Britta hat geschrieben:Ahja, eine Ursache? Ich würde eher sagen, Antiamerikanismus ist eine Wirkung, keine Ursache.
Hallo Britta,
es ist wohl beides.
Britta hat geschrieben:Du kannst aber bestimmt erklären, woher dieser Antiamerikanismus in den arabischen Ländern kommt?
Nehmen wir mal ein Beispiel, und zwar die Verringerung der AIDS-Ansteckung in Afrika; ich habe dazu vor längerer Zeit einmal einen Artikel in der NZZ gelesen. Zunächst einmal ist es so, dass die Männer dort keine sonderlich hohe Bereitschaft haben, wenigstens ausserehelich einen Präser drüberzuziehen. Und irgendeinen Impfstoff aus den unbeliebten Vereinigten Staaten sind sie auch äusserst skeptisch gegenüber eingestellt. Nun hat man herausgefunden, dass man mit Beschneidungen (von Männern, nicht von Frauen) das Ansteckungsrisikio um 70% senken kann, auch eine Impfung würde in der Anfangsphase kaum eine bessere Quote erzielen.
Und plötzlich sind alle dabei - männliche Beschneidungen liegen in ihrer kulturellen Tradition, es ist nicht ein Wirkstoff aus den misstrauisch beäugten USA und sie können trotzdem ungeschützt drauflos bums[
ZENSUR].
Doch woher kommen diese Ressentiments ? - Ich sehe sie eigentlich primär den Grund, dass man dort dem Rationalismus gegenüber sehr skeptisch eingestellt ist und lieber doch noch mehr irgendwelchen traditionellen Naturgottheiten (wie auch immer diese dann im Einzelfall aussehen mögen) verhaftet ist und denen Vertrauen schenkt bzw. diese gnädig stimmen möchte. Das Defizit liegt also m.E. darin, dass man dort Zeiten der Aufklärung, die bei uns durchaus sehr schmerzhaft und leider auch mit Opfern verbunden waren, nicht erlebt hat.
Freundliche Grüsse, Ralf