Krieg in Mali

Moderator: enegh

Krieg in Mali

Beitragvon Britta » Mittwoch 16. Januar 2013, 23:14

Krieg in Mali - das ist derzeit das Thema in unseren Medien. Wieder einmal kämpft man gegen böse Terroristen und für Freiheit und Demokratie. Ist das die Wahrheit?

Schauen wir mal: Wer sind die Bösen und wer die Guten?

Da wäre erst mal der Putsch gegen Malis Präsidenten Amadou Toumani Toure. Geputsch hat Amadou Sanago. Der Putsch wäre eigentlich nicht notwendig gewesen, da Neuwahlen anstanden und der Präsident nicht nochmals kandidierte.

Die Bösen, das ist z.B. die AQIM (AlQaida in der Islamischen Maghreb). Die AQIM ist mit der LIFG (Libyan Islamic Fighting Group) verbündet und im Lybienkrieg waren die Kämpfer der LIFG die sogenannten "Rebellen", die man im Kampf gegen Gaddafi unterstützte und die die für den Libyenkrieg erhaltenen oder erbeuteten Waffen gleich an ihre Bruderorganisation weitergaben - was vorauszusehen war, denn 2007 gab die damalige Nr. 2 der AlQaida, Zawahiri, offiziell die Verbrüderung der LIFG mit der AQIM bekannt. Der damalige und heutige Anführer der LIFG ist Abdul Belhaj und dieser ist dafür verantwortlich, dass in Libyen heute Rassen- und Stammeskämpfe toben, deren Ende nicht absehbar ist. Belhaj selbst unterstützt derzeit die "Rebellen" in Syrien mit Waffen und Kämpfern.

Wie geht das nun, dass man in dem einem Land die Terroristen als Verbündete bezeichnet und unterstützt, und im Nachbarland sind es die bösen Terroristen/der Grund zum Angreifen und man bekämpft sie?


Der NATO-Einsatz in Libyen hat die islamistischen Terroristen stark gemacht, sie mit Waffen und Finanzen versorgt, als Söldner benutzt und ausgebildet. So gerüstet verbreiten die Islamisten nun überall Terror, denn sie bekämpfen sich auch schon immer gegenseitig. So liefern sie dem Westen noch dazu einen Grund nach dem anderen, um in fremden Ländern eingreifen zu müssen und wenn sie keinen Grund liefern, dann hilft man halt ein wenig nach.

Mali ist eines der ärmsten Länder der Erde, mit einem pro Kopf Bruttosozialprodukt von etwas mehr wie 800 Euro/Jahr. Dabei ist Mali kein armes Land, wie man schon an einem Blick in die Wikipedia erkennen kann, nur die Menschen sind halt arm:

http://de.wikipedia.org/wiki/Mali

Im Norden gibt es Uran, welches von den Franzosen ausgebeutet wird. Alleine in der Uranmine in Falea soll es ein Vorkommen von der Größe von 5000 Tonnen Uran geben. Der Süden hat dafür die Gold- und Diamantvorkommen.

Seit Ende der 1990er Jahre gewinnt Mali zunehmende Bedeutung als Goldproduzent. Nach Südafrika und Ghana hat Mali die drittgrößte afrikanische Goldindustrie. Daneben werden Phosphate abgebaut. Die Goldlagerstätten befinden sich im Süden des Landes, in Kalana und Kadiolo. Umfangreiche Prospektions- und Förderungslizenzen an ausländische Investoren wie Randgold Resources waren für die große Steigerung der Fördermengen verantwortlich. Eines der modernsten Projekte des Landes ist die Kodieran-Goldmine, die von der malischen Wassoul'Or S.A. betrieben wird und Anfang Januar 2012 die Produktion aufgenommen hat. Die in Frankfurt ansässige Gesellschaft Pearl Gold hält eine 25-prozentige Beteiligung an Wassoul'Or. Seit 1995 werden auch in Sadiola im Kreis Kayes Lagerstätten erschlossen. Für diese Mine verloren 43 Dörfer ihr Land. Für die von der zunächst von der britisch-amerikanischen BHP Billiton, später von der Société Des Mines De Syama S.A. (SOMISY S.A.) erschlossene Goldmine von Syama bei Fourou verloren 121 Dörfer ganz oder teilweise ihr Land. Die gesamte Goldproduktion stieg seit 1992 von 3 auf 51,3 Tonnen (2009) Gold an. Mit 30 Mrd. Malien Francs Deviseneinnahmen (Stand: 2006) wurde Baumwolle als wichtigstes Exportgut längst durch Bergbauprodukte mit einem Anteil von mehr als 75 % an den Exporterlösen abgelöst. Davon sind ca. vier Fünftel Erlöse aus dem Goldexport.

