Am Anfang war das Wort

Moderator: enegh

Am Anfang war das Wort

Beitragvon Der Neandertaler » Freitag 4. Januar 2013, 17:55

... doch wie wird es geschrieben?
Wie sich teilweise unserer Vorfahren unterhielten (Neandertaler, ...), ob sie sprachen - von schreiben kann ja wohl noch keine Rede sein! - oder nur grunzten, dies ist nicht bekannt. Sprache entwickelte sich zumindest als Mittel der Verständigung - etwa bei der Jagd.
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Die älteren werden sich erinnern:
Der römische Historiker Tacitus berichtete unter anderem, daß Gaius Iulius Caesar alle Stämme auf der rechtsrheinischen Seite als 'Germanen' bezeichnete ... als Barbaren. Aber auch, daß deren Sprache regional bedingt recht unterschiedlich war, daß die Ingaevonen (Nordseegermanen), die Franken oder die Alamannen, die Friesen oder die Sachsen, um nur einige zu nennen, daß diese teilweise recht unterschiedliche Ausdrücke benutzten.
    Barbar:
      bárbaros (griech.) - Bezeichnung im antiken Griechenland für alle diejenigen, die nicht (oder schlecht) griechisch sprachen (wörtlich: Stammler, Stotterer, Laller - 'br-br'-Sager)
    'Germanen' - wörtlich verwandt mit:
      germānus (lat.): ‘leiblich, echt, wahr’ - air. gairm ‘Schrei’ oder air. gair ‘Nachbar’
      Barbaren? ... alter Schmeichellecker!
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    "Das wörterbuch ist kein sittenbuch, sondern ein wissenschaftliches, allen zwecken gerechtes unternehmen. selbst in der bibel gebricht es nicht an wörtern, die bei der feinen gesellschaft verpönt sind. wer an nackten bildseulen ein ärgernis nimmt oder an den nichts auslassenden wachspraeparaten der anatomie, gehe auch in diesem sal den misfälligen wörtern vorüber und betrachte die weit überwiegende mehrzahl der andern."
    'Deutsche Wörterbuch' (DWB) der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm - 1. Band, S. XXXIV, Leipzig 1854
      'Der Grimm';
        1838 begonnen - 1961 beendet - 32 Bände.
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    "Preußen, Sachsen, Bayern sowie die in den anderen Territorien sollten in der Schriftsprache einhergehen."
Dieses Ziel verfolgte Konrad Duden, als er 1872 in Leipzig seinen 'Schleizer Duden' veröffentlichte. 1880 folgte dann der Urduden:
"Vollständiges Orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache."
Die erste Ausgabe des "Volkswörterbuchs" umfaßt der "zeitgemäßeste aller Artikel" - 187 Seiten - 27.000 Stichwörter
von A wie 'Aal' bis Z wie 'zwote'
Einheitsschreibung in Deutschland - aber von unten ... vom Volk vorgegeben.
    vorgegeben ... vom Volk? ... vom Volk!
    Deswegen lehne ich auch die "Neuerungen der deutschen Rechtschreibreform von 1996" ab.
    Ich laß mir doch nicht alles diktieren.
    ... von denen da oben.
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Im Jahr 2000 wurde der 'Verein für Sprachpflege (VfS)' gegründet - Sitz: Erlangen.
Der VfS veranstaltet jährlich im September den 'Tag der deutschen Sprache' und kürt alle Jahre wieder:
'Die Sprachwahrer des Jahres' - z.B war dies 2011 Loriot (Ach was? - Moooment!)

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Als dann 2007 'Die Neue Fruchtbringende Gesellschaft' gegründet wurde, war meine Freude (fast) perfekt.
... wurde auch Zeit
Sie versteht sich in der Tradition der 1617 in Weimar in's Leben gerufenenen 'Fruchtbringende Gesellschaft'.
Ihre Devise:
    "Wir sollten erst einmal anfangen - Freie Fahrt für die deutsche Sprache - Mut zur Lücke"
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Wir haben hierzulande einige Touristenstraßen - ca. 150:
    Deutschen Alpenstraße, Märchenstraße, Weinstraße ferner die Ferienroute Alpen – Ostsee, oder gar, wie in Niedersachsen, eine Milch- oder Spargelstraße
Nicht unter allen kann man sich etwas vorstellen. Auf der 'Burgenstraße' kann man abseits der Straße Burgen besichtigen, klar! Auf der 'Spielzeugstraße' Spielzeug aus Korbwaren in Michelau oder das Puppenmuseum in Nürnberg, auf der 'Fachwerkstraße' alte Häuser.
Aber was habe ich mir unter der 'Straße der deutschen Sprache' vorzustellen?
... vorerst beschränkt auf Mitteldeutschland, wo die Wurzeln unseres heutigen Hochdeutschs liegen
... Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen.
Bekommt man dort nun Gedichte in der Deutschen Sprache vorgelesen? Muß ich das Fenster auflassen?
... herunterkrubeln? ... im Winter?
Und übrigens:
Sachsen ... Hochdeutsch?????
Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.

Die Welt ist so geräumig und der Kopf ist so beschränkt.

