Was können wir wissen?

Hier soll es um die Grundlagen der menschlichen Erkenntnis gehen. Wie gelangen wir zu unserem Wissen. Wie könnnen wir uns dessen sicher sein, was wir zu wissen glauben.

Moderator: aleph1

Was können wir wissen?

Beitragvon Xedion » Samstag 30. Oktober 2010, 00:41

Um den Philosophiebereich etwas zu beleben, will ich einfach mal diese recht offene Frage in den Raum werfen.

Was kann man Eurer Meinung nach durch Wissenschaft, Logik, Erfahrung usw. überhaupt wissen und was wird uns evtl. ewig ein Rätsel bleiben?

Ich bin der Überzeugung, dass einige Dinge, zumindest nach momentanen Stand, auch in Zukunft unsicher bleiben werden. Bevor ich nun aber im Detail darauf eingehe, warte ich erstmal, ob überhaupt jemand an diesem Thema interesse hat :)
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Re: Was können wir wissen?

Beitragvon elfenpfad » Sonntag 31. Oktober 2010, 14:41

Hallo @Xedion
Spannender Thread !

Xedion hat geschrieben
was wird uns evtl. ewig ein Rätsel bleiben?

Ich würde es so sagen: all dasjenige wird unserem beschränkten menschlichen Geist verborgen bleiben, was jenseits menschlicher/irdischer Erfahrungswelt verborgen liegt.
Ich bin der Überzeugung, dass einige Dinge, zumindest nach momentanen Stand, auch in Zukunft unsicher bleiben werden

Seh ich auch so : was wir zu wissen glauben, ist oftmals mehr ein "meinen zu wissen". Vieles ist ja der Wandlung unterlegen.
Und stellt nur einen Tropfen dar im Ozean der Erkenntnis.
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Re: Was können wir wissen?

Beitragvon Xedion » Sonntag 31. Oktober 2010, 16:33

@elfenpfad

Wahnsinn, eine Antwort ;)

Was würdest du denn konkret als "Grenze" ansetzen? Also können wir deiner Ansicht nach jemals erfahren:

- Ob wir einen freien Willen haben
- Ob wir gerade träumen (Solipsismusproblem)
- Ob es einen Gott gibt (wie auch immer geartet)
- Was Bewusstsein ist
- Ob wir eine endgültige Antwort auf ein Problem gefunden haben
- Wie es sich anfühlt eine Fledermaus zu sein (Siehe Qualia-Problem)
usw?

Ich meine die Aussage "was jenseits menschlicher/irdischer Erfahrungswelt verborgen liegt" könnte man ja selbst wieder hinterfragen mit "was liegt denn hinter menschlicher/irdischer Erfahrungswelt verborgen?"
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Re: Was können wir wissen?

Beitragvon elfenpfad » Sonntag 31. Oktober 2010, 23:35

Xedion hat geschrieben
Ich meine die Aussage "was jenseits menschlicher/irdischer Erfahrungswelt verborgen liegt" könnte man ja selbst wieder hinterfragen mit "was liegt denn hinter menschlicher/irdischer Erfahrungswelt verborgen?"

Eben, das ist es ja genau: wir wissen es nicht, und werden es erst nach dem irdischen Tod erfahren, wissen. Und auch dann werden sich garantiert neue Fragen auftun. ;)

Die interessantere Frage ist eigentlich: führt Wissen zur Erkenntnis ?. welche für unser wahres Ich, das was uns ausmacht, das was unsterblich ist ( nennen wir es Seele) --- wichtig ist, auf dem Weg zur höchsten Stufe der Vervollkommerung.
Wissen eignet man sich an, Erkenntnis gewinnt man. Und dann werden viele Fragen beantwortet sein, oder nichtig
So seh ich das jedenfalls :)
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Re: Was können wir wissen?