Mali hatte im Mai 2011 eine Revision des Bergbaugesetzes angekündigt in der Hoffnung, dass ein solcher Schritt die Abläufe für den Erwerb von Explorations- und Abbaulizenzen strafft und weitere Investitionen anlockt. Zugleich sollte der Staatsanteil von 20 auf 25 Prozent erhöht werden.

Der französische Atomkonzern Cogema (heute AREVA) entdeckte vor Jahren Uran-, Kupfer- und Bauxitvorkommen in Falea am Mandigo-Plateau im Grenzgebiet zu Senegal. Die Bauxitvorkommen zählen zu den größten der Welt. Im Jahre 2007 schloss die Firma Delta exploration, heute Rockgate Capital Corp. mit der Regierung Malis einen Vertrag über den Abbau dieser Rohstoffe und plante eine große Mine. Über die Vertragsklauseln wurden Stillschweigen vereinbart, aber angeblich wurde ein Gebiet von 150 Quadratkilometer an die Gesellschaft abgetreten.


Jedenfalls wurde die Förderung der Bergbaugesellschaften von dem Coup nicht beeinträchtigt. Lediglich der Wert ihrer Aktien fiel kurzfristig ein wenig, um sich gleich einen Monat später wieder zu erholen.

http://www.miningweekly.com/article/mal ... 2012-04-09
Shares in Malian gold producers have suffered in the wake of the political crisis, with Randgold shedding over 20% of its value, and Avion losing 37%.

Randgold, which owns the Loulo/Gounkoto mining complex and operates the Morilla joint venture with AngloGold Ashanti, saw its American Depository Receipts climbing by more than 10% on the NYSE to trade at $90.25 by 10:30.

Avion jumped over 16% at the opening of the TSX to trade at C$1.00 a share on the news.


Mali hat auch Öl und liegt strategisch gut, um afrikanisches Öl per Pipeline nach Algerien und von dort aus nach Europa zu transportieren. Algerien... - wenn der französische Kriegseinsatz in Mali erfolgreich ist, könnten sich die AlQaida Terroristen nach Algerien absetzen und einen Grund liefern, nach Mali gleich in Algerien einzumarschieren.

Und die Tuareg? Sie sind Nomaden und sich nicht einig. Ein Teil ist im National Movement for the Liberation of Azawad organisiert. Das sind diejenigen, die ihre Unabhängigkeit erklärten und im Norden kämpften und diesen gegenwärtig beherrschen. Dies war der Grund für Amadou Sanogo den Präsidenten zu stürzen, weil dieser unfähig sei, mit den Tuareg und ihrer Rebellion fertig zu werden - aber damit ist in den letzten 50 Jahren niemand fertig geworden.
http://en.wikipedia.org/wiki/MNLA

The goal of the MNLA, to establish a secular and independent state of Azawad out of Northern Mali, contrasted sharply with the aims of the Islamist groups, who wanted a united Mali under Sharia law. Once the Malian government's forces had been evicted the region, the two ideological camps began to turn against each other...

...In the same month, a splinter group broke off from the MNLA; calling itself the Front for the Liberation of the Azawad (FPA), stating that Tuareg independence was no longer a realistic goal and that they must concentrate on fighting the Islamists


Andere Tuareg unterstützen die AQIM und kämpften vorher schon an der Seite der Rebellen in Libyen, während wieder andere Tuareg an Gaddafis Seite kämpften und viele langjährig in Gaddafis Armee Dienst taten.

Wieder andere Tuareg wollen einfach nur Nomaden sein und ihre Ruhe haben - wie so manch andere normale Mensch in Mali.

