erster Herbststern der Saison

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erster Herbststern der Saison

Beitragvon ralfkannenberg » Donnerstag 30. August 2012, 12:58

Hallo zusammen,

ich möchte hier mal unabhängig von der Plauderei darüber, dass jede Jahreszeit ihren Stern bzw. ihre Sterne hat, ein natürlich völlig überflüssiges Thema einbringen, welches mich aber beobachtungsmässig in den letzten Wochen auf Trab gehalten hat:

Welches ist der erste Herbststern der Saison ?

Bei den anderen Jahreszeiten ist das eigentlich völlig klar, wobei ich nun normale Beobachtungsbedingungen annehme, also nicht solche in den Alpen mit exzellenter Horizontsicht, sondern solche, wo man am Horizont im Horizontdunst normalerweise eben nichts sieht.

Aber im Herbst ist das überhaupt nicht klar.

Wie geht man hier am besten vor ?

Nun, als erstes muss man wissen, was denn überhaupt ein Herbststern ist. Oder anders gesagt: welche Sterne wollen wir nicht dazurechnen ?

Cassiopeia und Kepheus stehen im Herbst günstiger als im Frühling - günstiger heisst: "höher" am Himmel; dennoch kann man diese als zirkumpolare Sternbilder in unseren Breiten das ganze Jahr sehen.

Und jetzt ist Sommer und da wird man typischerweise bevorzugt Sommersterne wie die Wega sowie genügend nördlich stehende Frühlingssterne wie Arktur gut sehen können.

Also auch das sind keine "Herbststerne". Anders ist das mit genügend nördlich stehenden Wintersternen, wie beispielsweise der Capella; die würde ich durchaus bei der Frage nach dem ersten Herbststern der Saison zulassen.

So, nun habe ich im Wesentlichen geschrieben, welche Sterne nicht in Frage kommen; im nächsten Beitrag will ich dann schreiben, welche Sterne in Frage kommen und wie man darauf kommt, dass sie wirklich in Frage kommen.


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Re: erster Herbststern der Saison

Beitragvon ralfkannenberg » Donnerstag 30. August 2012, 13:28

Ich fange jetzt mal im Tierkreis an.

Steinbock kommt mir da spontan in den Sinn und tatsächlich enthält dieser mir Sadaldabih ("Dabih") und Sadnashira ("Nashira") zwei Sterngruppen der 10 Glücksgestirne (Sadal-Sterne), die während der fruchtbaren Regenzeit wieder aufgegangen sind. Da war dann der Sommer vorbei, d.h. den Schützen würde ich noch zum Sommer rechnen, ab dem Steinbock aber wird der Herbst eingeläutet.

Das grosse Pegasus-Viereck heisst auch Herbstviereck, das legitimiert m.E. genügend, den Pegasus zu den Herbststernbildern zu rechnen, und die Andromeda mit ihrer ganzen Andromeda-Saga ist natürlich das Herbststernbild schlechthin.

Der Herbst hat die wenigsten Sterne 1.Grösse, nämlich nur einen, das ist die Fomalhaut im Südlichen Fisch. Noch nie gehört ? Wundert mich nicht, denn die Fomalhaut steht so weit südlich, dass man sie sowieso von uns aus fast nie sehen kann. Sie dürfte als Kandidat also ausfallen, aufgrund ihrer zu südlichen Lage, d.h. viel zu tiefen Stellung über dem Horizont.


Kehren wir mal zurück zum Steinbock:
Naheliegenderweise kommen hier also zwei Sterne der ersten Glückssterngruppe als Kandidaten in Frage, das sind Algiedi (alf Cap) und Sadaldabih (bet Cap). Algiedi schafft nur 3.5 mag, während Sadaldabih 3.1 mag schafft, allerdings steht Algiedi günstiger.

Wie auch immer: die 3.Grösse ist ja nicht so überwältigend hell ...


Gehen wir mal nach Osten in den Pegasus:
Denn da findet sich der hellste Stern des Pegasus, das ist Enif (eps Peg) und der schafft immerhin 2.4 mag. Gefühlsmässig würde ich sagen, dass Enif also ein Top-Kandidat ist.

