Gendertheorie = pure Crackpotterie?

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Gendertheorie = pure Crackpotterie?

Beitragvon Yukterez » Montag 9. September 2013, 19:21

Zur Einleitung ein paar Zitate:

Ein Mainstream Genderer hat geschrieben:jemensch
Hannelore Faulstich-Wieland hat geschrieben:Es hat gesellschaftliche Gründe, wenn Männer im Marathonlauf schneller sind als Frauen.
die Zeit hat geschrieben:'Das Feindbild der meisten Genderforscherinnen sind die Naturwissenschaften. Da ähneln sie den Kreationisten, die Darwin für einen Agenten des Satans und die Bibel für ein historisches Nachschlagewerk halten:

"Naturwissenschaften reproduzieren herrschende Normen."
"Naturwissenschaften konstruieren Wissen, das den gesellschaftlichen Systemen zuarbeitet."
"Der Objektivitätsanspruch der Wissenschaft ist ein verdeckter männlicher Habitus."
Wikipedia hat geschrieben:In der „Gender Theorie“ wird die Verbindung zwischen geschlechtlichem Körper und Psyche aufgehoben. Sex und Gender bedingen sich nicht unbedingt, und die Definition von Geschlecht und Geschlechterspannung wird zu einem sprachlichen Diskurs, genauer gesagt zu einem Problem der Schrift, durch welche die Vorherrschaft des Logos (Phallus als Symbol) und gesprochenem Wort überwunden werden soll.

Den Beweis für die Gendertheorie liefert laut deren Anhängern der arme Bub David Reimer, der nach den Vorstellungen des Crackpots John Money erzogen wurde:

Money propagierte den Fall John/Joan noch jahrelang als durchschlagenden Erfolg seiner Theorie, dass das Identitätsgeschlecht eines Menschen erst mit etwa drei Jahren entwickelt und vorher beliebig veränderbar sei, obwohl ihm bekannt war, dass das Experiment längst gescheitert war. Die Theorien Moneys waren immer umstritten, insbesondere Milton Diamond widerlegte viele davon. Money hörte erst damit auf, als sich David Reimer entschloss, mit seiner Geschichte an die Öffentlichkeit zu gehen. Obwohl später gescheitert, feierte John Money das Experiment als einen starken Beweis dafür, dass geschlechtliche Rollenzuweisungen ein soziales Konstrukt sind.

Wie es aussieht, ist die Gendertheorie längst widerlegt, und kann mit all den anderen Cranckauswüchsen, Kreationismen und Einsteinleugnerein aus dem akademischen Umfeld verbannt werden.
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Re: Gendertheorie = pure Crackpotterie?

Beitragvon Herr Senf » Montag 9. September 2013, 20:21

Das ist ein Thema für vorprogrammierten Ärger :x
Mal zur Einstimmung http://www.scilogs.de/wblogs/blog/quant ... -erziehung
Im Forum hier gibt's dafür Experten, die sich dem Thema schon genähert haben.
Vor gut einem halben Jahr lief das Problem auf allen Kanälen, auch gepuscht von der Brüderle-Diskussion - Einigkeit Fehlanzeige.
ich will auch mal was dazu sagen
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Re: Gendertheorie = pure Crackpotterie?

Beitragvon Tachyon » Dienstag 10. September 2013, 11:09

Naja, Gendertheorien aufgrund von Crackpots wie Money abzulehnen ist in etwa so sinnvoll als würden wir Physik ablehnen, weil die Korpuskeltheorie von Kurt nicht funktioniert.

Gender ist schlicht das Fachwort für das soziale Geschlecht. Genauer unterscheiden Psychologen hier Geschlechterrollen "Gender Role" (das ist die Rolle, die wir durch Kleidungsstil und Verhalten in der Gesellschaft einnehmen) und geschlechtliche Identität "Gender Identity" (Das ist das Geschlecht, dem wir uns zugehörig fühlen). Daneben gibt es noch verschiedene Definitionen des körperlichen Geschlechts: Genetisches Geschlecht (ob wir ein Y-Chromosom haben oder nicht) oder genitales Geschlecht (welche Ausprägungen unsere Genitalien haben). Man könnte auch ein hormonelles Geschlecht definieren und manche Menschen nehmen an, dass auch die Gehirne unterschiedlich sind, es also eine Arg Gehirngeschlecht gibt.
Auch wenn bei den meisten Menschen all diese Definitionen zusammenfallen, ist es sinnvoll, sie zu trennen, wenn man sich wissenschaftlich den verschiedenen Einflüssen nähern will. Das machen wir in den Naturwissenschaften so und das ist in den Sozialwissenschaften nicht anders.

Der Auszug aus der Wikipedia scheint mir eine falsch verstandene Zusammenfassung der poststrukturalistischen Theorie zu sein. Die verliert aber in den Sozialwissenschaften eh mehr und mehr Einfluss. Judith Butler jedenfalls, die in den Genderwissenschaften ein hohes Ansehen hat, hebt die Verbindung von Körper und Psyche nicht auf, sondern stellt eher deren strikte Trennung infrage: http://www.quantenmeinung.de/2013/01/of ... mmenhange/
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Re: Gendertheorie = pure Crackpotterie?

Beitragvon Yukterez » Dienstag 10. September 2013, 19:57

Tachyon hat geschrieben:Genauer unterscheiden Psychologen hier Geschlechterrollen "Gender Role" (das ist die Rolle, die wir durch Kleidungsstil und Verhalten in der Gesellschaft einnehmen) und geschlechtliche Identität "Gender Idemntity" (Das ist das Geschlecht, dem wir uns zugehörig fühlen).

Ich dachte immer, das wäre das Gleiche, aber es sind natürlich auch Fälle denkbar, wo das anders ist.

Tachyon hat geschrieben:Daneben gibt es noch verschiedene Definitionen des körperlichen Geschlechts: Genetisches Geschlecht (ob wir ein Y-Chromosom haben oder nicht) oder genitales Geschlecht (welche Ausprägungen unsere Genitalien haben).

Kann man das denn trennen?

Tachyon hat geschrieben:Man könnte auch ein hormonelles Geschlecht definieren und manche Menschen nehmen an, dass auch die Gehirne unterschiedlich sind, es also eine Art Gehirngeschlecht gibt.

Da gibt es ja Unterschiede im männlichen und weiblichen Gehirn, siehe Wikipedia. Ich bin zwar in der Biologie eher schlecht bewandert, aber ein Brainsurgeon sollte das biologische Geschlecht doch eindeutig zuordnen können, wenn man ihm ein nacktes Gehirn vorlegt?

Tachyon hat geschrieben:Auch wenn bei den meisten Menschen all diese Definitionen zusammenfallen, ist es sinnvoll, sie zu trennen, wenn man sich wissenschaftlich den verschiedenen Einflüssen nähern will. Das machen wir in den Naturwissenschaften so und das ist in den Sozialwissenschaften nicht anders.

Das ist natürlich ein Argument.

Tachyon hat geschrieben:Der Auszug aus der Wikipedia scheint mir eine falsch verstandene Zusammenfassung der poststrukturalistischen Theorie zu sein. Die verliert aber in den Sozialwissenschaften eh mehr und mehr Einfluss. Judith Butler jedenfalls, die in den Genderwissenschaften ein hohes Ansehen hat, hebt die Verbindung von Körper und Psyche nicht auf, sondern stellt eher deren strikte Trennung infrage: http://www.quantenmeinung.de/2013/01/of ... mmenhange/

Das was Judith Butler so von sich gibt, klingt auf jeden Fall schon mal besser, als der Unsinn, den man sonst so hört.
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