Gleich vorweg, ich halte von Frauenquoten herzlich wenig. Aber mal von Anfang an.
Als "offizieller" Grund für eine Frauenquote fallen mir nur 2 Dinge ein.
1) Gleichberechtigung
2) Änderung der Gesellschaft in eine bestimmte Richtung.
Beide Punkte sind in meinen Augen mehr als fragwürdig und lassen eher darauf schließen, dass da viel Unwissen und Einzelinteressen im Spiel sind. Frauenquoten sind hier nicht der richtige Weg. Aber schauen wir uns die Punkte mal genauer an.
Gleichberechtigung ist ein Konstrukt. Was ist Gleichberechtigung überhaupt? Um Gleichberechtigung messbar zu machen (Operationalisieren), sucht man sich gewisse Indikatoren, die man direkt messen kann. Diese sollen Aufschluss darüber geben, wie es um die Gleichberechtigung bestellt ist. Ein solcher Indikator könnte beispielsweise die Lebenserwartung sein. Es ist bekannt, dass sozialer Status und Armutsrisiko einen Einfluss auf die Lebenserwartung haben. Aber halt, in Punkto Lebenserwartung führen Frauen mit großem Abstand und das liegt (siehe "Klosterstudie") zu einem Großteil gerade nicht an der unterschiedlichen Biologie.
Warren Farrell beschrieb das so:
"Wenn Männer sieben Jahre länger leben würden als Frauen, hätten uns Feministen längst klargemacht, dass die Lebenserwartung der beste Indikator ist, an dem sich ablesen läßt, wer die Macht hat. Und damit hätten sie recht."Und was ist mit dem Renteneintrittsalter, welches bei Frauen auch heute noch regelmäßig niedriger liegt? Oder bis vor kurzem der Wehrpflicht? Oder wie wäre es mit den Berufsrisiken? 24 der 25 "Todesberufe" der WHO, sind fest in Männerhand, teilweise mit Frauenanteilen unter 1%. Gleichberechtigung? Man könnte an dieser Stelle sicher noch viele weitere Indikatoren finden, aber belassen wir es mal dabei. Nun stellt sich mir aber die Frage, wieso ausgerechnet der Anteil von Frauen in Führungspositionen, irgendwas über die Gleichberechtigung in einem Land aussagen sollte.
Einerseits spielt es für 99% aller Frauen (und Männer) überhaupt keine Rolle, weil keiner von ihnen überhaupt in so eine Position kommen wird. Andererseits werden verschiedene Bedürfnisse und Interessen hier völlig ausgeblendet. Im Top Management trägt man viel Verantwortung, man hat einen langen, ungeregelten Arbeitstag, wenig Freizeit usw. Völlig absurd wird es dann, wenn man im Sinne der Gleichberechtigung Quoten verlangt, die relativ zur Basis, doch sehr überzogen sind (z.B. 50% Frauenquote in einer Partei, deren Basis gerademal 20% Frauen hat). Geht man davon aus, dass Frauen andere Bedürfnisse und Ziele bezüglich Berufswahl haben, was sich in Umfragen auch deutlich zeigt, so wird nur noch klarer, dass eine Frauenquote mit Gleichberechtigung nichts zu tun hat.
Davon profitieren nur ein paar wenige, das zeigt auch ein Beispiel aus dem gelobten Land, Norwegen. Es teilen sich eine kleine Gruppe von hochqualifizierten Frauen sehr viele hochdotierte Posten.
http://www.faz.net/s/RubEC1ACFE1EE274C8 ... ntent.htmlKommen wir also zum zweiten Punkt. Die Änderung der Gesellschaft in eine bestimmte Richtung. Auch hier stellen sich wieder grundlegende Fragen. Was genau erwarten wir eigentlich? Wo wollen wir hin?
"Wer die menschliche Gesellschaft will, muss die männliche überwinden" schreiben die Sozialdemokraten in ihrem Grundsatzprogramm. Ein bisschen Sexismus darf dabei natürlich nicht fehlen (solang er sich nur gegen Männer wendet ist er ja auch ok..). Weg von einer männlichen Gesellschaft bedeutet irgendwie auch hin zu einer weiblichen. Aber woran macht man das fest, was ist überhaupt eine "männliche Gesellschaft", was eine "weibliche"? Und vor allem, was ich eine "menschliche"?
Das hier ist auch ein Punkt, wo Lobbyismus und Ideologie eine große Rolle spielen. Man könnte nun zynisch anmerken, dass ein Frauenverband sich natürlich immer neue Benachteiligungen einfallen lassen muss, um nicht überflüssig zu sein (Stichwort Moral Hazard). Und welcher Politiker traut sich schon etwas dagegen zu sagen, das wäre politischer Selbstmord. Also stimmt man eben dem Ziel zu, eine "weiblichere" Gesellschaft zu schaffen. Hier treten jedoch 2 grundlegende Probleme auf.
Wenn man eine Frauenquote einführt, wieso dann nicht auch eine Vegetarierquote. Oder eine Umweltschützerquote? Oder eine Menschenrechtlerquote? Oder eine Glatzenträgerquote (die ja im Beruf schlechtere Chancen haben). Dass Frauen grundsätzlich, nur aufgrund ihres Geschlechts, sozialere Entscheidungen treffen, da straft uns die Geschichte lügen. Ehrenamtlich betätigen sich z.B. mehr Männer als Frauen, genauso wie politisch. Und man kann wohl nur darüber spekulieren, wieviele Frauen sich freiwillig für einen Einsatz im AKW Fukushima gemeldet haben. Nicht zu vergessen die Frauen in Führungspositionen, die "schlechte" Entscheidungen getroffen haben. Sie sind auch nicht weniger grausam (siehe z.B. Milgram Experiment). Ob Frauen letztendlich nun
pauschal sozialer eingestellt sind, ob sie Firmen einen Vorteil bringen usw., das sind alles Behauptungen, für die ich noch nie einen Beleg gesehen habe.