Gehen wir weiter nach Osten, da finden wir an der Spitze des Herbstvierecks den Stern Scheat (bet Peg), der nur 3 Hundertstel schwächer als Enif ist. Also auch Scheat ist m.E. ein valabler Kandidat.

Scheat befindet sich in einem kleinen fast gleichseitigen Dreieck, das so auf dem Herbstviereck aufgepropft scheint, dort steht Scheat an der linken unteren Ecke. Günstiger steht der Stern an der oberen Spitze dieses Dreiecks, das ist auch ein Glücksstern, nämlich der fünfthellste Pegasusstern Sadmatar ("Matar"), der immerhin auch 3.0 mag erreicht, das ist nur 6 Zehntel schwächer als Enif. Auch er m.E. ein guter Kandidat.


Unterhalb der Spitze des Herbstvierecks:
Gehen wir nun das Herbstviereck nach rechts hinunter, so gelangen wir zum Hauptstern ("alfa") des Pegasus, das ist Markab. Markab ist aber eine Zehntel Grösse schwächer als Enif und Scheat und steht deutlich ungünstiger. Also bei wolkenfreiem Himmel kein Kandidat.

Aber auf der anderen Seite, d.h. links hinunter am Herbstviereck, da steht nämlich die Sirrah (alf And), die der hellste Stern dieser Region ist, fast 4 Zehntel heller als Enif und Scheat. Wiegen die vier Zehntel den tieferen Stand auf ? M.E ein guter Kandidat.

Gehen wir nun die Andromeda hinunter, da folgt mit Mirach (bet And) ein gleichheller Stern, aber er steht noch tiefer als die Sirrah. Obgleich bisher zweithellster vorgestellter Stern also kein Kandidat, es sei denn eine Wolke bedeckt gerade die Sirrah; gleiches gilt für den noch tieferstehenden dritten Andromedastern Alamak (gam And), der zudem 2 Zehntel schwächer ist als Sirrah und Mirach.


Noch weiter nach links unten:
Gehen wir diese Kette noch weiter nach links hinunter, so gelangen wir in den Perseus, und zwar zu dessen Hauptstern Mirfak (alf Per); dieser ist 3 Zehntel heller als die Sirrah, steht aber deutlich tiefer.


Capella:
Und bei guter Horizontsicht kann man noch weiter links über dem Horizont die helle Capella (alf Aur) funkeln sehen, die schon zu den Wintersternen gehört. Diese steht zwar sehr tief, ist dafür mit 0.1 mag aber immerhin 1.7 Grössenklassen heller als Mirfak.


Und nun haben wir also die Kandidaten beisammen:
1. Steinbock, Algiedi: 3.57 mag
2. Steinbock, Sadaldabih: 3.08 mag; heller als Algiedi, aber etwas tiefer
3. Pegasus, Enif: 2.39 mag; kaum tiefer als Algiedi und Sadaldabih
4. Pegasus, Scheat: 2.42 mag; ~gleichell wie Enif, ~gleichhoch wie Enif
5. Pegasus, Sadmatar: 3.00 mag; höher als Enif und Scheat
6. Andromeda, Sirrah: 2.06 mag; tiefer als Scheat und Enif
7. Perseus, Mirfak: 1.79 mag; noch tiefer als die Sirrah
8. Fuhrmann, Capella: 0.06 mag; sehr hell, aber sehr horizontnah


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Re: erster Herbststern der Saison

Beitragvon ralfkannenberg » Dienstag 4. September 2012, 18:24

ralfkannenberg hat geschrieben:Und nun haben wir also die Kandidaten beisammen:
1. Steinbock, Algiedi: 3.57 mag
2. Steinbock, Sadaldabih: 3.08 mag; heller als Algiedi, aber etwas tiefer
3. Pegasus, Enif: 2.39 mag; kaum tiefer als Algiedi und Sadaldabih
4. Pegasus, Scheat: 2.42 mag; ~gleichell wie Enif, ~gleichhoch wie Enif
5. Pegasus, Sadmatar: 3.00 mag; höher als Enif und Scheat
6. Andromeda, Sirrah: 2.06 mag; tiefer als Scheat und Enif
7. Perseus, Mirfak: 1.79 mag; noch tiefer als die Sirrah
8. Fuhrmann, Capella: 0.06 mag; sehr hell, aber sehr horizontnah

Hallo zusammen,

machen wir hier mal weiter.

