Unterdrückt die Wissenschaft eine Kritik an der SRT?

Hier wird die Relativitätstheorie Einsteins kritisiert oder verteidigt

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Unterdrückt die Wissenschaft eine Kritik an der SRT?

Beitragvon nocheinPoet » Samstag 3. Juli 2010, 18:44

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Einige scheinen wirklich davon überzeugt zu sein, dass die Wissenschaft die SRT zu einer Religion erhoben hat, und dass es etwas wie die heilige Inquisition gibt, welche jegliche Kritik an der SRT unterdrücken soll.

Es soll eine weltweite Verschwörung geben, und Physiker können nur Physiker werden, wenn sie sich öffentlich zur SRT bekennen. Anscheinend glaubt man hier, sie müssten auf die SRT schwören.

Bei der Verbreitung dieser Vorstellung spielt sich das „Projekt“ G.O. Mueller sehr in den Vordergrund, wobei GOM selber nur anonym auftritt, offensichtlich um den Eindruck zu erwecken, es könnte gefährlich sein, offen aufzutreten. Der offizielle Sprecher von GOM ist zurzeit Frau Jocelyne Lopez, die inzwischen jedem, der einen PC mit Internetanschluss besitzt, bekannt sein dürfte.

In Ihrem Blog versucht nun Frau Lopez auch eben gezielt, das Bild einer von der Wissenschaft unterdrückten Kritik an der SRT zu zeichnen. Aber gibt es eine solche Unterdrückung wirklich, gibt es eine Verschwörung, und welchen Sinn sollte eine solche denn haben? Versuchen Physiker, mit Gewalt an der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit im Vakuum festzuhalten, bestehen sie auf einer Invarianz von c zu jeglicher Form der Messung?

Nein, das tun sie nicht, das wäre auch unsinnig, denn so würde die Physik nie weiter kommen. Ich möchte deswegen mal hier ein paar Absätze aus einem Dokument zitieren, das zeigt, wie Wissenschaft wirklich funktioniert, und dass es keine Verschwörung gibt, und auch keine Unterdrückung, und dass auch keiner in der Physik an etwas festhalten will, was sich als falsch herausgestellt hat:


In diesem Artikel gehen wir zunächst auf den Stand der theoretischen Beschreibung der Physik ein. Diese besagt dass die heutige theoretische Beschreibung irgendwo falsch ist: es gibt eine Inkonsistenz zwischen QT und der ART. Daher muss die Beschreibung der Physik geändert werden; es besteht die Notwendigkeit eine neue Theorie aufzustellen. Alle bisherigen Ansätze für eine solche Theorie verletzen logischerweise Prinzipien, die der heutigen Physik zugrunde liegen.

Unter anderem kann das die Lorentz Invarianz (LI) sein.

Wir wollen betonen, das es überhaupt kein Beinbruch wäre, wenn diese Theorie (SRT) durch eine andere ersetzt werden würde. Die Entscheidung muss das Experiment treffen – die Physiker sind dann gezwungen, dem Experiment Folge zu leisten, ob sie wollen oder nicht.

Also hier bekennt die Wissenschaft ganz offenherzig, das die QT und die ART nicht zusammen passen, und sagt sogar, da ist was falsch. Dann sagt sie, dass es kein Problem wäre, würde die SRT durch eine andere Theorie ersetzt werden, und dass dafür nur die Ergebnisse von Experimenten entscheidend sind, nicht die Laune der Physiker.


Wir halten also mal fest, dass die heutige theoretische Beschreibung der physikalischen Phänomene nicht korrekt sein kann.
...
Die LI der SRT liegt als wesentliche Grundlage sowohl der ART als auch der in QT auftretenden Feldgleichungen wie der Dirac-Gleichung der gesamten Physik zugrunde.

Wenn die Standartphysik nicht korrekt sein kann, dann kann entweder die Beschreibung der Gravitation, d.h. die ART, die Beschreibung der quantenmechanischen Felder, d.h. die Dirac-Gleichung oder die Beschreibung der Wechselwirkung, d.h. die Maxwell-Gleichungen oder die Yang-Mills-Gleichungen der elektroschwachen und starken Wechselwirkung nicht korrekt sein.

Eine oder alle dieser die physikalischen Phänomene beschreibenden Gleichungen muss modifiziert werden.


Ohne Frage gibt hier also die Wissenschaft zu, dass es einen Widerspruch gibt, und dass etwas geändert werden muss.