Dafür, dass es ein Stück öde Wüste ist, ist da ganz schön was los und eigentlich haben wir es früher nie mitbekommen, denn es war nie Thema in unseren Nachrichten.

http://en.wikipedia.org/wiki/Tuareg_reb ... %932009%29

Wer jetzt wirklich die Bösen sind? Eigentlich alle kämpfenden Beteiligten und sicher alle aus niederen Beweggründen :?
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Re: Krieg in Mali

Beitragvon Uli » Donnerstag 17. Januar 2013, 12:56

Du meinst, man sollte auch hier den islamistischen ... äh arabischen ... Frühling unterstützen, der einen "neuen Wind" ins Land bringt? :)
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Re: Krieg in Mali

Beitragvon Britta » Donnerstag 17. Januar 2013, 13:48

Uli hat geschrieben:Du meinst, man sollte auch hier den islamistischen ... äh arabischen ... Frühling unterstützen, der einen "neuen Wind" ins Land bringt? :)

Nein, man sollte sich raushalten. Statt dessen unterstützt man aber alle Seiten. :(
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Re: Krieg in Mali

Beitragvon Der Neandertaler » Samstag 19. Januar 2013, 13:02

Hallo Uli.
Uli hat geschrieben:Du meinst, man sollte auch hier den islamistischen ... äh arabischen ... Frühling unterstützen, der einen "neuen Wind" ins Land bringt? :)

Uli, sieh's mal so:
    Britta hat schon Recht, wenn sie den Eingriff des Westens, respektive Frankreichs kritisiert.
    Es ist vergebene Liebesmüh'.
    Was das kostet?!? - ökonomischer Unsinn!!!!
    Zeitverschwendung!!!!
Erst die Luftangriffe, dann Panzer (ca. 30 an der Zahl), nun müssen auch noch Bodentruppen her (bis zu 2500 Soldaten) - alleine durch unpräzise Luftschläge, welche nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten unterscheiden, dadurch kann man die Islamisten wenig beeindrucken.
Wir sollten uns wirklich heraushalten!
Und weil unsere Bundesregierung so weise ist, ... logistische Hilfe ist das Höchste der Gefühle. Da sie einerseits Frankreich als Partner, als Verbündeter im Unglück anerkennt ... ja anerkennen muß, sich aber andererseits nicht so offensichtlich der Feigheit ausliefern will ... dessen zu erkennen geben will, deshalb stellt sie die zwei Transall-Maschinen ECOWAS zur Verfügung - ist ja das Mindeste, was man für einen Freund tun kann ... tun muß.
Es ist bergüßenswert!
Warum sollten wir Frankreich und letztlich Europa unterstützen, somit das Leben unserer Jungs auf's Spiel setzen und darunter gehen?
Orientieren wir uns doch lieber an den wahren und lupenreine Demokraten - wie Putin, Ahmadinedschad, Gysi, Lötsch oder Sahra Wagenknecht oder ... oder an China.
Warten wir doch bis die Islamisten zu uns kommen - dann haben wir doch leichteres Spiel. Hier können wir die doch besser und leichter bekämpfen - hier kennen wir uns aus ... dort unten müssen wir uns erst neu orientieren. Zeitverschwendung!
Dort unten können wir die Islamisten nicht von der Zivilbevölkerung unterscheiden - hier haben wir's doch einfacher. Wenn die einen Flughafen oder ein Hochhaus gesprengt haben, wissen wir doch, wo wir suchen müssen.
Aber vielleicht wären die ja schneller zu uns gekommen, als wir es uns gewünscht hätten - in Frankreich leben sehr viele Malis ... vielleicht sind ja auch ein paar Islamisten darunter. Freuen wir uns! - können wir unsere Technik viel früher ausprobieren. Und um eine Bank wär es ja auch nicht schade!

Ich denke mal, François Hollande hat sich verkalkuliert.
wenn einer schon so heißt wie ein Land ... ein flaches, ebenes Land, ... Holland
der denkt vielleicht auch so?
Einerseits möchte er die Uranminen sichern - Uran braucht Frankreich dringend für seine Atomkraftwerke, eine strahlende Technik - andererseits spekuliert er auf's Öl - dessen Vorhandensein wird aber vorerst nur vermutet. François, Junge, nimm Dir ein Beispiel an den Deutschen - die setzen auf regenerative Energie ... und sparen noch dabei. Werden dazu auch noch mit russischem Gas belohnt - sie sind ja an russischer Seite ... auf der richtigen Seite.
Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.

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Re: Krieg in Mali

Beitragvon Britta » Samstag 19. Januar 2013, 17:39

Der Neandertaler hat geschrieben:
    Britta hat schon Recht, wenn sie den Eingriff des Westens, respektive Frankreichs kritisiert.
    Es ist vergebene Liebesmüh'.
    Was das kostet?!? - ökonomischer Unsinn!!!!
    Zeitverschwendung!!!!

