Privatgefängnisse

Moderator: enegh

Re: Privatgefängnisse

Beitragvon elfenpfad » Montag 19. Juli 2010, 14:49

enegh hat geschrieben:Ich möchte gerne wissen, was ihr davon haltet. Privatgefängnisse kennt man vor allem aus den USA, dort sprießen diese Einrichtungen wie Pilze aus dem Boden und ihre Macht geht viel weiter, als bis zu den Gefängnismauern. Die Unternehmen geben im Jahr über 600 Millionen Dollar für Lobbyarbeit im Kongress und den Bundesstaaten aus, denn sie verdienen mehr Geld, je länger die Person in ihrer Einrichtung ist.


die grosse Gefahr dabei ist doch, dass der Vollzug zum lohnenden Geschäft wird, und der Gefangene quasi als Ware herhält.
Resozialisierung, die ja eingentlich im Strafvollzug Hauptthema sein sollte, ( vor allem bei Jugendlichen), gerät so in den Hintergrund.
Die grosse Gefahr, dass der Strafvollzug alls reiner Vollzug verkommt ....

Habe irgendwo gelesen, dass in Ländern, in denen es gang und gäbige Praxis ist, wie Amerika und auch in England, es eine viel höhere Anzahl von Inhaftierten gibt
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Re: Privatgefängnisse

Beitragvon Elfer » Montag 19. Juli 2010, 17:54

Manchmal schadet ein wenig mehr Vollzug auch nicht. :D
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Re: Privatgefängnisse

Beitragvon elfenpfad » Montag 19. Juli 2010, 20:50

Elfer hat geschrieben:Manchmal schadet ein wenig mehr Vollzug auch nicht. :D


Meinst Du, so nach dem Motto : "was einem nicht umbringt, schadet nicht ????" ^^
Und Betonung auf : "manchmal" ??? Die anderen Male, wo es sich dann schädlich auswirkt, ist ja wurscht oder wie ??'

Kann doch keine ersthafte Option sein ......
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Re: Privatgefängnisse

Beitragvon Elfer » Dienstag 20. Juli 2010, 17:50

elfenpfad hat geschrieben:
Elfer hat geschrieben:Manchmal schadet ein wenig mehr Vollzug auch nicht. :D


Meinst Du, so nach dem Motto : "was einem nicht umbringt, schadet nicht ????" ^^
Und Betonung auf : "manchmal" ??? Die anderen Male, wo es sich dann schädlich auswirkt, ist ja wurscht oder wie ??'

Kann doch keine ersthafte Option sein ......


Manchmal heisst, dass es unterschiedliche Vollzugsanstalten gibt, in denen auch die Verhältnisse unterschiedlich sind. Diese sind bei den Häftlingen mal mehr, mal weniger beliebt.

Ein bischen mehr Vollzug heisst, dass der Komfort grundsätzlich auf das Notwendigste reduziert werden muss. Vergünstigungen müssen erarbeitet werden und nicht als Einstiegskapital vorhanden sein, das man stückweise verlieren kann.

Vollzug muss wieder mehr mit Entbehrungen verbunden sein. Kontrollen innerhalb der Anstalten müssen verschärft und Verstöße scharf sanktioniert werden.
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Re: Privatgefängnisse

Beitragvon nocheinPoet » Donnerstag 22. Juli 2010, 22:04

Elfer hat geschrieben:
elfenpfad hat geschrieben:
Elfer hat geschrieben:
Manchmal schadet ein wenig mehr Vollzug auch nicht. :D

Meinst Du, so nach dem Motto: "was einem nicht umbringt, schadet nicht ????" ^^ Und Betonung auf: "manchmal" ??? Die anderen Male, wo es sich dann schädlich auswirkt, ist ja wurscht oder wie ??' Kann doch keine ernsthafte Option sein

Manchmal heißt, dass es unterschiedliche Vollzugsanstalten gibt, in denen auch die Verhältnisse unterschiedlich sind. Diese sind bei den Häftlingen mal mehr, mal weniger beliebt. Ein bischen mehr Vollzug heißt, dass der Komfort grundsätzlich auf das Notwendigste reduziert werden muss. Vergünstigungen müssen erarbeitet werden und nicht als Einstiegskapital vorhanden sein, das man stückweise verlieren kann. Vollzug muss wieder mehr mit Entbehrungen verbunden sein. Kontrollen innerhalb der Anstalten müssen verschärft und Verstöße scharf sanktioniert werden.