Es hat sich gezeigt, dass die helle Capella erst rund 1 Stunde nach den ersten Herbststernen aus dem Horizontdunst auftaucht und somit "aus allen Traktanden" fällt, keinmal hat sie es in die Top 10 geschafft.

Es hat sich auch gezeigt, dass - zumindest am Rande der Stadt - die beiden Steinbocksterne eine zu tiefe Deklination haben, um gegen die ersten Pegasus- und Andromedasterne anzukommen.

Auch der Top-Favorit Sirrah in der Andromeda steht zu ungünstig, um bisher in die Top 3 gelangen zu können.

Und die grosse Überraschung an sich war, dass seit dem ersten Auftauchen der Herbststerne vor Mitternacht - das war am 15.Juli der Fall - immer dieselben drei Sterne "auf dem Podest" standen, sieht man einmal von 2 Abenden ab, an denen breite Wolkenbänder die Sicht auf weite Himmelsteile völlig verdeckten. Diese drei Sterne kamen allesamt mal auf Platz 1, mal auf Platz 2 und mal auf Platz 3.

Häufigster erster Herbststern am Abend - auch am 15.Juli - war der hellste Pegasusstern Enif, den man u.a. in der etwas schiefen Spiegelung der hellen Wega im Sommerdreieck an der Achse Deneb (Schwan) - Atair (Adler) finden kann.

Zweithäufigster erster Herbststern am Abend - auch am 15.Juli war er der zweite Herbststern - war der zweithellste Pegasusstern Scheat an der Spitze vom Herbstviereck, den man auch in senkrechter Spiegelung der hellen Wega im Sommerdreieck an der Achse Deneb (Schwan) - Atair (Adler) finden kann, dabei führt die Spiegelachse unmittelbar neben Deneb vorbei.

Und dritthäufigster erster Herbststern am Abend - auch am 15.Juli war er der dritte Herbststern - war der fünthellste Pegasusstern Sadmatar an der Spitze des am Herbstviereck bei Scheat aufgepropften kleinen Pegasusdreiecks, an dessen unterer Ecke Scheat steht.


Diese 3 Sterne haben also bislang den Herbstbewerb unter sich ausgemacht.

Meistens folgte dann auf Platz 4 der prominenteste Herbststern, der Andromedastern Sirrah an der linken Ecke des Herbstviereckes, der allerdings oftmals an sich überraschend dem Pegasusstern Sadalbari an der rechten Ecke (der linke der beiden dort stehenden Sterne) des kleinen Pegasusdreiecks, der fast 1.5 mag schwächer als die Sirrah ist, den Vortritt lassen musste. Der grund hierfür ist an sich einfach: während die Sirrah irgendwo alleine am Himmel steht, kann man Sadalbari sehr einfach sehen, wenn man Scheat links neben ihm und Sadmatar über ihm sieht.

Die Top Ten werden dann bei normalen Sichtbedingungen vervollständigt durch Markab (alf Peg), Mirach (bet And), Alamak (gam And), Mirfak (alf Per) und - das wusste ich nicht - gam Per, der nach seinem Aufgang über Mirfak steht.

Ich persönlich vermute, dass sich das aber ändern wird, sobald die Sirrah nach Abschluss der Dämmerung höher und somit günstiger steht; die Frage ist dann nur, ob dann auch schon Mirfak, der ja 3 Zehntel heller ist, auch schon hoch genug steht, um vor der Sirrah auffindbar zu sein. Und sobald die helle Capella nach Dämmerungsende sichtbar ist ist dann der Herbstbewerb sowieso beendet - gegen diesen Winterstern sogar 0.Grösse kommen die ganzen Herbststerne natürlich nicht an.

Ach ja, die hellsten Steinbock- und Wassermannsterne folgen dann ebenso wie delta Andromedae und die Pegasussterne der Pegasuskette von Markab zu Enif auf den weiteren Plätzen, zu denen sich ab Anfang August dann auch noch Algol (bet Per) gesellt hat.