So, und nun lesen wir mal, was das so sein könnte:

Neben einer Modifikation der Einstein’schen Feldgleichungen oder der Maxwell- oder Dirac-Gleichungen kann man sich auch vorstellen, dass die Begriffe der Raum-Zeit-Mannigfaltigkeit zu modifizieren sind,…

Daher ist man unter allen Umständen immer genötigt, nach Modifikationen der Einstein-, der Maxwell- oder der Dirac-Gleichung zu suchen. Eine mögliche Nicht-Gültigkeit dieser Standard-Theorien kann sich in eine Vielzahl von Effekten manifestieren, die in der Standard-Physik sonst nicht da sind. Wir listen hier nur einige ausgezeichnete Effekte auf:

    1. Anisotropie der Lichtausbreitung
    2. Doppelbrechung
    3. Anisotropie in der Quantenmechanik
    4. Verletzung der Universalität des Freien Falls (auch Äquivalenzprinzip genannt)
    5. Verletzung der Universalität der Gravitationsfelder
    6. Nicht-Newtonsche Gravitationsfelder
    7. anomale Dispersion für Licht und Teilchen

Letztendlich ist es eine Suche nach einer Verletzung eines oder mehrerer der heutigen Physik zugrundeliegenden fundamentalen Prinzipien.

Man sucht nach allem, was irgendwie „falsch“ sein könnte.


Wenn die heutige Physik nicht richtig ist, kann als eines dieser Prinzipien nicht richtig sein, D.h., entweder ist die Universalität des Freien Falls, Universalität der gravitativen Rotverschiebung oder die LI verletzt.

Eine große Aufgabe der heutigen experimentellen Physik besteht darin, ganz allgemein nach solchen möglichen Verletzungen zu suchen.


Der einzige Grund, warum man sich mit der Möglichkeit einer Verletzung der LI beschäftigt, ist die Inkonsistenz der QT mit der ART, die notwendigerweise eine Verletzung einer der Grundlagen dieser Theorien bedeutet.

Also die Wissenschaft sagt unverblümt entweder die QT oder die ART ist in der jetzigen Form fehlerhaft oder unvollständig, jedenfalls sind beide so nicht zu halten.


Alle Grundlagen und Konsequenzen der LI sind mit allen bisherigen Experimenten verträglich und wir haben uns schon sehr daran gewöhnt.

Die Gewöhnung an eine Sache bedeutet aber nicht, dass diese letztendlich richtig ist.
So war es z.B. mit der Newtonschen Mechanik. Diese Theorie schien noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts alle Phänomene vollständig zu erklären. Daher war es eine große Überraschung, dass diese bis dato als richtig erwiesene und empfundene Theorie doch falsch sein soll.

Warum soll dies nicht auch mit der LI und damit auch mit der ART so sein? Warum soll nicht Ähnliches passieren wie mit der Galilei-Invarianz?

Wir haben eine Inkompatibilität von QT und ART. Nun versucht man, sich der Problematik sowohl theoretisch als auch experimentell zu nähern.

Wir wollen hier den Glauben, nicht das experimentelle Wissen an die LI etwas zu erschüttern versuchen, indem wir kurz darstellen, das diese Theorie im Prinzip seltsame Effekte beinhaltet und das es möglich ist, diese Effekte konsistent in verschiedenen Theorien zu beschreiben.

Welche Theorie letztendlich korrekt ist, kann alleine das Experiment entscheiden.


Es gibt Aussagen der SRT, die sehr seltsam sind, und die im Rahmen der Galileischen Kinematik und Newtonschen Mechanik eigentlich viel anschaulicher sind, weil sie dort dem Alltagsempfinden viel eher entsprechen.

Zuallervorderst muss hier die Konstanz der Lichtgeschwindigkeit genannt werden. Dies hat ja mindestens zwei Facetten: Zum einen ist die Lichtgeschwindigkeit unabhängig von der Geschwindigkeit der Quelle, und zum anderen unabhängig vom Bewegungsstand des Beobachters. Erstes wurde mittels astrophysikalischer Beobachtungen an Doppelsternen sehr genau nachgewiesen.

Das diesbezüglich anschaulichste Experiment wurde aber am CERN durchgeführt:

Dort wurden Protonen mit einer Energie von 10 GeV auf ein Beryllium-Target geschossen, wobei π-Mesonen erzeugt wurden, die eine Geschwindigkeit von 99,9975% der Lichtgeschwindigkeit besaßen. Diese Mesonen zerfielen nach 10^-16 Sekunden in Photonen, also in Licht. Die Geschwindigkeit dieses Lichts, welches selber von einer Quelle abgesandt wurde, die selber fast Lichtgeschwindigkeit besaß, war wieder die Lichtgeschwindigkeit.

