Wann ist eigentlich Vollmond ?

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Wann ist eigentlich Vollmond ?

Beitragvon ralfkannenberg » Sonntag 2. September 2012, 19:01

Hallo zusammen,

das ist so eine typische Frage, wie man sich als astronomie-interessierter Ehemann bei seiner Ehefrau blamieren kann.

Gestern waren wir beide also in Einsiedeln und haben noch zu Abend gegessen, als die Wolkendecke kurz aufriss und wir also den Mond sehen konnten. Der war so ziemlich voll und meine Frau meinte beiläufig "gestern war Vollmond".

Ich schaute nochmals hinaus und - Ihr wisst es ja, ich bin ein Nein-Sager - ich schaute mir den Mond nochmals an und sagte - "das verstehe ich nicht".

Da das menschliche Auge die "Vollheit" des Mondes nicht gut erkennen kann, sieht der Mond auch wenige Tage vor und nach Vollmond "voll" aus und aus diesem Grunde habe ich mir schon lange angewöhnt, den Vollheit des Mondes anders abzuschätzen:

Vollmond heisst ja, der Mond steht auf der anderen Seite der Erde als die Sonne. Abends bedeutet das, dass am Vollmond-Tag der Mond dann aufgeht, wenn die Sonne untergeht und das kann man bei guter Horizontsicht recht einfach beurteilen: sind noch Sonne und schon Mond sichtbar, so ist es kurz vor Vollmond und geht der Mond erst nach Sonnenuntergang auf, so ist eben kurz nach Vollmond.

Ich schaute mir also den Mond an, schätzte ganz grob die Schiefe der Ekliptik bei den Sternbildern Schütze, Steinbock und Wassermann und kam zum Ergebnis, dass der Mond um 21:45 Uhr MESZ rund 30° von seinem Aufgangsort entfernt ist, also rund 2 Stunden bereits am Himmel steht. Und da die Sonne weniger als 2 Stunden zuvor untergegangen war, schloss ich daraus, dass beim Mondaufgang die Sonne noch Himmel stand und der Vollmond also erst morgen (also heute) sein kann.

Meine Frau meinte dann, dass es im Kalender vielleicht ein Druckfehler ist.

Wieder zuhause war ich einen Blick in mein astronomisches Jahrbuch und wie ganz ganz hässlich, Vollmond war am Freitag. Wie nur war das möglich ? Ich kann doch hoffentlich noch "ungefähr 30°" von "ungefähr 15°" unterscheiden !!

Die einzige Möglichkeit schien mir die Neigung der Mondbahn gegenüber der Ekliptik zu sein, denn wenn der Mond nördlich der Ekliptik steht geht er natürlich auch etwas früher auf.

Ich wälzte nun einige Tabellen: die Mondbahn ist 6° zur Ekliptik geneigt und tatsächlich stand der Mond gestern rund 6° über der Ekliptik. Und tatsächlich ging der Mond - obgleich der Vollmond schon mehr als 24 Stunden zurücklag, gestern 6 Minuten vor Sonnenuntergang auf !

Meine Faustregel taugt also nur, wenn der Mond nicht allzuweit von der Ekliptik entfernt steht, und gestern hatte ich "Pech" - er war fast maximal von ihr entfernt.

Also: wenn Ihr Euren Ehefrauen imponieren wollt, dann müsst Ihr auch noch die Neigung der Mondbahn zur Ekliptik berücksichtigen, sonst blamiert Ihr Euch nur ... - meine Frau hat das allerdings weit weniger eng gesehen als ich.


Freeundliche Grüsse, Ralf
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Re: Wann ist eigentlich Vollmond ?

Beitragvon Yukterez » Sonntag 2. September 2012, 19:38

Was Grade angeht kann man sich, wenn's wenige sind, leicht ums doppelte verschätzen. Die Methode den rechten Winkel mit den Fingern zu halbieren bis man den Abstand vermessen hat funtioniert halt auch nur bis 11.25°, für den Rest sind Finger einfach zu dick und das Augenmaß zu unsicher. Ich habe mir deshalb jetzt einen Sextanten bestellt. Wenn man wirklich imponieren will, muß man aber auch den Laptop und das Programm Stellarium immer dabei haben :)
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Re: Wann ist eigentlich Vollmond ?

Beitragvon Artie » Montag 3. September 2012, 02:12

:)
Imponieren?
IPad und die App. Luminos.
App. Starten und iPad in Blickrichtung hochhalten...
Dank compass und GPS zeigt das iPad dann was man am unbewölkten Himmel sieht.
*das* macht Laune!
;)
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F1=-F2=> F1+F2 = 0.“

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Re: Wann ist eigentlich Vollmond ?

