Protest im Zeichen der Trauer - ein Trauerspiel ??!??

Moderator: enegh

Protest im Zeichen der Trauer - ein Trauerspiel ??!??

Beitragvon Der Neandertaler » Donnerstag 24. Juli 2014, 19:32

Hallo.
Heute, 24. Juli, jährt sich zum vierten Mal das 'Loveparade'-Unglück von Duisburg. Hier und jetzt soll es nicht primär um diese Ereignis gehen, sondern um das, was danach erfolgte:
Protest! - und dessen Folgen.


Protest gegen die Verantwortlichen, gegen den Veranstalter (Lopavent GmbH in Person von Rainer Schaller) aber besonders gegen Adolf Sauerland (CDU) - den damaligen Oberbürgermeister der Stadt Duisburg, dessen Abwahl, etc.; um Protest im Allgemeinen.

Aber der Reihe nach!
Nach dem 'Loveparade'-Unglück mit vielen Toten und Verletzten formierte sich Protest, gepaart mit Wut - unbändiger Wut. Die Wut resultierte hauptsächlich aus der Tatsache heraus, daß sich Adolf Sauerland hartnäckig dagegen sperrte, persönliche Konsequenzen aus der 'Loveparade'-Katastrophe zu ziehen. Ihn machte man hauptsächlich dafür verantwortlich. Ihm legte man zur Last, er habe Fehler bei der Genehmigung der Loveparade gemacht. Auch wird ihm Versagen im Umgang mit den Angehörigen der 21 Todesopfer vorgeworfen.
Gut, zumindest trägt er die moralische Verantwortung.
Es war trotzdem ein Trauerspiel!
Später wurden zehn Verantwortliche wegen fahrlässiger Tötung von der Duisburger Staatsanwaltschaft angeklagt - wegen "schwerer Fehler bei Planung, Genehmigung und Überwachung von Sicherheitsauflagen der Großveranstaltung im Juli 2010". Darunter waren vier Mitarbeiter des Veranstalters Lopavent - sie hätten "Fehler im Sicherheitssystem" erkennen müssen und, daß folglich "lebensgefährliche Situationen" hätten entstehen können. Den sechs Beschuldigten aus der Stadtverwaltung wurde vorgeworfen, sie hätten die Genehmigung trotz "erkennbarer Undurchführbarkeit des Konzepts" erteilt, beziehungsweise das "Genehmigungsverfahren nicht ausreichend beaufsichtigt". Nicht angeklagt, sondern lediglich als Zeuge geladen, waren der damalige Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU), sowie der Geschäftsführer der Veranstalterfirma Lopavent, Rainer Schaller.
Der Staatsanwalt erklärte:
    "Es liegen keine Anhaltspunkte dafür vor, daß sie (Sauerland, Schaller - die Red.) selbst Einfluß auf die fehlerhafte Planung oder die Erteilung der rechtswidrigen Genehmigung genommen haben. Sie durften auch darauf vertrauen, daß die für die Planung und Genehmigung Verantwortlichen das Vorhaben aufgrund ihrer Fachkenntnisse ordnungsgemäß prüfen würden."
Da es hier und jetzt aber nicht um die Aufarbeitung der Geschehnisse gehen soll (über Schuld oder Unschuld sollen andere richten), deshalb bleibt nur nur festzustellen, daß aus dem vehement dargebrachten Protest, der darin gipfelte, daß eine Bürgerinitiative mit der Sammlung von knapp 80.000 Unterschriften einen Bürgerentscheid erzwungen hat, daß daraus eine Farce wurde.
    80.000 Unterschriften, das sind etwas weniger, als nach dem erleichterten Abwahlverfahren, das der nordrhein-westfälische Landtag 2011 in der "Lex Sauerland" beschlossen hatte, nötig sind.
      (mind. 91.250 Menschen - das entspricht einem Viertel der Wahlberechtigten, müssen nun für eine Abwahl stimmen, um den Oberbürgermeister zur Räumung seines Amtes zu zwingen)
Einen Beschluß, den Adolf Sauerland immer wieder als "parteipolitisches Kalkül" kritisiert hatte.
Bei diesem Bürgerentscheid votierten etwa 129.000 Bürger für die Amtsenthebung des CDU-Politikers - das sind etwa 41! Prozent.
(wahlberechtigt waren 365.000 Einwohner)
An der Neuwahl des Duisburger Oberbürgermeisters beteiligten sich lediglich 28,2! Prozent der Wahlberechtigten.

Was nun zu der Frage veranlaßt, ob der Protest höher zu werten ist, als die Überlegung, was danach kommt ... Überlegungen über die Alternative(n)?

Helmut Kohl sagte mal in anderem Zusammenhang:
    "Entscheidend ist, was hinten rauskommt."
Albert Einstein drückte es anders, diplomatischer aus:
    "Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0. Und das nennen sie ihren Standpunkt."
oder anders ausgedrückt:
    "Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher."
    (ebenfalls Albert Einstein)
Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.

Die Welt ist so geräumig und der Kopf ist so beschränkt.

Zpět k budoucnosti ke nejlebší čas.


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Viele Grüße
Der Neandertaler
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