Am Anfang war das Wort! - Augen zu! - Augen auf!

Moderator: enegh

Am Anfang war das Wort! - Augen zu! - Augen auf!

Beitragvon Der Neandertaler » Freitag 15. März 2013, 22:12

Getreu meinem Motto:
"Rechne mit dem Schlimmsten und hoffe das Beste."
welches ich von meinem Vater übernommen habe und dessen Hintergrund einleuchtend ist - finde ich zumindest, ...
    aufgrund dessen, werde ich immer zuerst mit dem härtesten (Gegen-) Argument ... dem schlimmsten Vergleich anfangen.
Besserwisserisch wie ich nunmal bin, zuerstmal eine kurze Zusammenfassung dessen, was bisher geschah:
    ... für die Jüngeren unter uns
      ... die Anderen bitte:
      Augen zu!
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges, gegründete sich 1947 innerhalb der SPD der "Sozialistische Deutsche Studentenbund" (SDS) - dieser galt innerhalb der SPD als zu DDR-freundlich. Die Studentenvereinigung wurde daraufhin 1961 aus der SPD ausgeschloßen und vermehrt zum Auffanglager der "Neuen Linken".
Als 1966 die SPD eine Koalition mit der Union einging, gab es hierzulande keine nennenswerte Opposition mehr.
zu diesem Zeitpunkt gab es in Deutschland nur drei Fraktionen (CDU/CSU, SPD, FDP)
Also beeinflußte die Studentenbewegung - synonym: 68er-Bewegung - als sogenannte 'Außerparlamentarische Opposition' (APO) weitestgehend das Geschehen - sie sah sich als einzige Gegenkraft zur herrschenden Regierung. Neben öffentlicher Kritik gegen die verkrusteten Strukturen an den Hochschulen, kam später vehementer Protest gegen den Vietnamkrieg hinzu. Auch der Schah-Besuch, sowie die geplanten Notstandsgesetze waren Gegenstand dessen. Protestformen waren "Go-ins", "Sit-ins" und "Teach-ins". Auf diesen Veranstaltungen prangerten sie aber besonders die Untätigkeit der Bundesregierung in Sachen Aufarbeitung an. Aufarbeitung in Sachen:
NS-Vergangenheit!

Die Studenten forderterten den Austausch von Lehrkräften mit NS-Vergangenheit. Auch wollten sie Antworten. Antworten auf Fragen wie:
  • "Wie konnte es dazu kommen?"
  • "Wie konntet ihr Hitler die demokratische Legimitation geben?
  • "Wie konntet ihr dies zulassen?"
  • "Warum habt ihr das nicht verhindert?"
  • "... wolltet ihr das überhaupt?
Fragen, die sich einige nicht trauten zu stellen.
ich muß ich zu meinem Leidwesen gestehen, ich habe auch nie mit meinen Eltern darüber gesprochen
... inwieweit diese darin involviert waren
Nichtsdestrotrotz konnte ich mich mit der APO ... dem SDS, in dieser Hinsicht ... mit dieser Ansicht, solidarisch erklären.
    was danach geschah, nachdem Rudi Dutschke erschoßen wurde (RAF etc.), ...
    vergiß es!
So, der Rest:
Augen auf - Augen gerade-aus