Im Rahmen der Galileischen Kinematik würde man eine Geschwindigkeit von fast dem Zweifachen der Lichtgeschwindigkeit erwarten. Das war aber nicht der Fall.

Das experimentelle Ergebnis ist etwas, was dem Alltagsempfinden vollkommen fremd ist. Ohne Kenntnis der Elektrodynamik, die dieses Ergebnis ja schon in ihrem Formalismus bringt (was aber erst spät nach dem Aufstellen der Theorie erkannt und auch so akzeptiert wurde), hätte sich kein Mensch vorstellen können, dass man so etwas beobachten würde. Nur dadurch dass man sich völlig frei von allen Antizipationen macht, kann man dieses Ergebnis als reales Ergebnis akzeptieren.

Nur das Experiment kann sagen, was wie passiert. Genauso kann auch nur durch ein Experiment gezeigt werden – und wer weiß, ob das vielleicht bald passiert – dass die Annahmen, die der LI zugrunde liegen oder deren Konsequenzen falsch sind.

Eine weitere Besonderheit ist der relativistischen Physik ist, dass alle Teilchen dieselbe Grenzgeschwindigkeit besitzen. Kein Teilchen kann sich schneller als das Licht bewegen, wobei aber alle Teilchen beliebig nahe an die Lichtgeschwindigkeit beschleunigt werden können.

Es ist ja schon seltsam, dass die ganzen Teilchen mit verschiedener Masse, Ladung, Spin plötzlich eine gemeinsame Eigenschaft besitzen. Man kann sich schon fragen, woher denn das Elektron weiß, was denn z.B. das Neutron für Eigenschaften besitzt?

Wenn wir uns von der Gewöhnung an die Gültigkeit der LI wieder trennen und uns auf die experimentellen Resultate verlassen, dann kann eine nichtuniverselle Grenzgeschwindigkeit oder ein ausgezeichnetes Bezugsystem genauso möglich sein.

Seinen wir also mal „open minded“ und lassen für den Augenblick mal wieder alles zu, was im Prinzip möglich ist, ohne in innere Widersprüche oder Inkonsistenzen zu geraten, und schauen mal, was im Rahmen der Quantengravitation denn alles möglich wäre.


Wenn die LI verletzt ist, dann bedeutet dies, dass mindestens eines ihrer Postulate nicht mehr gelten kann.

Dies kann also die Nichtkonstanz der Lichtgeschwindigkeit oder eine Verletzung des Relativitätsprinzips sein.



Quelle: http://www.zarm.uni-bremen.de/2forschun ... zungLI.pdf

Ich finde dass hier ganz klar zu erkennen ist, dass die Wissenschaftler nicht dogmatisch sind, dass sie nicht in der Physik an etwas festhalten, sondern dass sie sogar ganz gezielt versuchen, Fehler zu finden, und das auch in der QT und/oder der RT. Selbst die Konstanz der Lichtgeschwindigkeit wird hinterfragt, und wenn es sein muss eben über den Haufen geworfen.

Es gibt keine Unterdrückung an einer Kritik zur RT, die Kritik findet ständig statt, und das sogar in den Reihen der Physiker. Es gibt keine Verschwörung, denn auch das würde keinen Sinn haben.


Nun bleibt aber die Frage offen, warum gibt es Menschen, die dennoch glauben, es gäbe eine solche Verschwörung, warum gibt es Menschen, die überall erzählen, die Kritik an der RT würde global kollektiv unterdrückt? Ich weiß es nicht, - Geltungsbedürfnis? Gestörte Wahrnehmung? Paranoide Schizophrenie? Eventuell könnt Ihr hier das ja mal erklären:

Was treibt Menschen zu so einem ohne Frage völlig falschen Bild?
- So hoch der Geist, der uns erhebt, Es wankt der Grund, auf dem er steht.
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Re: Unterdrückt die Wissenschaft eine Kritik an der SRT?

Beitragvon galileo2609 » Montag 5. Juli 2010, 01:17

Hallo Manuel,
nocheinPoet hat geschrieben:.
Einige scheinen wirklich davon überzeugt zu sein, dass die Wissenschaft die SRT zu einer Religion erhoben hat, und dass es etwas wie die heilige Inquisition gibt, welche jegliche Kritik an der SRT unterdrücken soll.

