeitsplätze...

Immer mehr Naturschutzgebiete werden für die Öl- und Gasförderung freigegeben, ohne Rücksicht auf die Gefahren für die Umwelt, aber die Förderung von Solarenergie wird eingestellt. Gefördert wird in unserer absurden Welt anscheinend nur das, was große Konzerne noch reicher macht und die Menschheit noch schneller aussterben läßt.

Das Überleben der Menschheit läßt sich halt nicht in Geld umrechnen, welches große Konzerne verdienen können, also ist es unwichtig.
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Re: Umweltschutz?

Beitragvon Der Neandertaler » Mittwoch 4. April 2012, 16:14

Liebe Britta.
Ich greife erstmal einen Punkt heraus - damit es nicht zu lang wird ... monologhaft.

Wachstum generell zuverurteilen, schuldig zu sprechen, für alle unsere Probleme, halte ich nicht für gerechtfertigt.
Wachstum ist vielschichtig, dies ist für vieles verantwortlich - oder kann für vieles verantwortlich sein.
Einerseits hat Wachstum zu unserem Wohlstand beigetragen - Stichwort: Ludwig Erhard und das Wirtschaftswunder - und andererseits zerstören wir, wie Du richtiger Weise bemerktest, unsere Umwelt, unsere Basis des Lebens immer fort. Letztlich gefährden wir uns dadurch selbst.

Wachstum ist aber auch dafür verantwortlich, daß wir heute soviele Menschen sind, daß wir - unsere Landwirtschaft - diese ernähren können. Und das ist auch das Problem, der Teufelskreislauf. Je mehr Menschen wir sind, umso stärker wird geforscht, wie wir diese versorgen können ... Wachstum wird gefordert - das ist momentan das Einzige, was verantwortlichen Leuten einfällt.

Stillstand ist Rückschritt!
sagte einst Rudolf Christian von Bennigsen-Foerder - Vorstandsvorsitzender der VEBA AG. So sehr ich auch den Aussagen der Wirtschaftsbosse mistraue, aber dies erscheint mir logisch. Da wir uns nunmal - mit unsere Wirtschaftsordnung - darauf festgelegt haben ... auf Wachstum, dürfen wir aber auch nicht stehenbleiben - heißt:
    es wird weiter auf Wachstum gesetzt, gesetzt werden müssen.
Alexander Rüstow - deutscher Soziologe und Wirtschaftswissenschaftler, sagte im September 1932 in Dresden auf der Jahrestagung des Vereins für Socialpolitik:
    "Der neue Liberalismus jedenfalls, der heute vertretbar ist, und den ich mit meinen Freunden vertrete, fordert einen starken Staat, einen Staat oberhalb der Wirtschaft, oberhalb der Interessenten, da, wo er hingehört."
    "Ob wenig oder mehr Staatstätigkeit – diese Frage geht am wesentlichen vorbei. Es handelt sich nicht um ein quantitatives, sondern um ein qualitatives Problem. Der Staat soll weder den Wirtschaftsprozeß zu steuern versuchen, noch die Wirtschaft sich selbst überlassen: Staatliche Planung der Formen – ja; staatliche Planung und Lenkung des Wirtschaftsprozesses – nein. Den Unterschied von Form und Prozeß erkennen und danach handeln, das ist wesentlich. Nur so kann das Ziel erreicht werden, daß nicht eine kleine Minderheit, sondern alle Bürger über den Preismechanismus die Wirtschaft lenken können. Die einzige Wirtschaftsordnung, in der dies möglich ist, ist die des 'vollständigen Wettbewerbs'. Sie ist nur realisierbar, wenn allen Marktteilnehmern die Möglichkeit genommen wird, die Spielregeln des Marktes zu verändern. Der Staat muss deshalb durch einen entsprechenden Rechtsrahmen die Marktform – d. h. die Spielregeln, in denen gewirtschaftet wird, – vorgeben."
Letztere Satz stammte von Walter Eucken - ein deutscher Ökonom ... zitiert aus dem Vorwort, erster Band seines Jahrbuchs ORDO.

Noch ein Zitat - weil's so schön war, damit es aber nicht langweilig wird, ein kurzes:
"Das Maß der Wirtschaft ist der Mensch. Das Maß des Menschen ist sein Verhältnis zu Gott."
dies stammte ebenfalls von einem Ökonomen - von Wilhelm Röpke.
Alle drei vor genannten Personen sind eher als geistige Väter der Sozialen Marktwirtschaft anzusehen ... weniger Ludwig Erhard, der dies später komprimiert als "Soziale Marktwirtschaft" einbrachte.
Aber alle, auch Erhard, waren Mitglieder der Freiburger Schule des Ordoliberalismus ... oder hatten zumindest eine Nähe dazu. Aber Du siehst auch daraus, daß alle auf Marktwirtschaft, Wettbewerb und letztlich auf Wachstum setzten ... niemand hat Wachstum verteufelt.
Von daher sehe ich zwar Wachstum kritisch, keine Frage, aber in gewißem Rahmen ... mit gewißen Regeln?
Wir haben uns heutzutage so weit von den Gedanken der vorgenannten Herren und der Sozialen Marktwirtschaft fortentwickelt, wie ...
Allerdings sollten wir - jeder Einzelne - unser Verhalten und unsere Wünsche hinterfragen, unser Verhalten letztlich ändern. Solange dies nicht geschieht, solange nicht jeder in seinen Anmaßungen etwas zurückfährt und sein Verhalten ändert, solange etwa auf Autobahnen immer nach der kleinsten Lücke geschielt wird, auf den kleinsten Fehler des Nachbarn gehofft wird, der dann gnadenlos ausgenutzt wird - selbstverständlich, ohne Rücksicht auf Verluste, also unter Inkaufnahme von erhöhtem Verschleiß und Energie, solange brauchen wir uns nicht um die nächste Krise sorgen ... die kommt bestimmt - sie ist schon im Anmarsch ... mit großen Schritten.
Das ist auch Wachstum - der Fortschritt!
Allerdings:
    Was wäre die Alternative - zu Wachstum ... zum Kapitalismus?
Denn Kapitalismus beinhaltet ja Wachstum ... Wirtschaftunternehmen sind ja nicht zwangsläufig gemeinnützige Einrichtungen.
Als Alternative zum Kapitalismus fällt mir nur Sozialismus ein. Und ob Sozialismus - so gut er und sein Konzept sich auch anhört ... in der Theorie, ... ich frage mich nur immer wieder, ob der Sozialismus nicht zwangsläufig in einer Diktatur enden muß?
Da aber der Mensch nunmal dummerweise lieber frei sein will - siehe Tunesien, Libyen, ect. ... den Menschen ging es ja nicht unbedingt schlecht, sie hatten nur keine Freiheit, und da der Mensch so etwas im gewißen Rahmen braucht, sehe ich im Sozialismus nicht unbedingt den Heilsbringer. Zumal diese Wirtschaftsordnung ja gescheitert ist.
Womit wir wieder beim Rahmen sind - bei Rahmenbedingungen.
Anstatt uns über gutes und schleches Wachstum zu unterhalten und wie gut oder schlecht es für uns oder unsere Wirtschaft ist, anstatt darüber zu streiten, sollten wir lieber dafür sorgen, daß Verantwortliche in die Lage versetzt werden - auch gezwungenermaßen, etwa durch eine hohe Wahlbeteiligung, diese Rahmenbedingungen zu erlassen. Weniger die Ewiggestrigen zu stärken ... egal welcher Couleur.
Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.

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