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Re: erster Herbststern der Saison

Beitragvon ralfkannenberg » Freitag 7. September 2012, 09:28

Nach fast einer Woche Wolken wieder einmal ein halbwegs beobachtbarer Himmel.

Langsam wird es eng für die Sirrah, wobei ich die Capella auch gestern abend nicht sehen konnte.
Statt dessen alles wie gehabt: Enif vor Scheat und Sadmatar, dann auf Platz 4 die Sirrah.

Auf den weiteren Plätzen dann Markab, Sadalbari, Mirach, Alamak, Mirfak, gamma Persei, delta Andromedae und Sadalhomam; Steinbock und Wassermann noch zu tief und - im Gegensatz zur Andromeda-/Perseusseite durch Wolken verdeckt.


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Re: erster Herbststern der Saison

Beitragvon ralfkannenberg » Freitag 7. September 2012, 18:31

Heute abend könnte das was werden; die Sonne scheint, es ist etwas diesig und fast wolkenfrei und es weht ein leichter kühler Wind.

Und im Gegensatz zu gestern bin ich heute abend im Garten und habe dort gute Rundumsicht und weniger Umgebungslicht.

Ob es die Sirrah heute schaffen kann ? Oder werden sich wieder Enif, Scheat und Sadmatar durchsetzen ?

Stay tuned ;)
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Re: erster Herbststern der Saison

Beitragvon ralfkannenberg » Sonntag 9. September 2012, 17:05

ralfkannenberg hat geschrieben:Stay tuned ;)

So Leute,

langsam wird es spannend. Bislang standen Enif, Scheat und Sadmatar so viel günstiger als die anderen, dass selbst eine Dunstschicht oder kleine Wolke schnell genug weiterzog, ehe die Andromedasterne Sirrah oder auch Mirach - beide 4/10 heller - genügend hoch standen und gesehen werden konnten.

Das ist jetzt vorbei, d.h. man kann alle 5 Sterne in der Dämmerung in etwa gleichzeitig sehen. Somit ist nun ein weiteres Kriterium hinzugekommen: "wie einfach findet man den Stern". Mirach steht etwas tiefer als Sirrah, aber die 3 ersten Cassiopeiasterne zeigen wie eine Pfeilspitze auf ihn, während die "arme" Sirrah da irgendwie verloren in der Landschaft herumsteht. Ohne Scheat und idealerweise Sadmatar oder ohne Mirach kann man sie fast nicht finden - der Wegweiser aus der Cassiopeia ist schief und die eineinhalbfache Verlängerung der Wega über Deneb und dann etwas nach rechts ist in der Dämmerung zu ungenau - das reicht nur, um sie von Scheat unterscheiden zu können.

Der überlegene "Führende" der Herbststern-Wertung, der hellste Pegausstern Enif, fiel am Freitag auf Platz 5 zurück, während die Sirrah ihren ersten Podestplatz erzielte. Gestern kam Enif wieder auf Platz 2.

Beide "Siege" gingen an den zweithellsten Pegasusstern Scheat, Sadmatar kam auf die Plätze 2 und 3.

Am Freitag war es in Horizontnähe etwas diesig, die Capella folgte eine gute dreiviertel Stunde nach den Herbststernen, gestern indes folgte sie schon nach nur 20 Minuten ! - Bei 4 Minuten pro Tag (Erdbewegung um die Sonne), jedoch 2 Minuten früherer Sonnenuntergang pro Tag, gewinnt die Capella pro Tag 2 Minuten auf die Herbststerne.


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Re: erster Herbststern der Saison

Beitragvon ralfkannenberg » Montag 10. September 2012, 13:47

ralfkannenberg hat geschrieben:langsam wird es spannend. Bislang standen Enif, Scheat und Sadmatar so viel günstiger als die anderen, dass selbst eine Dunstschicht oder kleine Wolke schnell genug weiterzog, ehe die Andromedasterne Sirrah oder auch Mirach - beide 4/10 heller - genügend hoch standen und gesehen werden konnten.