Nein, so gesehen nicht.

Die nationale Sicherheit ist ja inzwischen gefährdet, wenn es um die Resourcen geht. Wenn es in einem rohstoffreichen Land Unruhen gibt, dann muss man sich einmischen, damit die Geschäfte weiterlaufen. Es geht ja in Mali um viel Geld für europäische Konzerne.

Der Neandertaler hat geschrieben:Erst die Luftangriffe, dann Panzer (ca. 30 an der Zahl), nun müssen auch noch Bodentruppen her (bis zu 2500 Soldaten) - alleine durch unpräzise Luftschläge, welche nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten unterscheiden, dadurch kann man die Islamisten wenig beeindrucken.

Um die Menschen geht es nie, Zivilisten sind egal. Auch um Freiheit und Demokratie geht es nicht.

Der Neandertaler hat geschrieben:
Wir sollten uns wirklich heraushalten!
Und weil unsere Bundesregierung so weise ist, ... logistische Hilfe ist das Höchste der Gefühle. Da sie einerseits Frankreich als Partner, als Verbündeter im Unglück anerkennt ... ja anerkennen muß, sich aber andererseits nicht so offensichtlich der Feigheit ausliefern will ... dessen zu erkennen geben will, deshalb stellt sie die zwei Transall-Maschinen ECOWAS zur Verfügung - ist ja das Mindeste, was man für einen Freund tun kann ... tun muß.
Es ist bergüßenswert!
Warum sollten wir Frankreich und letztlich Europa unterstützen, somit das Leben unserer Jungs auf's Spiel setzen und darunter gehen?

Auch Deutschland hat wirtschaftliche Interessen in Mali und mal sehen, obe es wirklich nur die 2 Transall Maschinen sind und ob es dabei bleibt.

Der Neandertaler hat geschrieben:Warten wir doch bis die Islamisten zu uns kommen - dann haben wir doch leichteres Spiel. Hier können wir die doch besser und leichter bekämpfen - hier kennen wir uns aus ... dort unten müssen wir uns erst neu orientieren. Zeitverschwendung!

Wenn wir ihnen ein Leben in ihrem eigenen Land unmöglich machen, könnte das ganz schnell passieren.

Der Neandertaler hat geschrieben:Dort unten können wir die Islamisten nicht von der Zivilbevölkerung unterscheiden - hier haben wir's doch einfacher.

Bei all den Flüchtlingen, die wir nicht haben wollen, wie willst du da zwischen Zivilist und Terrorist bei uns unterscheiden? :?

Der Neandertaler hat geschrieben:Ich denke mal, François Hollande hat sich verkalkuliert.
wenn einer schon so heißt wie ein Land ... ein flaches, ebenes Land, ... Holland
der denkt vielleicht auch so?
Einerseits möchte er die Uranminen sichern - Uran braucht Frankreich dringend für seine Atomkraftwerke, eine strahlende Technik - andererseits spekuliert er auf's Öl - dessen Vorhandensein wird aber vorerst nur vermutet.

Für mich sieht es eher so aus, als würde sich Geschichte wiederholen und sowas wie eine Recolonialisierung Afrikas stattfinden. Der Kontinent ist einfach zu reich an Rohstoffen, was für die Menschen die dort leben ein Fluch ist. Da werden wahre Demokraten zu Piraten. Nur überfallen sie keine Schiffe sondern Länder.
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Re: Krieg in Mali

Beitragvon galileo2609 » Samstag 19. Januar 2013, 18:34

Algerien hat auch jetzt das zu Ende gebracht, was es seit zwanzig Jahren immer geschafft hat. Das Problem vom eigenen Boden zu tilgen.

Grüsse galileo2609
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Re: Krieg in Mali

Beitragvon Herr Senf » Samstag 19. Januar 2013, 19:07

Zum Al-Qaida-Problem und anderen Hintergründen Öl ins Feuer http://www.heise.de/tp/artikel/33/33379/1.html , diesmal war's (nur) ein Gasfeld.
ich will auch mal was dazu sagen
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Re: Krieg in Mali

Beitragvon Britta » Samstag 19. Januar 2013, 21:40

Herr Senf hat geschrieben:Zum Al-Qaida-Problem und anderen Hintergründen Öl ins Feuer http://www.heise.de/tp/artikel/33/33379/1.html , diesmal war's (nur) ein Gasfeld.


