Umweltschädliche Politik

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Umweltschädliche Politik

Beitragvon Britta » Sonntag 21. Oktober 2012, 00:12

Uns stehen mal wieder Strompreiserhöhungen bevor.

http://news.financescout24.de/finanzen/ ... serhoehung
Die Strompreise in Deutschland werden im kommenden Jahr deutlich ansteigen. Grund dafür ist eine massive Erhöhung der EEG-Umlage (Erneuerbare Energien Gesetz), mit der die Kosten für die Energiewende an die Verbraucher weitergegeben werden. Die Politik ist sich nicht einig, wie auf die neue Belastung für Stromkunden reagiert werden soll.

Noch vor kurzem waren anderslautende Prognosen zu lesen, dass die Strompreise aufgrund der verkürzten Kündigungsfristen bei Versorgungsverträgen sinken würden. Nun aber soll die EEG-Umlage (Erneuerbare Energien Gesetz) zum nächsten Jahr um 47 Prozent steigen. Damit lassen sich beträchtliche Strompreiserhöhungen nicht vermeiden, wie mehrere Netzbetreiber bestätigen.


Als Ursache für die steigende EEG-Umlage wird der Boom bei der Solarenergie angegeben, aber eigentlich sollten die Strompreise durch Erneuerbare Energien sinken, denn für durch Wind- und Sonnenenergie erzeugten Strom müssen Kraftwerksbetreiber weniger fossile Brennstoffe zukaufen. Den erzeugten Strom müssen sie zwar teurer ankaufen wie sie ihn verkaufen (eine Idee unserer Politiker oder kam die von den Stromkonzernen?), aber dafür haben sie ja auch Einsparungen und müssen weniger Kraftwerke bauen. Sie haben ja jetzt schon zuviele und verkaufen noch Strom ins Ausland.

Die Mehrbelastung der Verbraucher wird den Stromkonzerne Gewinne bringen, denn es geht bestimmt nicht darum, Kosten zu decken.

http://www.focus.de/immobilien/energies ... 39781.html
Die Verbraucher ächzen unter den hohen Strompreisen – die nun noch einmal kräftig steigen werden. Die großen Stromkonzerne ficht das nicht an: Sie machen saftige Gewinne – und denken nicht an Preissenkungen.
...
Verbraucher stöhnen: Für diese Konzerne bleibt Strom ein Bombengeschäft


Unseren Politikern sei Dank. :evil:
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Re: Umweltschädliche Politik

Beitragvon galileo2609 » Sonntag 21. Oktober 2012, 01:54

Hallo Britta,
Britta hat geschrieben:Als Ursache für die steigende EEG-Umlage wird der Boom bei der Solarenergie angegeben, aber eigentlich sollten die Strompreise durch Erneuerbare Energien sinken, denn für durch Wind- und Sonnenenergie erzeugten Strom müssen Kraftwerksbetreiber weniger fossile Brennstoffe zukaufen. Den erzeugten Strom müssen sie zwar teurer ankaufen wie sie ihn verkaufen (eine Idee unserer Politiker oder kam die von den Stromkonzernen?) [...]

der stärkere Zuwachs von EEG-Stromproduktion gegenüber dem erwarteten Trend konterkariert die bereits im EEG 2000 angesetzte Degression der Vergütungssätze. Das deutsche EEG regelt zwei Grundsätze:
1. die Anschluss- und Abnahmeverpflichtung der Netzbetreiber zur Aufnahme von Strom aus erneuerbaren Energien,
2. feste Vergütungssätze für den eingespeisten Strom.

Die bedeutendsten Erzeuger von EEG-Strom sind (noch nicht) im Übermass die "Stromkonzerne", sondern dezentrale Private, Genossenschaften, Kommunen oder Stadtwerke. Die Übertragungsnetzbetreiber sind durch das EEG verpflichtet, diesen Strom vorrangig in die Netze einzuspeisen und nach den gesetzlichen Vorgaben zu vergüten. Ursprünglich als Institutionen geschaffen, um einen diskriminierungsfreien Zugang zu den Übertragungsnetzen zu schaffen, geraten die ÜNB nun in die Rolle der Exekutoren der planwirtschaftlichen "Energiewende". Eine Abweichung von den Vergütungssätzen des EEG durch individuelle Einspeisungsverträge ist ihnen per Gesetz nicht gestattet.