Hört sich mehr nach Strafe an, was ist mit denn mit Resozialisierung?
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Re: Privatgefängnisse

Beitragvon Elfer » Freitag 23. Juli 2010, 19:09

Da man die Dinge zu schätzen weiss, wenn man für sie gekämpft hat, kann man sich Resozialisierungsangebote durchaus erarbeiten.

Am Anfang steht die Strafe. Heute werden Resozialisierungsangebote zu häufig zur hafterleichterung und -verschonung genutzt. Das Ziel der Resozialisierung wird da verfehlt. Wer für etwas gearbeitet hat und befürchten muss, dass er es verliert, wenn er nachlässt, hat mehr davon.

Ich glaube, ich solche Differenzierungen nicht nur angedeutet. Vielleicht nicht deutlich genug.

Also, erst einmal heisst es doch Strafe, dann Resozialisierung, dann neue Perspektive.....ohne eine nachhaltige Arbeit der Häftlinge an sich selbst geht es nicht und sie müssen den Beweis dafür erbringen, nicht umgekehrt. :D
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Re: Privatgefängnisse

Beitragvon elfenpfad » Freitag 23. Juli 2010, 19:31

@Elfer

es ging ja um die grosse Gefahr, dass der Vollzug zum lohnenden Geschäft wird, und der Gefangene quasi als Ware herhält.
Und unter diesem Apekt fand ich Deine Bemerkung dazu net so konstruktiv, diese hier
Elfer hat geschrieben:
elfenpfad hat geschrieben:
Elfer hat geschrieben:Manchmal schadet ein wenig mehr Vollzug auch nicht. :D


Meinst Du, so nach dem Motto : "was einem nicht umbringt, schadet nicht ????" ^^
Und Betonung auf : "manchmal" ??? Die anderen Male, wo es sich dann schädlich auswirkt, ist ja wurscht oder wie ??'

Kann doch keine ersthafte Option sein ......





Da geht es ja nur um den reinen Vollzug, je länger der Häftling in der Anstalt weilt, umso mehr Geld wird von den privaten Betreibern dann eingenommen


Über Resozialisierungsangebote wurde in dem Zusammenhang ja noch garnet diskutiert -- ;)
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Re: Privatgefängnisse

Beitragvon Elfer » Freitag 23. Juli 2010, 20:38

elfenpfad hat geschrieben:@Elfer

es ging ja um die grosse Gefahr, dass der Vollzug zum lohnenden Geschäft wird, und der Gefangene quasi als Ware herhält.
Und unter diesem Apekt fand ich Deine Bemerkung dazu net so konstruktiv, diese hier
Elfer hat geschrieben:
elfenpfad hat geschrieben:
Elfer hat geschrieben:Manchmal schadet ein wenig mehr Vollzug auch nicht. :D


Meinst Du, so nach dem Motto : "was einem nicht umbringt, schadet nicht ????" ^^
Und Betonung auf : "manchmal" ??? Die anderen Male, wo es sich dann schädlich auswirkt, ist ja wurscht oder wie ??'

Kann doch keine ersthafte Option sein ......





Da geht es ja nur um den reinen Vollzug, je länger der Häftling in der Anstalt weilt, umso mehr Geld wird von den privaten Betreibern dann eingenommen

Über Resozialisierungsangebote wurde in dem Zusammenhang ja noch garnet diskutiert -- ;)


Das ist so nicht ganz richtig. Erst einmal war meine Antwort eine unmittelbare Reaktion. ebenso konstruktiv, wie Deine Hinweise. Was ist an Vollzug destruktiv? Die Leute sind erst einmal für etwas verurteilt worden und ein Bestandteil des Urteils ist erst einmal die Strafe. Freiheitsentzug und Fremdbestimmung.

Es ging um die Frage der Privatisierung generell. Die Wirtschaftlichkeit war dabei nur ein Aspekt und die grenzenlose Gewinnorientierung erst einmal eine Behauptung, die in Deutschland so keinen Nachweis hat.

Dann hatte niemand eine resozialisierende Betreuung in privaten Gefängnissen gänzlich ausgeschlossen.

Wir reden hier doch erst einmal unabhängig über das Notwendige und die rechtstaatlichen Möglichkeiten, die Vollzugsanstalten (teilweise) zu privatisieren. Doch, wir sprachen auch schon längst von Resozialisierung.