Beitragvon Xedion » Montag 1. November 2010, 01:38

@Elfenpfad

Die interessante Feststellung ist ja gerade, dass wir nicht wissen, wo die Grenzen liegen. Man kann zwar bestimmte logische Grenzen festlegen bzw. erkennen (z.B. das "Halteproblem"), aber ansonsten? Wüssten wir überhaupt, wo die Grenzen liegen? Wenn es solche Grenzen gibt, dann kennen wir sie evtl. nicht einmal. Wir könnten uns die Frage nichtmal stellen.

Wie bist du denn an die "Erkenntnis" gekommen, dass es ein Leben nach dem Tod gibt usw? Ich will dir das auch garnicht absprechen, ich frage mich nur auf welchem Weg das geschehen ist. Intuition? Oder Logik? Wäre Ersteres auch eine gerechtfertigte Variante um Wissen zu erlangen?
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Re: Was können wir wissen?

Beitragvon elfenpfad » Montag 1. November 2010, 12:58

Hallo @Xedion
Wie bist du denn an die "Erkenntnis" gekommen, dass es ein Leben nach dem Tod gibt usw?
Intuition? Oder Logik? Wäre Ersteres auch eine gerechtfertigte Variante um Wissen zu erlangen?

Am Anfang war die Intuition, eine intuitive Erkenntnis , dass wir alle Teil eines "grossen Ganzen" sind. Das fühlte ich schon als sehr junger Mensch.
Die Auseinandersetzung mit den verschiedensten Religionen -( ihrer ursprünglichen Lehren ), mit Lehren anderer Völker wie z.B. der Indianer - und die Beobachtungen in der Natur, lieferten da eigentlch nur noch eine Bestätigung dieser Erkenntnis, rundeten das "Bild" quasi ab.

Zu Deiner zweiten Frage, ob man durch Intuition schlussendlich Wissen erlangen kann: Wissen ist ja etwas, was man weiter geben kann. Erkenntnis aber muss jeder individuell für sich erfahren, spühren.
Es ist schwierig, dass in Worte zu fassen.
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Re: Was können wir wissen?

Beitragvon Xedion » Montag 1. November 2010, 13:44

@Elfenpfad

Ich denke ich weiß, was du meinst. Im Studium haben wir dabei unterschieden zwischen explizitem und implizitem Wissen. Ersteres lässt sich festhalten und einfach weitergeben. Bei letzterem ist dies nicht so einfach möglich - meiner Ansicht nach in manchen Fällen sogar überhaupt nicht.

Das Problem dabei ist aber, dass man es als Außenstehender auch nicht pauschal überprüfen kann. Aber kann man sich dabei zumindest selbst sicher sein? Wie könnte man den Unterschied erkennen zwischen etwas wissen und glauben etwas zu wissen?
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Re: Was können wir wissen?

Beitragvon elfenpfad » Dienstag 2. November 2010, 15:42

Xedion hat geschrieben:@Elfenpfad

Ich denke ich weiß, was du meinst. Im Studium haben wir dabei unterschieden zwischen explizitem und implizitem Wissen. Ersteres lässt sich festhalten und einfach weitergeben. Bei letzterem ist dies nicht so einfach möglich - meiner Ansicht nach in manchen Fällen sogar überhaupt nicht.

Das Problem dabei ist aber, dass man es als Außenstehender auch nicht pauschal überprüfen kann. Aber kann man sich dabei zumindest selbst sicher sein? Wie könnte man den Unterschied erkennen zwischen etwas wissen und glauben etwas zu wissen?

Hallo Xedion

Ich seh das so: Die eigene Erkenntnis bedarf keiner aussenstehenden Überprüfung, diese ist auch gar nicht möglich - und ist keinem Zweifel mehr unterlegen.
Und man kann sie nicht weiter vermitteln, so wie Du schon selbst auch ansprachst: "in manchen Fällen überhaupt nicht" :)

In meinen Augen ist Erkenntnis einer universalen Gesetzmässigkeit unterlegen. Sie wird uns zuteil, wenn wir uns als ein Teil eines grossen vernetzten Ganzen bewusst werden. In dem alles eins ist, und doch verschieden in sich. :)
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Re: Was können wir wissen?