Den Elektrizitätsversorgungsunternehmen (EVU), in deiner Wortwahl den "Stromkonzernen", werden diese Kosten durch die ÜNB weitergeleitet, sie sind aber in der Verwertung des EEG-Stroms frei. Sie dürfen aber die durch das EEG verursachten Mehrkosten in ihre Kosten einstellen und an die per Gesetz EEG-pflichtigen Letztverbraucher umwälzen. Während die privaten Stromkunden keine grundsätzlich andere Wahl haben als zu zahlen, hat der deutsche Gesetzgeber den Unternehmen (z. B. in der stromintensiven Metallverarbeitung, Bahnbetriebe) zumehmend geringere Barrierefreiheiten gewährt, um sich von der EEG-Pflicht befreien zu lassen. Die privaten Haushalte kommen für diesen Ausfall auf und subventionieren mit ihren höheren EEG-induzierten Stromrechnungen die heimische Industrie.

Voraussetzung für die Gestaltung und Höhe der privaten Stromrechnungen ist die freie unternehmerische Entscheidung, die EEG-Umlage auf die Letztverbraucher abzuwälzen. Durch die globale Wirtschaftskrise sind die Preise an den europäischen "Strombörsen" (ein recht kompliziertes Gebilde) unter Druck und weit entfernt von den gesetzlich garantierten Einspeisevergütungen in Deutschland. Je nach unternehmerischer Entscheidung kann es also sinnvoll sein, als Endkunde den Stromanbieter zu wechseln. Oder eben, wie es der deutsche Umweltminister Peter Altmaier empfiehlt, Strom zu sparen. Also: Computer ausschalten und smartphones wegwerfen. Lieber Pullover stricken und Kerzen zukaufen. Ist sowieso eine gute Investition angesichts steigender Blackout-Gefahr.

Britta hat geschrieben:Die Mehrbelastung der Verbraucher wird den Stromkonzerne Gewinne bringen, denn es geht bestimmt nicht darum, Kosten zu decken.

Die Mehrbelastung der EEG-pflichtigen Letztverbraucher in Deutschland ist eine Fehlentwicklung der deutschen Politik, die unter der rot-grünen Bundesregierung begonnen hat, durch die grosse Koalition fortgesetzt wurde und durch die amtierende Regierungskoalition noch verschärft wurde. Den "Stromkonzernen" bringt das erstmal keinen Gewinn. Deren Unternehmensentscheidungen und Investitionen waren in der Regel auf grosse und zentrale Grundlastkraftwerke eingestellt. Diese langfristig geplanten Projekte stehen unter erheblicher Unsicherheit. Die Abschaltung hochprofitabler KKW und absehbare Investitionsruinen belasten den Return on Investment. Es wäre wünschenswert, wenn die grossen EVU den Spielraum, den sie durch die krisenbedingt sinkende Stromnachfrage und die hohen EEG-Vergütungen erhalten, zu Investitionen in neue Projekte nutzen würden. In den Ausstiegsstaaten in die EE-Produktion und im toleranteren Ausland in KKW neuerer technologischer Generationen.

Britta hat geschrieben:[...] aber dafür haben sie ja auch Einsparungen und müssen weniger Kraftwerke bauen. Sie haben ja jetzt schon zuviele und verkaufen noch Strom ins Ausland.

Der erste Halbsatz ist grösstmöglicher Unfug. Und der nächste Satz steht dem nicht nach. Es ist durchaus in Ordnung, wenn hocheffektive "Stromkonzerne" Aussenhandel betreiben. Betriebswirtschaftlich erwünscht, nicht unbedingt erstrebenswert in makroökonomischer Perspektive. Aber wenn fossile Dreckschleudern im In- und Ausland durch Strom aus EE-Anlagen oder modernen KKW substituiert werden können, ist das zweifellos der globalen Klimabilanz zuträglich. Deutschland, aber auch die Schweiz, sind da zur Zeit auf keinem optimalen Pfad.

Grüsse galileo2609
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Re: Umweltschädliche Politik

Beitragvon Der Neandertaler » Sonntag 21. Oktober 2012, 19:51

Hallo Britta.
Liebes weißt Du, ich habe immer meine Schwierigkeiten damit, wenn Leute einerseits Analysen abgeben - die ja vollkommen richtig beschrieben sind, aber keine oder nur ungenügende Konsequenzen respektive Alternativen angeboten werden.
Auch in dem 'FinanceScout24'-Artikel ist davon wenig zu lesen - es liest sich eher wie eine Art Lobbyarbeit ... einer billigen Logik folgend. Es wird vorrausgesetzt, daß der Leser die Konsequenz erkennt.

