Britta hat geschrieben:Es ist leider so, dass Profit in unserer Zeit nur mit Geld gemessen wird
Hm, ist also Profit
dann etwas Schlechtes, wenn er in Geld gemessen wird?
Das Beispiel mit den Emissionszertifikaten zeigt doch, dass Profit eine Lenkungsfunktion hat, die man nutzen kann. Prinzipiell sorgt Profit dafür, dass
etwas möglichst effizient erreicht wird. Das ist doch gut?
Was dieses
etwas sein soll, das definiert die Gesellschaft (ich schreibe hier ausdrücklich "Gesellschaft" und nicht "Politik").
Zwischen Profit und Bildung oder Gesundheitsversorgung sehe ich keinen Kontrast. (Zu Gesundheitsversorgung oder dazu, warum das Finanzsystem marode ist, könnte man wohl besser einen eigenen Thread aufmachen.)
Auch hier ist es doch eine Frage der gesellschaftlichen Vereinbarung: Es gibt Länder, in denen ist es üblich, "seiner" Schule und "seiner" Universität Zuwendungen zukommen zu lassen, sobald man "es geschafft hat".
Man ist es sich schuldig. Und man weiß, dass Bildung nicht vom Himmel fällt.
In D hat man manchmal einen anderen Eindruck... Da ist Bildung etwas, was die Allgemeinheit
mir schuldig ist, und im Übrigen sowieso egal, da mir unabhängig davon gefälligst dieselben Chancen zu garantieren sind.
Den Unterschied macht also nicht der Profit sondern die Geisteshaltung.
Wie ist denn die?
Aha:
Britta hat geschrieben:Nein, ich wünsche mir einfach eine bessere Welt, in der andere Werte etwas zählen, etwas bewegen - nicht nur Geld.

Das würden wohl 90% der Menschen unterschreiben (und die anderen 10% sind die, die sowieso immer ihr Kreuzchen bei "Weiß nicht" machen, weil sie die Frage nicht verstanden haben).
Dieselben Menschen entlarven aber sich selbst durch ihre eigenen Emotionen. Emotionen wie z.B. Neid, Stolz...
Neid auf des Nachbarn neues iPhone, den hübschen Mantel oder die Handtasche der Freundin, und dass die xyz immer noch so gut aussieht.
Stolz auf die Beförderung, aufgrund derer man jetzt 500€ mehr verdient als Kollege Schulze. Stolz auf den eigenen coolen Look.
Stell' Dir vor, Menschen empfänden niemals
diesen Neid und
diesen Stolz sondern wären statt dessen aus vollem Herzen neidisch auf die schöne Radtour mit Familie, die der Nachbar gestern gemacht hat, oder stolz wie Oskar darauf, dass sie einen halben Tag auf der Leiter gestanden und der 70jährigen Nachbarin das gammelige Laub aus der Dachrinne gesammelt haben - und dieser Stolz hielt auch dann unvermindert an, wenn einer sagt: "Du bist doch blöd! Machst Dich da zum Affen. Sie könnte ja jemanden kommen lassen. Die Alte hat doch nun wirklich genug Kohle."
Nicht, dass Stolz und Neid dann irgendwie positiv wären, aber ... wäre das nicht eine Veränderung?
Warum geschieht sie nicht?
Weil jeder sagt: "Warum soll ich mein Geld den Armen geben - und am Ende bin ich der einzige." ??
Nein, Quatsch. Denn bis hierher kostet das alles keinen Cent. Wir reden noch nur über Emotionen, über Einstellungen. Die sind kostenlos.
Aber sie entsprechen nicht ihren inneren Überzeugungen!
Lausche in Dich, welchen Stolz und welchen Neid findest Du dort?
Oder, noch spaßiger, frage einfach mal Menschen in Deinem Umfeld: "
Wer bist Du?"
Die meisten Menschen stellen sich anderen, fremden Menschen vor mit: ihrer Funktion/Beruf/Jobbezeichnung, ihrem Alter, ihrem Wohnort - was dann ja einen guten Einstieg bietet zu "mein Haus, mein Auto, mein Boot". Ist hier irgendetwas Nicht-Materielles, irgendetwas Ideelles gefallen?
So stellen sie sich den
Anderen vor - und so stellen sie sich
sich selbst vor.
So lange das so ist, ist jeder Ruf nach "der besseren Welt" lediglich ein klägliches "Halt! Wartet doch auf mich! Ich will das alles auch... ich bin nur nicht so schnell."
Und um den Kreis zu schließen, nämlich zum Profit der (bösen?) Wirtschaft und der (bösen?) Unternehmen:
Unternehmen werden geprägt durch die Summe ihrer Stakeholder. (Nicht Shareholder.)
Das sind in allen Fällen
Menschen. Ganz normale, wie oben beschrieben.
Moderne Unternehmen, sei es BP oder Greenpeace, haben eine "Vision" und/oder ein "Mission Statement". Beides läuft in allen Fällen hinaus auf "...to make the world a better place."
Aber sobald die eigenen Arbeitsplätze in Gefahr sind, wird geschummelt und gelogen, und von dem hehren Anspruch bleibt wenig übrig, sei es bei BP oder Greenpeace.
Viele Grüße
Samweis