Beitragvon Xedion » Dienstag 2. November 2010, 17:41

@Elfenpfad

Das Problem welches ich dabei sehe ist eben die Frage nach der Beweisbarkeit. Klar, man muss nicht alles beweisen können und gewisse Dinge sind auch absolut offensichtlich. Ich kann z.B. keinem anderen beweisen, dass ich über ein erlebendes Bewusstsein verfüge, dennoch bin ich mir gewiss, dass es so ist. Jedoch gibt es andere Dinge, die ich zwar unter "implizitem Wissen" einordnen würde, wo ich mir aber selbst nicht so sicher wäre. Manche Leute machen z.B. eine "Gotteserfahrung". Können sie sich sicher sein, dass dies nicht nur Einbildung war? Spätestens dann, wenn sich Dinge widersprechen, muss man diese Frage ja stellen.
Genau hier liegt ja der große Vorteil von explizitem Wissen. Man kann es per Definition überprüfen und "nachrechnen".
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Re: Was können wir wissen?

Beitragvon elfenpfad » Montag 8. November 2010, 00:15

Manche Leute machen z.B. eine "Gotteserfahrung". Können sie sich sicher sein, dass dies nicht nur Einbildung war? Spätestens dann, wenn sich Dinge widersprechen, muss man diese Frage ja stellen.
Genau hier liegt ja der große Vorteil von explizitem Wissen. Man kann es per Definition überprüfen und "nachrechnen".


Hallo Xedion

hmmm .....
Wie würdest Du genau eine "Gotteserfahrung" definieren ? Oder gibt es deren unterschiedlicher Natur in Deinen Augen ?
Eine Gotteserfahrung kann ja in Richtung Erkenntnis gehen, und die hatten wir ja schon als nicht beweisbar definiert.

Und aus welcher Sicht stelltst Du die Frage der Widersprüchlichkeiten, die auftreten könnten: aus Sicht der Betroffenen oder aus Sicht der Aussenstehenden, die davon hören ?

In meinen Augen kann eigentlich nur der Aussenstehende Widersprüchlichkeiten evtl. entdecken. Weil nicht nachvollziehbar ist oder nur schwer, was nicht selbst erlebt worden ist.
Wenn es sich um eine individuelle Gottes - Erfahrung im Sinne einer bewusstseinsverändernden Erkenntnis handelt, die wegweisend ist für das weitere Leben der betroffenen Person, dann spielt es eigentlich keine Rolle, ob man sich diese Gotteserfahrung nach Meinung anderer nur eingebildet hat. Vielmehr stellt sich doch diese zweifelnde Frage erst gar nicht beim Betroffenen, und er wird auch keine Widersprüchlichkeiten sehen. Und der Wunsch nach Überprüfbarkeit und Nachrechnung kommt gar nicht auf.

Solche Erfahrungen sind eh höchst individueller Natur, und stellen sich für jeden einzelnen anders dar.

Genau hier liegt ja der große Vorteil von explizitem Wissen. Man kann es per Definition überprüfen und "nachrechnen".

Hmm, da stellt sich die Frage der Wichtigkeit, welches Wissen wir höher bewerten, für uns Menschenwesen hier auf Erden. Welches Wissen bringt uns weiter, als Teil einer grossen kosmischen Einheit.

Zählt explizites Wissen mehr, weil nachprüfbar? Davon abgesehen, dass diese Nachprüfbarkeit ja auch von einem konstanten Weltbild ausgeht. Was ja auch anfechtbar ist und umstritten.

Wie sagt man so schön : wir schaffen uns unsere Welt selbst. Oder wie hier in diesem Zitat ;

Wir leben immer in einer Welt, die wir uns selber einbilden.
(Johann Gottfried Herder)
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