Elfer hat geschrieben:
warum sollte man nicht Teile einer Anstalt in private Hand legen? Die Betriebe können rein privat geführt werden. Sie Therapie- und Sozialsangebote können privat realisiert werden. Es gibt viele privatisierbare Bereiche.


Was die Länge der Haft angeht, so ist diese in Deutschland erst einmal von der Tat, nicht von der Wirtschaftlichkeit der Knäste abhängig.
Wer sich in diesem Bereich auskennt, der weiß, dass die Strafen sich immer deutlicher nach unten orientieren. Ich will damit sagen, dass man sich heute schon mächtig anstrengen muss, damit man lange in den Genuss einer staatlichen Obhut gelangt.
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Re: Privatgefängnisse

Beitragvon Britta » Samstag 24. Juli 2010, 09:40

Elfer hat geschrieben:Was die Länge der Haft angeht, so ist diese in Deutschland erst einmal von der Tat, nicht von der Wirtschaftlichkeit der Knäste abhängig.
Wer sich in diesem Bereich auskennt, der weiß, dass die Strafen sich immer deutlicher nach unten orientieren. Ich will damit sagen, dass man sich heute schon mächtig anstrengen muss, damit man lange in den Genuss einer staatlichen Obhut gelangt.


Die USA sind ja, wie man so schön sagt, eine Demokratie. Nun wird dort offensichtlich Politik für Wall Street gemacht und Privatgefängnisse sind Aktiengesellschaften, ihren Besitzer sind große Konzerne. Privatpersonen schrecken sich vor solchem Aktienbesitz noch ein wenig.

Richter werden dort vom Präsidenten ernannt und Bush hat einige Richter ausgetauscht und Haftstrafen erhöht - im Sinne der Betreiber dieser Privatgefängnisse. Wer in dem Land 3 kleine Vergehen vorzuweisen hat, also 3x wegen Kleinigkeiten verurteilt wurde, der kann ebenfalls mit einer sehr langen Haftstrafe rechnen.

In Deutschland ist es nicht so einfach mit dem Austausch von Richtern. Da wird ein zukünftiger Richter vom Justizminister ernannt. Der muß sich vorher um das Amt bewerben und vorstellen, dann wird seine Bewerbung von Vertretern von Richterschaft, Anwaltschaft und Abgeordneten geprüft. Von daher ist bei uns diese Gefahr nicht vorhanden.
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Re: Privatgefängnisse

Beitragvon nocheinPoet » Samstag 24. Juli 2010, 09:43

Elfer hat geschrieben:
Was ist an Vollzug destruktiv? Die Leute sind erst einmal für etwas verurteilt worden und ein Bestandteil des Urteils ist erst einmal die Strafe. Freiheitsentzug und Fremdbestimmung.

Mal vorweg, eine gute Freundin von mir hat viele Jahre im Strafvollzug gearbeitet, und war dort auch irgendwo Vorsitzende. Und ich finde die Sache mit der Strafe fragwürdig, es geht hier im Rache, darum jemanden Leiden zu lassen, weil das ja gerecht ist, und dann gibt es eben jene die sagen, das hat er auch verdient.

Somit ist die Funktion von Strafe wirklich nur Rache, Jemanden Schmerzen zuzufügen, da dies aber körperlich ja Folter wäre, wird hier eben dann „weich“ gefoltert. Jemanden jahrelang unter solchen Bedienungen wie sie im Gefängnis gegeben sind, zu halten ist in meinen Augen psychische Folter.

Natürlich muss ich hier trennen, wenn mir jemand Leid zufügt, oder meiner Familie oder einem Freund, dann werde ich auch sagen, der muss bestraft werden, der soll auch leiden. Im Grunde kann man den Kreis dann immer weiter fassen, jemand der einen anderen Leid zufügt, soll auch leiden, muss bestraft werden.

Was ist aber das Ziel? Was bringt es uns? Was haben wir von so einer Strafe, was außer dem Wissen, er leidet nun?

Was sollte denn das Ziel sein? Will man verhindern, das es Straftaten gibt? Sollte nicht Resozialisierung immer mit das primäre Ziel sein, und ansonsten der Schutz der Allgemeinheit? Ist Rache wirklich noch „zeitgemäß“?

Wohin wollen wir, wie soll sich unsere Gesellschaft entwickeln?

Ich denke diese Fragen spielen auch eine große Rolle, wenn es darum geht, ob Strafanstalten nun privatisiert werden können. Vom Grundsatz sehe ich so erstmal nicht wirklich einen zwingenden Grund, der dem entgegen spricht.
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