Zpět k budoucnosti ke nejlebší čas.


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Re: Am Anfang war das Wort

Beitragvon Britta » Samstag 5. Januar 2013, 11:33

Der Neandertaler hat geschrieben:'Germanen' - wörtlich verwandt mit: germānus (lat.): ‘leiblich, echt, wahr’ - air. gairm ‘Schrei’ oder air. gair ‘NachbarBarbaren? ... alter Schmeichellecker


Germanen? Ich dachte immer der Name käme vom Wurfspieß den sie benutzten und "manus" ist latein für "Hand". :?

Tacitus irrte als er glaubte, der Name sei noch nicht so alt - um ca. 170 Jahre.
People who lie to others have merely hidden away the truth, but people who lie to themselves have forgotten where they put it.
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Re: Am Anfang war das Wort

Beitragvon Der Neandertaler » Sonntag 6. Januar 2013, 01:02

Hallo Britta.
Liebes, ich spiele nicht nur gerne mit Worten und Formatierungen, sondern mich zeitweise auch auf ... zumindest wird dies teilweise und gerne so gesehen ... so gedeutet.
Na, dann tun wir denen mal den Gefallen:
Britta hat geschrieben:Tacitus irrte als er glaubte, der Name sei noch nicht so alt - um ca. 170 Jahre.
OK!
Es war aber auch nie die Rede davon, daß etwa Tacitus oder Caesar dieses Wort 'Germane' erfunden hat. Meine Aussage bestand lediglich darin, daß Tacitus über Caesars Reaktion gegenüber diesen 'Barbaren' berichtete.

Poseidonios - 135 v.Chr. bis 51 v.Chr. - war nicht nur griechischer Philosoph und Geschichtsschreiber, er betätigte sich zuweilen auch als Ethnograph. Dazu unternahm er ausgedehnte Reisen - zum Teil bis nach Spanien. Diese arbeitete er in diversen Büchern auf. Über einer seiner Reisen - ca. 80 v.Chr. - schrieb er im 2. Kapitel seines 30. Buches
"De origine et situ Germanorum" ("Über den Ursprung und die Lage der Germanen")
    "Die Germanen dagegen tragen zur Mittagszeit gliedweise gebratenes Fleisch auf und trinken Milch dazu und den Wein ungemischt."
Somit war wahrscheinlich Poseidonios der erste, der das Wort 'Germanen' benutzte - er bezeichnete damit allerding ursprünglich lediglich die Stämme am Niederrhein und am Nordseeküstengebiet.
Tacitus berichtet weiter:
    "Zuerst wurden alle nach dem Sieger, aus Furcht vor ihm, als Germanen bezeichnet, bald aber nannten auch sie selbst sich so, nachdem der Name einmal aufgekommen war."
Britta hat geschrieben:Germanen? Ich dachte immer der Name käme vom Wurfspieß den sie benutzten und "manus" ist latein für "Hand". :?
Ist naheliegend ... klingt logisch!
Man ging tatsächlich anfangs von der Annahme aus, 'Germanen' würde sich von den 'Ger'-Männern herleiten (lassen) - womit man eventuell ihre außergewöhnliche Kampfkraft betonen würde.
Tacitus berichtete, daß die Germanen tatsächlich einen leichten Speer als die häufigst geführte Waffe benutzten.
Allerdings ist meines Wissens nicht überliefert - durch Inschriften auf Steinen oder dergleichen, daß die Germanen diese Waffe als 'Ger' bezeichneten - die Germanen selbst nannten ihn 'Frame'.
    'Frame':
      etymologisch ist die Herkunft dieses Wortes nicht vollkommen gesichert. Vermutlich kommt das altdeutsche Wort brame - Stachel in Frage. Hergeleitet von bremen - stechen (weiter abgeleitet auch Bremse und Brombeere).
      Vermutlich ging aus 'Frame' auch 'Franco' - der 'Franke' (als Volksname) hervor. Desweiteren dürfte ebenfalls das angelsächsische 'franca' und weiter 'francisca' (die gefürchtete Wurfaxt) daraus entstanden sein.
    Ger:
      mittelhochdeutsch gêr - althochdeutsch gêr oder kêr - entstand aus gaizaz (germanisch), bzw. ghaisó (indogermanisch) - 'Wurfspeer, Geschoss, Pfeil, Keil'
    Speer:
      aus germ. sparran - stützen, stemmen (Substantiv: Sparren, Stange, Speer)
Fazit:
    Wenn also Poseidonios der Erste war, der diese 'barbarischen' Völker 'Germanen' nannte, warum sollte er diese nicht nach ihrer charakterischen Eigenschaft benennen?
    Er beschrieb die nordischen Völker als mit "stumpfen Geist" ausgestattet - was er weniger als Beleidigung verstand, mehr als Beschreibung benutzte, sie würden sich allerdings "durch einen, wegen ihrer Unbedachtheit, großen Kampfesmut" auszeichnen.
    'air. gairm' bedeutet ja 'Schrei'

    Warum sollte also 'Germanen' von 'Ger' abgeleitet sein?
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