Ist eine "weibliche" Welt also automatisch eine bessere, oder sollte man nicht eher anders klassifizieren - also nicht nach Geschlecht, sondern danach, wie engagiert eine Person bezüglich Umwelt usw. is? Wäre das dann nicht irgendwie "menschlicher", als nur nach Geschlecht zu gehen? Zum Thema Studien finde ich diesen Artikel hier ganz interessant, auch wenn natürlich aus einer anti-feministischen Quelle. An den Argumenten ändert das aber nichts:
http://manndat.de/feministische-mythen/ ... quote.htmlDie genannten Studien haben alle die Schwäche, dass Statistiken eben keine Kausalität aufzeigen können, sondern nur eine Korrelation. Das wird gerne übersehen. Vielmehr sollte es doch einfach so sein, dass garnicht danach unterschieden wird. Wer gute Leistung bringt, kommt rein, egal ob Mann oder Frau.
Ist der Weg, den wir einschlagen, also der richtige? Woran machen wir das fest? Und wollen Menschen überhaupt diese Veränderung? Kann es nicht sein, dass die Unterschiede zwischen Männlein und Weiblein auch angeboren sind und wir uns deshalb unterschiedlich verhalten. Dass gerade deshalb weniger Frauen in Führungspositionen streben? Um diesen Punkt mal etwas zu untermauern. Es lässt sich nachweisen, dass Männer, deren sozialer Status höher ist,offensichtlich attraktiver wirken und mehr Sexualpartner zur Verfügung haben. Weiterhin suchen sich Frauen nur selten Männer als langfristige Partner, die sozial unter ihnen stehen. Für einen Mann bedeutet das eine große Motivation, möglichst weit nach oben zu kommen.
Selbst wenn man die Richtung hin zu einer "weiblichen" Gesellschaft (statt einer egalitären, wo es nicht auf das Geschlecht ankommt, sondern auf die Fähigkeiten) bejaht, stellt sich die Frage, ob Frauenquoten der richtige Weg sind. Ich habe keinerlei Probleme damit, wenn kompetente Frauen in Führungspositionen gelangen. Aber müssten dann nicht, um die Gesellschaft "weiblicher" zu machen, auch Quoten für die oben angerissenen "Todesberufe" eingeführt werden? Wieso sollte eine "weibliche" Gesellschaft sich nur darauf beschränken, zu führen? Letztendlich handelt es sich bei Frauenquoten um Herumdoktorn an Symptomen.
Statt die Vereinbarkeit von Beruf und Famile zu stärken (was ja auch nicht in jedem Beruf möglich ist..), wird eine Quote eingeführt, ganz ohne Basis. Das beruhigt die Verantwortlichen. Dass dabei anderweitig diskriminiert wird und eine solche Quote auch für Frauen nicht unbedingt von Vorteil ist, wird klar, wenn man die Details betrachtet. Männer und Frauen sind Individuen. Was habe ich als Mann davon, wenn 90% aller Führungspositionen durch Männer besetzt werden? Genau, nichts. Was können die Männer, die durch bevorzugte Einstellung von Frauen diskriminiert werden dafür? Und wie genau sollte eine Frau, die es nur über die Quote geschafft hat, ernst genommen werden? Wenn Unternehmen händeringend nach Frauen für Führungspositionen suchen, dann werden sie die erstbesten nehmen.
Statt Anreize zu schaffen, dass Unternehmen einfach die besten Bewerber nehmen, egal ob Männlein oder Weiblein, wird noch dazu eine ökonomisch ineffiziente Lösung gefunden. Die Verantwortlichen sind ja auch nicht blöd und das gilt unabhängig davon, ob es Männer oder Frauen sind. Wenn Gewinn ganz oben steht, dann wird auch danach gehandelt. In diesem Zusammenhang kann ich mir ein Schmunzeln bei folgender Nachricht nicht verkneifen:
http://www.manager-magazin.de/unternehm ... 17,00.htmlEin Umdenken wäre tatsächlich notwendig, aber eine Quote? Bitte nicht. Da holt man sich mehr Probleme mit ins Boot, als man lösen kann. Vom Gerechtigkeitsaspekt mal ganz zu schweigen. Eine relative Quote wäre zwar immer noch besser als eine "40% bis 2012", aber dennoch mit Problemen verbunden. Eins davon ist, wie oben bereits beschrieben, die Rechtfertigung.
Mal noch ein humoristischer Link zum Thema.
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/ ... orschlaege@elfenpfad
Elfenpfad hat geschrieben:Hier eine Meinung einer solchen weiblichen Chefin
Gibts denn auch eine männliche Chefin?
Ich bin bei solchen Untersuchungen auch immer skeptisch. Statistiken sind recht...flexibel. Dies gilt insbesondere dann, wenn gewisse Interessen hinter einem bestimmten Ergebnis stehen.Bei Familienunternehmen ist es z.B. oft so, dass es einfach durch "Erben" weitergereicht wird. Da gilt es zu unterscheiden zwischen Chef/Eigentümer und dem strategischen/operativen Management.