Längere Lebensdauer, bessere Steuerung, veränderte Sprengkraft: Das US-Militär will nach SPIEGEL-Informationen seine in Europa stationierten Atomwaffen erneuern. Der Plan könnte für neuen Streit in der schwarz-gelben Koalition sorgen.
Eine Welt ohne Atomwaffen: Diese Vision beschwor US-Präsident Barack Obama vor zwei Jahren in Prag. Doch vorerst will das US-Verteidigungsministerium nicht auf die nukleare Option verzichten: Das Pentagon plant nach Informationen des SPIEGEL, Teile des US-Atomwaffenarsenals umfangreich zu modernisieren - auch die in Europa gelagerten Bomben.
Eine neu konstruierte Bombe mit der Bezeichnung B61-12 soll auf Basis des Modells B61-4 entstehen, von dem 10 bis 20 nach Expertenschätzungen in Deutschland auf dem Fliegerhorst des Jagdbombergeschwaders 33 im Eifeldorf Büchel liegen. Das Programm zur Verlängerung der Lebensdauer dieser Nuklearwaffen ("life extension program") soll laut einem Bericht des amerikanischen Rechnungshofes an Kongressabgeordnete "die komplexeste Anstrengung zur Lebensverlängerung sein, die je unternommen wurde".
Nicht nur die konventionellen, auch die nuklearen Komponenten der Bombe würden modernisiert; in Rede steht etwa, die Stärke der nuklearen Sprengladungen zu ändern. Zudem sollen Waffen künftig mit steuerbaren Heckflossen versehen werden, damit sie als Gleitbomben gezielter eingesetzt werden können.
Die technische Entwicklung soll im kommenden Jahr beginnen. Die erste neue Bombe wäre 2017 fertig, danach beginnt die Serienfertigung. Nach dem Bericht haben die Amerikaner bereits vor einem Jahr "mit bestimmten Nato-Verbündeten" über die Modernisierung beraten und dabei eine "Einigung über die zentralen militärischen Charakteristika" der neuen Waffen erzielt.
Die geplante Modernisierung birgt auch Sprengstoff für die Berliner Koalition. Außenminister Guido Westerwelle (FDP) hatte sich für den Abzug der amerikanischen Bomben ausgesprochen. Das Auswärtige Amt erklärte, die "Reduzierung taktischer Nuklearwaffen und, in diesem Rahmen, ihr Abzug aus Deutschland" bleibe ein "wichtiger Teil unserer Agenda". Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) dagegen hat in seinen neuen Verteidigungspolitischen Richtlinien ausdrücklich ein Bekenntnis zur nuklearen Abschreckung integriert.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 51,00.html
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