Die EEG-Novelle wurde ja eingeführt, um
  • "im Interesse des Klima- und Umweltschutzes eine nachhaltige Entwicklung der Energieversorgung zu ermöglichen"
  • "fossile Energieressourcen zu schonen und die Weiterentwicklung von Technologien zur Erzeugung von Strom aus Erneuerbaren Energien zu fördern."
Irgendetwas mußt Du ja denen anbieten, die dies ermöglichen ... durch Investitionen in Bau und Betrieb solcher Anlagen - nur auf Enthusiasmus zu setzen, wäre ein wenig zu wenig.
Unabhängig davon, wie hoch der Anteil des EEG am Strompreis ausmacht, wieviel dies zu den Preiserhöhungen letzlich beiträgt, sollten wir nach der eventuellen Alternative zum EEG bzw. zur regenerativen Energieerzeugung fragen. Der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromversorgung soll ...
  • 2020 35% betragen
  • 2030 auf 50% steigen
  • 2040 sollte er 65% betragen,
  • 2050 bis auf 80% ansteigen.
Wenn wir diese Ansprüche erreichen wollen, bleibt nur dieser Weg.
in dubio pro duriore
Zu diesem Vorhaben - weg vom Öl, Verzicht auf Kohle - gibt es keine Alternative ... keine sinnvolle, besonders nicht, wenn wir auf Kernkraft verzichten wollen ... verzichten müssen.
Eine mögliche Alternative:
    Ein freiwilige Zusage der Wirtschaft.
    Was eine derartige freiwillige Zusage wert ist, wissen wir spätestens seit Anfang der Griechenlandkrise. Darin haben die deutschen Banken eine freiwillige Hilfszusage gemacht, indem sie zusagten:
      "Kreditlinien und Staatsanleihen, die vor Ende der europäischen Hilfen im Mai 2013 auslaufen, durch neue Finanzierungen zu ersetzen."
    Und, am Ende:
      Die Institute haben ihr freiwilliges Engagement freiwillig von acht Milliarden auf 6,3 Milliarden Euro reduziert - den Rest trägt der Steuerzahler ... wie üblich.
    Denn die Wirtschaft tut doch nur etwas freiwillig, wovon sie sich (kuzfristigen) Gewinn verspricht oder wenn sie befürchten muß, täte sie dies nicht, würde ein Gesetz folgen, welches noch härtere Repressalien beinhaltet.
Das dazu, als Erklärung, warum es überhaupt ein derartiges EEG gibt. Denn wie gesagt, die Alternative wäre:
    wir lassen alles so weiterlaufen wie bisher - bei trotzdem steigenden Preisen - und sehen was passiert. Bis wir alle noch vorhandene Resourcen auch noch verbraucht haben - dann ist der Ofen aus ... im wahrsten Sinne des Wortes.
So weit - so hart!
Britta hat geschrieben:Als Ursache für die steigende EEG-Umlage wird der Boom bei der Solarenergie angegeben, aber eigentlich sollten die Strompreise durch Erneuerbare Energien sinken, denn für durch Wind- und Sonnenenergie erzeugten Strom müssen Kraftwerksbetreiber weniger fossile Brennstoffe zukaufen. [...]
Erstens:
    Die Strompreise wären mit Sicherheit auch so gestiegen - auch ohne EEG - alleine schon aufgrund der (steigenden) Nachfrage und anderer Faktoren.
Zweitens:
    Dem Strom ist es doch letztlich egal wie er hergestellt wird - der Preis wird an der Strombörse Leipzig festgesetzt.
Britta hat geschrieben:Die Mehrbelastung der Verbraucher wird den Stromkonzerne Gewinne bringen, denn es geht bestimmt nicht darum, Kosten zu decken. [...] Unseren Politikern sei Dank. :evil:
Nochmal:
    freiwillig hätte die Stromwirtschaft dies nie getan, hätten wir weiterhin AKWs ... würden uns mit dem Abfall derer herumschlagen dürfen. Das sind auch Kosten, die letztlich der Kunde inform von Steuergelder zahlt.
Wenn der Gesetzgeber nicht den Katalysator ipso iure vorgeschrieben hätte, ...
    wir würden immer noch dreckige und stickige Luft atmen, wenn über atmen möglich wäre.
Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.

Die Welt ist so geräumig und der Kopf ist so beschränkt.