Jahresgewinn: über 3 Milliarden Euro....

...Die Straßen sind ungeteert, die Häuser aus rotem Lehm gebaut. Für 2013 oder 2014 ist eine weitere Mine in Imouraren geplant, die jährlich 5000 Tonnen fördern soll. Dazu sind Investitionen in Höhe von 1,2 Milliarden Euro nötig.


3 Milliarden, 1,2 Milliarden - so viel Geld, dass französische Konzerne machen und investieren und die Bevölkerung lebt in Häusern aus Lehm und mit ungeteerten Straßen. :?

Ob in Mali oder Niger oder sonstwo, es ist immer das Gleiche.

Die gestürzte Regierung in Mali hatte wohl vor, die staatlichen Anteile an den Minengesellschaften zu erhöhen.

http://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/T ... 40546.html

Staatliche Beteiligung soll erhöht werden / Bergbaugesetz auf dem Prüfstand
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Re: Krieg in Mali

Beitragvon Britta » Samstag 19. Januar 2013, 21:45

galileo2609 hat geschrieben:Algerien hat auch jetzt das zu Ende gebracht, was es seit zwanzig Jahren immer geschafft hat. Das Problem vom eigenen Boden zu tilgen.

Grüsse galileo2609


Ich glaube, die Probleme in Algerien fangen jetzt erst so richtig an.
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Re: Krieg in Mali

Beitragvon Der Neandertaler » Sonntag 20. Januar 2013, 15:16

Halo Britta.
Liebes, kannst Du Dich noch an folgende Aussage von unserem damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler erinnern:
    "Meine Einschätzung ist aber, daß insgesamt wir auf dem Wege sind, doch auch in der Breite der Gesellschaft zu verstehen, daß ein Land unserer Größe mit dieser Außenhandelsorientierung und damit auch Außenhandelsabhängigkeit auch wissen muss, daß im Zweifel, im Notfall auch militärischer Einsatz notwendig ist, um unsere Interessen zu wahren, zum Beispiel freie Handelswege, zum Beispiel ganze regionale Instabilitäten zu verhindern, die mit Sicherheit dann auch auf unsere Chancen zurückschlagen negativ durch Handel, Arbeitsplätze und Einkommen. Alles das soll diskutiert werden und ich glaube, wir sind auf einem nicht so schlechten Weg."
Daß er also über genau dieses Thema nachdachte ... über Wirtschaftsinteressen und deren (militärische) Sicherstellung. Er hat also damit eine heftige, aber dennoch notwendige Debatte entfacht.
Kannst Du Dich ebenso an die daraufolgenden, zwangsmäßigen und absehbaren Reaktionen ... zwanghaften und reflexartigen Reaktionen erinnern? ... was dann alles dahinein interpretiert wurde?
In Online-Medien hieß es dazu:
    "Köhler entfacht neue Kriegsdebatte"
Jürgen Trittin spricht gar von Kanonenbootspolitik. Thomas Oppermann (SPD) sagte:
    "In so einer Situation eine Debatte darüber zu beginnen, daß die Bundeswehr jetzt zur Durchsetzung handelspolitischer Ziele eingesetzt werden könne - da erschließt sich mir in keiner Weise der politische Sinn dieser Diskussion"
dieLinke-Parteichefin Gesine Lötzsch befand dazu treffend:
    "Erst hieß es, wir wollen den Terrorismus bekämpfen, dann hieß es, wir wollen die Frauen befreien - keine dieser Begründungen entsprach der Wahrheit. Die Wahrheit sind die wirtschaftspolitischen Interessen - das hat Herr Köhler, ob bewußt oder unbewußt, ausgeplaudert"
      daß ist auch das einzig Gute an dieser Partei, sie treffen immer richtige Analysen ... stellen die richtigen Fragen, haben aber selten die richtigen Lösungen.... die richtigen Antworten parat.
      Eben Populismus pur!
Ich werde immer bemitleidenswert und mißtrauisch angeschaut, wenn ich behaupte, daß es uns nur deshalb so (relativ) gut geht, weil es anderswo Armut gibt. Daß wir - global gesehen, aber durchaus auch hierzulande - Armut benötigen, damit es uns einigermaßen gut geht.
Es gibt nunmal hierzulande Themen und Situationen, die dürfen nunmal nicht an- und ausgesprochen werden ... schon alleine der Gedanke daran ist verhehrend und strafbar. Manchmal komme ich mir vor wie im Mittelalter, zu dieser Zeit wurde der Überbringer schlechter Nachrichten schlichtweg gemeuchelt.
deswegen 'die gute alte Zeit', 'die goldenen Jahre'???
... niemand traute sich mehr, schlechte Nachrichten auszusprechen
Es hat aber (noch) niemand davon gesprochen, daß französisches und nachbarschaftliches (ECOWAS) Eingreifen zugunsten und zur Hilfe der Bevölkerung geschieht.
zumindest hab ich es nicht vernommen - hab ich da was verpaßt?
Aber in der dortige Bevölkerung wird das Eingreifen der französischen Streitkräfte feierlich begrüßt.