Um so erschreckender finde ich nun, daß einer unserer heutigen Politiker - einem, dem ich nicht vorhalte ... von dem ich nicht glaube, daß er in die Fußstapfen eines Göring oder gar Hitler steigen würde ... wolle, daß dieser Herr Hans-Peter Friedrich (CSU) diese chuzpe besitzt und sich Äußerungen erlaubt, die dazu angetan sind, eine gesammte Volksgruppe ... mehrerere Volksgruppe(n) - einschließlich ihrer zahlreichen Untergruppen - unter Generalverdacht zu stellen ... diese der Diskriminierung auszusetzen, und das, ohne daß jemand vehement aufschreit.
Im Gegenteil:
    die vorgelegten - zum Teil richtigen - aber in ihrer Deutlichkeit doch sehr, sehr weit überzogenen 'Sachargumente', finden teilweise gesellschaftlichen Anklang ... gefühlte Übereinstimmung.
Wenn der CSU-Politiker sagt, daß "Leute nur deswegen kommen, um Sozialhilfe zu kriegen" und eine Lösung nötig sei, "bevor das ein Massenphänomen wird, das uns große Schwierigkeiten macht", mag dieses zwar rethorisch perfekt formuliert sein und inhaltlich auch weitgehend anerkannt, aber diese Hysterie und Antiziganismus ist lediglich eine symbolpolitische Ersatzhandlung ... populistisch ... überaus populistisch und durchsichtig.
Friedrich möchte sich offensichtlich als Hardliner in Sachen Zuwanderung profilieren - er möchte lediglich Handlungsfähigkeit vortäuschen.
Friedrich weiter:
    "Ich glaube nicht, daß es unsere Bürger, die ja diese Sozialleistungen auch bezahlen müssen, akzeptieren würden, wenn aus ganz Europa Leute zu uns kämen, nur um Sozialhilfe zu kriegen"
Vom Präsident des Ifo-Wirtschaftsinstituts - Hans-Werner Sinn - bekommt er sogar Hilfestellung ... Zustimmung.
Sinn schwadroniert sogar von einer "Erosion des deutschen Sozialstaats" und Ende Februar kündigte CDU-Rechtsaußen Reinhard Grindel anläßlich einer Debatte im Deutschen Bundestag an, er wolle eruieren, wie dieses verhindert werden könne.
Er wolle:
    "in den kommenden Wochen und Monaten mit den Menschen in den von ungesteuerter Zuwanderung betroffenen Städten intensiv darüber reden"
Diese Äußerungen sind aktuell - es ist aber auch nicht Friedrichs erste derartige Verbalattacke. 2010 verleugnete Friedrich - in einem Interview mit RP-ONLINE, daß Deutschland ein Zuwanderungsland sei ... nicht im klassischen Sinn.
Er sagte:
    "... die USA oder Kanada haben ihr Sozialsystem auf Zuwanderung ausgerichtet. Das in unserem Grundgesetz verankerte Sozialstaatsprinzip ist Ausdruck einer Kultur, die darauf ausgerichtet ist, das eigene Potential zu aktivieren und auszuschöpfen."
      soll wohl heißen:
        Deutschland den Deutschen!
        ... und was ist mit den Bayern?
Zugegeben, es hat auch schon vorher und auch schon von anderer Seite solche richtungsweisenden Äußerungen gegeben.
    Otto Schily - 1998:
    "Das Boot ist voll!" ... "Ich bin doch kein Rechter" ... wenn einer schon so anfängt, ...
Aktuell redet Friedrich von Rumänien und Bulgarien, die in der Tat Defizite im Justizwesen sowie beim Kampf gegen Korruption und organisierte Kriminalität haben. Friedrich sagt:
    "Bulgarien und Rumänien sind noch nicht reif für die Kontrollfreiheit"
Andere EU-Staaten haben ebenfalls Bedenken und geben ihm insoweit Recht. Die Rede ist von Rumänien und Bulgarien - gemeint sind aber in erster Linie:
Sinti und Roma
Ich möchte die Richtigkeit dieser Aussagen ... deren Inhalt nicht kommentieren, mir geht lediglich dieses dumme Geschwätz über 'Armutsmigranten', mit denen fahrlässig Abwehrhaltungen in der Bevölkerung bestärkt werden, dieses geht mir gegen den Strich. Und alles nur dem Wahlk(r)ampf zugute zu halten, ...
... ich weiß nicht?
    Am Anfang war das Wort!
Gut, ich gebe zu, es ist in der Tat ein ungeheuerlicher Vergleich, und ob dies wirklich soweit führen muß ... unweigerlich?
... muß nicht sein ... nicht zwangläufig!
Ich denke immer an den Satz von Franz Josef Strauß:
    "Rechts von der CSU darf es keine demokratisch legitimierte Partei geben."
Wie haben nicht alle ... alle? über Herrn Jenninger 1988, 2010 über Herrn Hohmann und im selben Jahr über Thilo Sarrazin und sein Buch hergezogen?
Und nun???

Aber wir können es auch etwas kleiner ... harmloser halten:
    Was ist mit der EU-Ost-Erweiterung der ehem. Ostblockstaaten - Polen, Ungarn, Tschechien, etc. - und den Maßnahmen von Herrn Schroeder um die Freizügigkeit deren 'Armutsmigranten' zeitweise einzuschränken?
Das ging auch nach hinten los.
... von Hinten durch die Brust in's Knie geschoßen
Anstatt deren Arbeitnehmer, die hier legal arbeiten und teilweise in unsere Sozialkassen einzahlen, kommen zu lassen, sind Scheinselbstständige gekommen.
  • Wann regt sich der Sourerän über diese Politiker auf?
  • Hat der Souverän überhaupt ein Interesse daran, sich darüber aufzuregen?
  • Warum werden derartige Politiker immer wiedergewählt?
So, das wär's für's Erste - es ist auch viel, langwierig und vielleicht bin ich auch zu empfindlich, aber dies brannte mir unter den Nägeln und mußte rauß.
Mich würde nur interessieren, ob es Anderen ebenso geht? Wie Andere darüber denke?
Danke für die Aufmerksamkeit!
Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.

Die Welt ist so geräumig und der Kopf ist so beschränkt.

Zpět k budoucnosti ke nejlebší čas.


-----

Viele Grüße
Der Neandertaler
Benutzeravatar
Der Neandertaler
 
Beiträge: 752
Registriert: Mittwoch 1. September 2010, 05:37

Zurück zu Innen- und Außenpolitik

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 11 Gäste