Zpět k budoucnosti ke nejlebší čas.


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Re: Umweltschädliche Politik

Beitragvon Britta » Sonntag 21. Oktober 2012, 20:15

Hallo Galileo,
galileo2609 hat geschrieben:der stärkere Zuwachs von EEG-Stromproduktion gegenüber dem erwarteten Trend konterkariert die bereits im EEG 2000 angesetzte Degression der Vergütungssätze. Das deutsche EEG regelt zwei Grundsätze:
1. die Anschluss- und Abnahmeverpflichtung der Netzbetreiber zur Aufnahme von Strom aus erneuerbaren Energien,
2. feste Vergütungssätze für den eingespeisten Strom.

Die Vergütungssätze für Solarstrom sind ständig am Sinken. Für Anlagen, die im April 2012 in Betrieb genommen wurden, gab es noch 19,50 Cent/kWh, für Anlagen die ab Oktober in Betrieb genommen wurden/werden nur noch noch 18,36 Cent/kWh.

Ganz zu Anfang gab es wesentlich mehr. Für Anlagen, die 2001 in Betrieb gingen gab es 50,6 Cent/kWh und ein Jahr später immer noch 48,1 Cent/kWh.

Somit müsste die EEG-Abgabe eigentlich zwischenzeitlich gesunken sein. Da Photovoltaikanlagen immer günstiger und leistungsfähiger werden, werden eben die Vergütungssätze immer geringer. Wieso dann die Strompreise steigen müssen, besser gesagt die EEG-Umlage erhöht wird, ist unlogisch.

galileo2609 hat geschrieben:Die bedeutendsten Erzeuger von EEG-Strom sind (noch nicht) im Übermass die "Stromkonzerne", sondern dezentrale Private, Genossenschaften, Kommunen oder Stadtwerke. Die Übertragungsnetzbetreiber sind durch das EEG verpflichtet, diesen Strom vorrangig in die Netze einzuspeisen und nach den gesetzlichen Vorgaben zu vergüten. Ursprünglich als Institutionen geschaffen, um einen diskriminierungsfreien Zugang zu den Übertragungsnetzen zu schaffen, geraten die ÜNB nun in die Rolle der Exekutoren der planwirtschaftlichen "Energiewende". Eine Abweichung von den Vergütungssätzen des EEG durch individuelle Einspeisungsverträge ist ihnen per Gesetz nicht gestattet.

Wenn man schaut, wie viele Windparks gebaut wurden und wie viele Solarparks man entlang der Autobahn so sieht, dann haben private Haushalte den geringeren Anteil. In den letzten Jahren boomte das richtig und so scheinen die EVU's die größten Profiteure des EEG zu sein.

galileo2609 hat geschrieben:Den Elektrizitätsversorgungsunternehmen (EVU), in deiner Wortwahl den "Stromkonzernen", werden diese Kosten durch die ÜNB weitergeleitet, sie sind aber in der Verwertung des EEG-Stroms frei. Sie dürfen aber die durch das EEG verursachten Mehrkosten in ihre Kosten einstellen und an die per Gesetz EEG-pflichtigen Letztverbraucher umwälzen. Während die privaten Stromkunden keine grundsätzlich andere Wahl haben als zu zahlen, hat der deutsche Gesetzgeber den Unternehmen (z. B. in der stromintensiven Metallverarbeitung, Bahnbetriebe) zumehmend geringere Barrierefreiheiten gewährt, um sich von der EEG-Pflicht befreien zu lassen. Die privaten Haushalte kommen für diesen Ausfall auf und subventionieren mit ihren höheren EEG-induzierten Stromrechnungen die heimische Industrie.

Ich kenne die Preise, die ein metallverarbeitender Betrieb so zahlt. Trotzdem muss auch hier hart verhandelt werden und auch die Unternehmen haben mit den jährlich steigenden Strompreisen so ihre Probleme. Es geht dabei auch um die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber dem Ausland, denn auch der Strompreis fliesst in die Kalkulation mit ein.