Ist beides verwerflich und strafbar? ... (westliches) französisches Eingreifen und dortige Jubelfeiern? ... daß auch die dortige Bevölkerung in diesem Eingreifen eine Hilfe sieht?
In Deinen Berichten und Antworten lese ich aber immer selbiges heraus, daß (westliches) Eingreifen töricht und strafbar sei, daß dies aber auch nicht gewünscht sei.
Antwort auf Ulis Einwand:
Britta hat geschrieben:Nein, man sollte sich raushalten. Statt dessen unterstützt man aber alle Seiten. :(
...abgesehen von der nicht nachgewiesenen beiderseitigen Unterstützung ... der wissentlichen Unterstützung.
    auch das lese ich zwischen den Zeilen aus Deinen Beiträgen heraus:
    wissentliche und vorsätzliche westliche Handlungen, letztlich Dummheit
Die malischen Tuareg-Nomaden zum Beispiel, haben auf Seiten des Gaddafi-Regimes gekämpft - deren Bekämpfung war also seinerzeit durchaus 'legitim'.
    Tuareg:
      zumeist benannt als 'edle Wüstensöhne', sind in Wahrheit aber die ewigen Verlierer der Region. Notorisch vernachlässigt sind sie bei der Suche nach Bündnispartnern nicht eben wählerisch. Zu guter letzt haben sie sich mit Aqmi - al-Qaida im Maghreb - zusammengetan.
Daß sie ihre 'lybischen Waffen' mitgenommen haben, ... wer will ihnen das verdenken? Aber hier sind sie bis auf
Weiteres erstmal Feinde.
    "Tuareg? Woher kommst Du?"
      "aus Lybien"
    "OK! darfst weiter kämpfen ... Freundschaft!"

    ... sagte der Franzose bevor die Kugel aus dem Tuareg-Gewehr ihn traf.
Abgesehen davon, sollte und darf man sich nun wiederum nicht raushalten - zumindest gemäß Deinem zweiten Bericht nach nicht.
Britta hat geschrieben:Die nationale Sicherheit ist ja inzwischen gefährdet, wenn es um die Resourcen geht. Wenn es in einem rohstoffreichen Land Unruhen gibt, dann muss man sich einmischen, damit die Geschäfte weiterlaufen. Es geht ja in Mali um viel Geld für europäische Konzerne.
François Hollande sprach doch immer davon, daß 'terroristische Elemente' daran gehindert werden sollen, weiter in den Süden von Mali vordringen zu können. Der militärischen Einsatz der französischen Streitkräfte diene der Unterstützung des afrikanischen Landes.
Es geht also weniger darum:
Gut vs. Böse
Auch nicht um jemandem zu helfen.
Hollande redet von Unterstützung des Landes ... die Rebellen zu verdrängen, nicht von Hilfe zugusten des Präsidenten.
Es geht schlichtweg darum, um etwas zu verhindern, um zu verhindern, daß etwa al-Qaida ein neues Rückzug- und Trainingsgebiet bekommt - wir haben auch so genug Probleme.

Wir - Deutschland - sind nunmal lediglich eine Wissensgesellschaft- wir besitzen nunmal keine Bodenschätze, die müssen wir importieren.
zum Glück besitzen wir keine Bodenschätze, ... ansonsten ...
die Anzahl der Nationen, deren Soldaten in unserem Land, ...
unzählbar
!
Und wenn dies gestört ist, sind auch unsere Interessen und unser Wohlstand bedroht, ... also ...
aber, Liebes, Geschichte wiederholt sich nie ... dies erscheint nur vordergründig so.
Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.

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