Beitragvon Artie » Montag 3. September 2012, 02:16

ralfkannenberg hat geschrieben:Ihr wisst es ja, ich bin ein Nein-Sager

Meinst du nicht eher ein "düpflischieser"?
;)
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Re: Wann ist eigentlich Vollmond ?

Beitragvon ralfkannenberg » Montag 3. September 2012, 08:25

Artie hat geschrieben:
ralfkannenberg hat geschrieben:Ihr wisst es ja, ich bin ein Nein-Sager

Meinst du nicht eher ein "düpflischieser"?
;)

Hallo Artie,

ich dachte, das sei so selbstverständlich, dass das nicht noch extra erwähnt zu werden braucht.


Freundliche Grüsse, Ralf
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Re: Wann ist eigentlich Vollmond ?

Beitragvon ralfkannenberg » Montag 3. September 2012, 10:20

Yukterez hat geschrieben:Was Grade angeht kann man sich, wenn's wenige sind, leicht ums doppelte verschätzen. Die Methode den rechten Winkel mit den Fingern zu halbieren bis man den Abstand vermessen hat funtioniert halt auch nur bis 11.25°, für den Rest sind Finger einfach zu dick und das Augenmaß zu unsicher.

Hallo Yukterez,

um "ungefähr 15 Grad" von "ungefähr 30 Grad" zu unterscheiden brauche ich weder Finger, noch rechte Winkel oder sonst was, das geht auch so ziemlich gut. Zumal hier der Fehler in der Schätzung des Mondaufganges aufgrund meiner nur groben Abschätzung der Schiefe der Ekliptik vermutlich grösser gewesen wäre.

Immerhin kann man den Spiess auch umdrehen und aus dem Kalendereintrag zum Vollmond und der Kenntnis des Sonnenunterganges und Mondaufganges auf die Abweichung zur Ekliptik schliessen. Das macht bei maximaler Abweichung immerhin 1 Tag aus !

Ich persönlich finde es immer wieder spannend, dass man ohne Instrument und ohne Präzisionsmessungen auch ganz einfach solche Dinge bestimmen kann.


Freundliche Grüsse, Ralf
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Re: Wann ist eigentlich Vollmond ?

Beitragvon Tachyon » Montag 3. September 2012, 18:57

Eure Frauen sind erst leicht zu imponieren...
Mit technischen Hilfsmitteln oder Nerdwissen hab ich das bei meiner noch nie geschafft.
Was sind eigentlich Tachyonen?
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Re: Wann ist eigentlich Vollmond ?

Beitragvon ralfkannenberg » Montag 3. September 2012, 21:41

Tachyon hat geschrieben:Eure Frauen sind erst leicht zu imponieren...
Mit technischen Hilfsmitteln oder Nerdwissen hab ich das bei meiner noch nie geschafft.

Hallo Tachyon,

ich habe nur Spass gemacht; das mit dem Mond war ihr so was von egal, das hat vor allem mich genervt, dass da irgendetwas nicht stimmt.

Wirklich beeindruckt ist sie, wenn ich ihr einen Stern beschreibe, den ich selber gar nicht sehen kann, weil meine Sehkraft in den letzten Jahren leider etwas nachgelassen hat; so habe ich ihr mal vor einiger Zeit den Steinbock (ihr Sternbild) gezeigt, doch waren die Sichtbedingungen so schlecht, dass ich dessen Sterne selber gar nicht sehen konnte.

Oder letztes Jahr wollte ich wissen, ob Ain oder gamma Tauri heller ist - das sind zwei Hyadensterne. An jenem Abend aber waren die Sichtbedingungen waren miserabel und ich konnte nur den hellsten Hyadenstern theta(2) Tauri und eben gamma Tauri sehen, sonst keinen weiteren Hyadenstern. Aber Ain sollte rund 0.1 mag heller sein als gamma Tauri. - Das nächste Mal in Einsiedeln, wo der Himmel ja viel klarer als in Zürich ist, konnte ich nun alle Hyadensterne sehen, ich wollte aber nicht entscheiden, welcher der beiden heller ist, da ich deren Helligkeiten auswendig weiss, d.h. Ain ist heller als gamma Tauri, d.h. ich "sehe" das, was ich weiss, und nicht das, was am Himmel steht. Deswegen habe ich meine Frau gebeten, die Helligkeiten zu schätzen, da sie die Helligkeiten ja nicht auswendig kennt. Sie hat übrigens die Helligkeiten in der richtigen Reihenfolge geschätzt.

Ich weiss aber immer noch nicht, warum mir gamma Tauri bei schlechten Sichtbedingungen heller als Ain erscheint, obgleich beide fast denselben Spektraltyp haben.

Du siehst, es sind immer wieder so triviale Fragen, die eigentlich völlig unwichtig sind.


Freundliche Grüsse, Ralf
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