Auch wenn die Unternehmen weniger zahlen wie der Endverbraucher, so haben sie die gleichen Probleme mit den steigenden Preisen.

galileo2609 hat geschrieben:Voraussetzung für die Gestaltung und Höhe der privaten Stromrechnungen ist die freie unternehmerische Entscheidung, die EEG-Umlage auf die Letztverbraucher abzuwälzen. Durch die globale Wirtschaftskrise sind die Preise an den europäischen "Strombörsen" (ein recht kompliziertes Gebilde) unter Druck und weit entfernt von den gesetzlich garantierten Einspeisevergütungen in Deutschland. Je nach unternehmerischer Entscheidung kann es also sinnvoll sein, als Endkunde den Stromanbieter zu wechseln. Oder eben, wie es der deutsche Umweltminister Peter Altmaier empfiehlt, Strom zu sparen. Also: Computer ausschalten und smartphones wegwerfen. Lieber Pullover stricken und Kerzen zukaufen. Ist sowieso eine gute Investition angesichts steigender Blackout-Gefahr.

Wozu braucht es eigentlich eine europäische Strombörse? Wozu muss man Strom über Landesgrenzen hinweg verkaufen? Wenn jedes Land in Europa zusieht, dass es seinen eigenen Strombedarf decken kann, wäre das völlig ausreichend. Klar ist der Atomstrom der Franzosen billiger, aber den will ja die Mehrheit der Bevölkerung nicht mehr.

Stom sparen bringt eigentlich auch nur wieder einer Preiserhöhung, denn es muss ja immer Wachstum geben und wenn weniger Strom verbraucht wird, dann muss er teurer werden, damit der Umsatz/Profit der EVU's in Euro gerechnet wieder stimmt.

galileo2609 hat geschrieben:Die Mehrbelastung der EEG-pflichtigen Letztverbraucher in Deutschland ist eine Fehlentwicklung der deutschen Politik, die unter der rot-grünen Bundesregierung begonnen hat, durch die grosse Koalition fortgesetzt wurde und durch die amtierende Regierungskoalition noch verschärft wurde.

Diese Fehlentwicklung ist dem Umstand zu verdanken, dass dieses Gesetz für und mit Hilfe der EVU's gemacht wurde. Es festigt deren Monopol, statt sinnvoll dezentrale und unabhängige Energieerzeugung zu fördern.

galileo2609 hat geschrieben:Den "Stromkonzernen" bringt das erstmal keinen Gewinn. Deren Unternehmensentscheidungen und Investitionen waren in der Regel auf grosse und zentrale Grundlastkraftwerke eingestellt.

Klar hätten sie mit großen zentralen Kraftwerken noch mehr Gewinn gemacht. Aber auch so ist der Gewinn den sie machen beachtlich und steigert sich ständig - so wie die Strompreise.

galileo2609 hat geschrieben:Diese langfristig geplanten Projekte stehen unter erheblicher Unsicherheit. Die Abschaltung hochprofitabler KKW und absehbare Investitionsruinen belasten den Return on Investment. Es wäre wünschenswert, wenn die grossen EVU den Spielraum, den sie durch die krisenbedingt sinkende Stromnachfrage und die hohen EEG-Vergütungen erhalten, zu Investitionen in neue Projekte nutzen würden. In den Ausstiegsstaaten in die EE-Produktion und im toleranteren Ausland in KKW neuerer technologischer Generationen.

Investiert wird schon, in Windparks und Solaranlagen, staatlich gefördert mit unseren Steuergeldern und der EEG-Umlage, also weniger vom eigenen Gewinn, der an die Aktionäre ausgeschüttet wird. Und dafür dürfen wir dann auch noch die Strompreiserhöhung schlucken.

KKW's sind seit Fukushima der Öffentlichkeit nicht mehr zu verkaufen. Zumal auch die Frage der Endlagerung immer noch nicht gelöst ist.

Mit KKW's der neuere Generation habe ich mich noch nicht beschäftigt, kann mir auch nicht vorstellen, dass diese sicher sein können.

galileo2609 hat geschrieben:
Britta hat geschrieben:[...] aber dafür haben sie ja auch Einsparungen und müssen weniger Kraftwerke bauen. Sie haben ja jetzt schon zuviele und verkaufen noch Strom ins Ausland.

Der erste Halbsatz ist grösstmöglicher Unfug. Und der nächste Satz steht dem nicht nach. Es ist durchaus in Ordnung, wenn hocheffektive "Stromkonzerne" Aussenhandel betreiben. Betriebswirtschaftlich erwünscht, nicht unbedingt erstrebenswert in makroökonomischer Perspektive. Aber wenn fossile Dreckschleudern im In- und Ausland durch Strom aus EE-Anlagen oder modernen KKW substituiert werden können, ist das zweifellos der globalen Klimabilanz zuträglich. Deutschland, aber auch die Schweiz, sind da zur Zeit auf keinem optimalen Pfad.