Das ist jetzt vorbei, d.h. man kann alle 5 Sterne in der Dämmerung in etwa gleichzeitig sehen. Somit ist nun ein weiteres Kriterium hinzugekommen: "wie einfach findet man den Stern". Mirach steht etwas tiefer als Sirrah, aber die 3 ersten Cassiopeiasterne zeigen wie eine Pfeilspitze auf ihn, während die "arme" Sirrah da irgendwie verloren in der Landschaft herumsteht.

Inzwischen sind es derer 7 Sterne, da nun auch schon die gesamte Andromedakette (d.h. inkl. Alamak) sowie in Fortsetzung Mirfak genügend hoch stehen.

Die einfache Auffindbarkeit hat gestern einem zweiten Andromedastern einen Podestplatz beschert (Mirach), danach konnte man schräg über ihr die Sirrah sehen, während Enif von Platz 2 auf Platz 7 zurückfiel. - Konsequent übrigens auf Platz 8 der Hauptstern des Pegasus Markab, der gleich hoch wie die Sirrah auf der anderen Seite im Herbstviereck steht, aber 4 Zehntel schwächer ist.

Überraschenderweise dritter "Sieg" in Folge für den Pegasusstern Scheat, und in seinem "Sog" schräg über ihm sehr einfach auffindbar Sadmatar auf Platz 2.

Ehe die Capella aus dem Horizontdunst auftauchen konnte waren dann aber schon Wolken aufgezogen und haben dem Ganzen ein Ende gesetzt.


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Re: erster Herbststern der Saison

Beitragvon ralfkannenberg » Dienstag 11. September 2012, 12:24

miserables Wetter, erst nach 1 Stunde Lücken in den Wolken; zunächst Region um Enif begünstigt; völlig überraschend Andromedastern Mirach auf Platz 1, vor Scheat (Pegasus), Sirrah (Andromeda), Enif (Pegasus), Markab (Pegasus), Sadmatar (Pegasus) und Alamak (Andromeda).

Nach ~30 Minuten zogen die Wolken wieder zu.
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Re: erster Herbststern der Saison

Beitragvon ralfkannenberg » Donnerstag 13. September 2012, 12:49

An Occurrence at Owl Creek Bridge (Ambrose Bierce) hat geschrieben:Overhead, as he looked up through this rift in the wood, shone great golden stars looking unfamiliar and grouped in strange constellations. He was sure they were arranged in some order which had a secret and malign significance.


Hallo zusammen,

gestern und vorgestern abend regnete es ja, doch heute morgen kurz vor 6 Uhr war ich kurz im Badezimmer und konnte dort aus dem offenen Fenster in einer Wolkenlücke einen Stern sehen. "Capella" dachte ich mir und ging zurück ins Bett.

In der Schule haben wir im Englisch-Unterricht jene Kurzgeschichte "An Occurrence at Owl Creek Bridge" von Ambrose Bierce gelesen, die eine Begebenheit aus dem Bürgerkrieg schildert, wo ein Mann glaubt, seiner Hinrichtung entgangen zu sein und nun durch den dunklen Wald nach Hause flieht. Aus diesem Zusammenhang folgt dann oben zitierter Satz, und seit wir das in der Schule gelesen haben stört es mich, wenn ich am Himmel einen Stern sehe und nicht weiss, welcher das ist.

Also gut, statt noch zu schlafen zog ich mich an und ging vors Haus. Nein, die Capella stand im Zenit, etwas rechts unter ihr der helle Jupiter, rechts neben ihm Aldebaran, unter ihnen die beiden Schultersterne des Orion, Beteigeuze und Bellatrix, und auch Rigel am Fusse des Orions war zu sehen. - Schön übereinander auch Castor und Pollux und auf dem Weg zum Orion der dritthellste Zwillingsstern Alhena am Fuss von Castor.

Das alles war aber nicht der Stern vom Badezimmerfenster. Schräg rechts unter diesem Stern stand ein heller Stern … - was soll das denn ? Dort gibt es keinen hellen Stern. Ja schlimmer noch, auf der gleichen Höhe, links ein gutes Stück entfernt noch ein fast gleich heller Stern, beide leicht rötlich. Meine "Lieblingsbedingungen" – tiefe Wolkendecke, darüber schöner klarer Himmel, so dass auch schwächere Sterne hell scheinen. Eigentlich "passen" für die beiden nur rechts Dubhe, der hintere obere Kastenstern des Grossen Wagen, und links Kochab im Kleinen Wagen. Aber dort - und in dieser Helligkeit ??