Es soll eine weltweite Verschwörung geben, und Physiker können nur Physiker werden, wenn sie sich öffentlich zur SRT bekennen. Anscheinend glaubt man hier, sie müssten auf die SRT schwören.

die SRT ist mittlerweile 105 Jahre alt und allgemein akzeptiert. Durch die erfolgreiche Vereinigung mit der Quantenmechanik ist diese Theorie nahezu unangreifbare theoretische Physik. Bei der wesentlich anspruchsvolleren ART sieht die Situation noch etwas anders aus. In der experimentellen Physik jagt sie von einem Rekord zum nächsten. Wer die Veröffentlichungen in den Fachjournalen aufmerksam verfolgt, stellt fest, dass kaum ein Monat vergeht, in dem die Voraussagen der ART nicht eindrucksvoll im Experiment bestätigt werden. Mit immer präziseren Ergebnissen, in denen die Fehlertoleranzen exponentiell nach unten abnehmen. Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie ist nur noch mit einem Makel behaftet. Die theoretische Physik hinkt hinter den Experimenten nach und ist z. Zt. noch nicht in der Lage, Einsteins geometrisches Konzept der Gravitation mit der Physik der kleinsten Welten zu vereinigen.

Die Welträtsellöser im MAHAG und auch 'GOM' und in persona Jocelyne Lopez haben bis heute nicht verstanden, dass sie über längst vergangene Schlachten schwadronieren. Ein gewisses Amusement mag dem im Detail vertrauten Betrachter dieser Szene ein Blogbeitrag von 'GOM/Lopez' (Februar 2008) bescheren:
Jocelyne Lopez hat geschrieben: Kein Nährboden für Einsteins Nachfolger?
Theoretische Physik in Deutschland – einige Anmerkungen zum Einstein-Jahr
[Prof. Dr. Hermann Nicolai ist seit 1997 Direktor und wissenschaftliches Mitglied am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut) in Potsdam]
[...]
Zu dieser trüben Bilanz gehört genauso, dass die Allgemeine Relativitätstheorie – nach Einsteins eigener Einschätzung seine bedeutendste Leistung – mit lediglich zwei C4 (W3) Professuren an deutschen Universitäten vom Aussterben bedroht ist (vgl. Physikalische Blätter, Juli/August 1998, S, 578).

Spätestens hier müssten die cranks langsam aufhorchen und sich bewusst werden, dass sie mit ihren Angriffen auf Einstein nicht mehr auf der Höhe der Zeit sind. Machen wir mal ein Gedankenexperiment. In der Tat scheint es so, dass die theoretischen Physiker heutzutage unter einem gewissen Herdentrieb leiden. Wer sich mit Wissenschaftsgeschichte und Wissenschaftssoziologie beschäftigt, kennt auch Roger Penroses 2004 veröffentlichten Bestseller "The Road to Reality". Auf Seite 1017 ist folgendes nachzulesen:
Roger Penrose hat geschrieben:34.3 The role of fashion in physical theory
Let me begin by quoting a survey carried out by Carlo Rovelli, and reported in this adress to the International Congresson General Relativity and Gravitation, held in Pune, India, in December 1997. [...] The rough average of papers per month, in the various approaches to the subject, came out as follows:
  • String theory: 69
  • Loop quantum gravity: 25
  • QFT in curved spaces: 8
  • Lattice approaches: 7
  • Euclidean quantum gravity: 3
  • Non-commutative geometry: 3
  • Quantum cosmology: 1
  • Twistors: 1
  • Others: 6

Nicolai hat schon recht. Relativitätsphysiker spielen in der theoretischen Physik heute nur noch eine untergeordnete Rolle. Im Karussel der Mittel- und Postenvergabe haben längst jene Seilschaften die Definitionshoheit übernommen, die durch mehrere glückliche Ereignisse und vollmundige Versprechen die Stringtheorie zum heiligen Gral der akademisch abgenickten theoretischen Physik erheben konnten. Haben wir hier also eine Situation, die der Verschwörungstheorie von GOM und Anhang entspricht? Nur mit ausgewechselten Akteuren? Und was sagt uns dieses Gedankenexperiment über die zuvor Genannten? Haben sie sich nur im Zeitalter geirrt? Oder war dieser Rückgriff ein Vorsatz, der sich aus ausserwissenschaftlichen Motiven speiste?

Grüsse galileo2609
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