Wieso ist das größtmöglicher Unsinn? Es hat sich nach der Abschaltung der alten KKW's gezeigt, dass immer noch genug Strom erzeugt wird, um ihn ins Ausland zu verkaufen. Wir haben also definitiv zuviele Kraftwerke. Ziel sollte sein, ohne riesige Kraftwerke auszukommen. Wir brauchen sie nicht und brauchen auch keine großen EVU's. Dezentrale, also regionale Energieversorgung und Unabhängigkeit sollte das Ziel sein um unseren Planeten zu erhalten. Darüber sollten unsere Politiker nachdenken und das umsetzen, was für die Umwelt gut ist, statt für die Profite der Energieriesen.
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Re: Umweltschädliche Politik

Beitragvon Britta » Sonntag 21. Oktober 2012, 22:10

Ich habe mir jetzt mal den ellenlangen Wiki-Artikel zum Thema EEG durchgelesen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Erneuerbar ... ien-Gesetz

Die tatsächlichen Kosten für die EVU's liegen danach bei rund 18 Milliarden Euro. 2011 waren es ca. 12 Milliarden.

Im Jahr 2010 vermied die erneuerbare Stromerzeugung fossile Energieimporte im Wert von rd. 2,5 Mrd. Euro; hiervon sind etwa 80 % dem EEG zuzuschreiben...

Das EEG trägt zum Klimaschutz und zur Luftreinhaltung bei. 2006 seien durch das EEG beispielsweise der Ausstoß von 45 Millionen Tonnen CO2 verhindert worden. Dadurch führe das EEG zu einer Verringerung von externen Kosten, wie unter anderem im Zuge der globalen Erwärmung. Die vermiedenen Folgeschäden werden auf 3,4 Mrd. € geschätzt. Laut BMU ergab sich für 2006 insgesamt ein volkswirtschaftlicher Nutzen des EEG von rund 9,3 Mrd. €


Die Einsparung durch die fossilen Energieimporte dürfte inzwischen gestiegen sein. Auch der Wert der vermiedenen Folgeschäden von 3,4 Milliarden in 2006 dürfte sich erhöht haben. Volkswirtschaftlicher Nutzen 2006 9,3 Milliarden...

45 Millionen Tonnen CO2 in 2006 :?

Als der Emissionshandel eingeführt wurde, betrug der Preis für 1 Tonne CO2 nur 5,00 € und stieg dann auf bis zu 29,00 € an. 2007 fiel er dann auf 0,07 €. Machte aber 2006 bei 45 Mio. Tonnen 1,3 Milliarden Euro. Überhaupt gab es in den ersten Jahren durch den Emissionshandel zusätzlich fette Gewinne für die EVU's, nicht zuletzt durch die EE - trotzdem stiegen die Strompreise. Nachdem man die Gewinnmitnahmen bemerkte, gab es 2008 eine Neuregelung des Emissionshandels.

2013 gibt es dann die 3. Phase des Emissionshandels, in der die Anzahl der Emissionszertifikate weiter beschränkt und linear gekürzt wird und immer mehr Zertifikate versteigert werden sollen.

Für mit EE erzeugten Strom wurden in 2011 ca. 12 Milliarden gezahlt, 2011 betrug die EEG-Umlage 8,2 Milliarden.

Einer 2009 veröffentlichten Modellrechnung zufolge erhöht das EEG den Strompreis beim Konsumenten um drei Prozent und reduziert ihn beim Produzenten um acht Prozent. Die Emissionseinsparungen in Deutschland werden auf elf Prozent geschätzt

Würde mich mal interessieren, wie die das errechnet haben. :?

Auch das vorgebrachte Argument der Emissionseinsparung überzeuge nicht, da etwa eine Modernisierung des deutschen Kraftwerksparks viel effektivere Einsparungen erzielen würde. Über den Mechanismus für umweltverträgliche Entwicklung ließen sich effizientere Einsparungen erreichen.

Das wäre ein Argument, nur: Wer garantiert, dass die Kraftwerksbetreiber ihre Kraftwerke auch entsprechend modernisieren würden? Fukushima ist das jüngste Beispiel, das zeigt dass notwendige Investitionen jahrzehntelang nicht getätigt werden und EVU's doch lieber Profite rausziehen, statt in Modernisierungen zu investieren, und das man staatliche Auflagen umgehen kann.
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