Der Badezimmer-Stern war gerade wieder einmal hinter den Wolken verschwunden, müsste eigentlich der Polarstern sein, der steht doch da irgendwo. - Der rechte leicht rötliche Stern stand in der Verlängerung Orionschulter durch die Zwillinge durch … - ja doch - das ist tatsächlich das Gebiet des Grossen Wagen.

Und der linke leicht rötliche Stern müsste dann im Kleinen Wagen stehen, also käme Kochab durchaus in Frage, aber irgendwie passte das alles nicht richtig zusammen. Vielleicht doch die Cassiopeia ? Die steht eigentlich höher …

Ok, ich war nun sowieso schon aufgestanden, ging also die Strasse hinauf, wo keine Häuser mehr stehen und wo man freien Blick hat. Hübsch die Venus halb hoch im Osten, über dem von einer Wolke teilweise bedeckten Mond.

Und ja, auf dem Weg die Strasse hinauf strahlte mir noch ein Stern entgegen, weit unter dem ersten Stern – nun war es klar:


Der erste rechte rötliche Stern ist tatsächlich Dubhe, der hintere obere Kastenstern des Grossen Wagen, der nun auf der Deichsel steht und dessen Deichselende in den Horizontdunst eingetaucht war. Der Stern, der mir zuhilfe kam, war Alioth, der hellste Stern des Grossen Wagen am kastenseitigen Deichselende. Und wenn die Deichsel da unten war, dann war der Badezimmer-Stern der Polarstern und der linke rötliche Stern wie schon vermutet Kochab. Dann tauchte noch ein Stern auf, das war die endgültige Bestätigung: das war der dritthellste Bärenstromstern Phekda, der untere vordere Kastenstern.

Mit etwas Geduld konnte man dann alle Wagensterne mit Ausnahme des horizontnahen dritten Deichselsternes und auch den zweiten hinteren Kastenstern des Kleinen Wagen sehen, auf dem Rückweg nach Hause dann noch El Nath zwischen Aldebaran und der Capella sowie den Oriongürtel.

Unsere Herbststerne ? - Alle hinter Wolken verdeckt.


Danach konnte ich dann noch zwei schöne erholsame Stunden schlafen, ehe mich meine Frau kurz nach 8 Uhr geweckt hat.

Was für absurde Beobachtungsbedingungen und das alles nur, um wohlbekannte Sterne des Grossen und Kleinen Wagen zu "entdecken".


Freundliche Grüsse, Ralf



EDIT 14:51 Uhr: ergänzt "mit Ausnahme des horizontnahen dritten Deichselsternes"
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Re: erster Herbststern der Saison

Beitragvon ralfkannenberg » Freitag 14. September 2012, 21:12

Der "Herbstbewerb" nähert sich seinem Ende, die helle Capella lag heute trotz mässiger Bedingungen nur noch 10 Minuten zurück und war erstmals vor den schwächeren Herbststernen sichtbar.

Der "Tagessieg" ging wieder einmal an den hellsten Pegasusstern Enif, vor Scheat und den beiden Andromedasternen Sirrah und Mirach. Nach kurzer Zeit kamen dann Sadmatar und Markab, dann die Andromedakette hinunter Alamak, Mirfak und gamma Persei hinzu.

Der Grund, warum heute erneut die beiden Pegasussterne vorne lagen, war der, dass ich die Cassiopeiasterne, mit deren Hilfe man die Andromedasterne - vor allem Mirach und Alamak - ganz gut finden kann, nicht rechtzeitig sehen konnte, während ich Enif und Scheat mithilfe des Sommerdreiecks, das ja aus deutlich helleren Sternen als die Cassiopeia besteht, aufsuche. Und mithilfe von Scheat habe ich dann auch sofort die bereits etwas helleren Sirrah und Mirach gefunden.


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