Nie mehr Loveparade? Wer trägt die Schuld?

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Nie mehr Loveparade? Wer trägt die Schuld?

Beitragvon nocheinPoet » Mittwoch 28. Juli 2010, 09:20

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Ich denke inzwischen haben es wohl alle mitbekommen, es gab vor dem Unglück viele Warnungen, und die „Stadt“ hat diese gezielt ignoriert und sogar auch unterdrückt. Das Sauerland nun seinen Hut nehmen muss, steht nicht zur Diskussion, wie weit er rechtlich haftbar gemacht werden kann, wohl auf einem anderen Blatt.

Wer mal in einer großen Menge Menschen eng zusammengepresst gestanden hat, kann sich das was dort geschehen ist, wohl besser vorstellen, als jene die nur die Bilder kennen.

Eine andere Frage die ich habe, ist, sollte nun wirklich keine Loveparade mehr stattfinden? Ich bin alter Berliner, ich habe die Anfänge gesehen. Es gibt immer wieder Unglücke bei den Menschen ums Leben kommen, aber wir schaffen die Züge, die Autos und auch Fußballspiele nicht ab. Ist es im Sinne der Gestorbenen?

Hat die Love-Parade nicht auch eine wichtige Funktion?
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Re: Nie mehr Loveparade? Wer trägt die Schuld?

Beitragvon Britta » Mittwoch 28. Juli 2010, 20:20

nocheinPoet hat geschrieben:.
Hat die Love-Parade nicht auch eine wichtige Funktion?


Müssen Massenpartys mit 1 Mio. Teilnehmer sein? Eine Nummer kleiner kann doch auch sein.

Ich meide solche Massenveranstaltungen und oft ist mir schon auf einem Volksfest zuviel Gedrängel. Selbst habe ich mit Freunden schon mehrere Konzerte veranstaltet, aber nie über 7.500 Teilnehmer. Mir reicht das.
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Re: Nie mehr Loveparade? Wer trägt die Schuld?

Beitragvon elfenpfad » Donnerstag 29. Juli 2010, 12:28

nocheinPoet hat geschrieben:.


Eine andere Frage die ich habe, ist, sollte nun wirklich keine Loveparade mehr stattfinden? Ich bin alter Berliner, ich habe die Anfänge gesehen. Es gibt immer wieder Unglücke bei den Menschen ums Leben kommen, aber wir schaffen die Züge, die Autos und auch Fußballspiele nicht ab. Ist es im Sinne der Gestorbenen?

Hat die Love-Parade nicht auch eine wichtige Funktion?


so wie @Britta auch, meide ich persönlich solche Grossveranstaltungen, ( gibt nichts Schlimmeres, als mit einer Horde transperierender Menschen :D eng zusammengedrängt zu sein ) -- und dass ich net ein grosser Fan von dieser "Love" parade bin, schrieb ich ja schon in dem anderen Thread.

Ob die Parade eine wichtige Funktion hat ? Für mich nicht - höchstens eine abschreckende, wenn ich die Bilder so sehe ;)

Vom Ursprung her ja ne Riesen Techno Party -- ausser Fun ( für diejenigen die es mögen ) seh ich persönlich keine Funktion dahinter


Und ich bin Deiner Meinung @neP, dass es immer wieder Unglücke gibt bei solchen Grossveranstaltungen, eine Garantie kann auch eine noch so gute Organisation nicht bieten, nur verrringern.
Und das sollte natürlich bei weiteren Veranstaltungen dieser Grössenordung höchstes Gebot sein

Also nicht verbieten, sondern alles wohldurchdacht durchplanen für das nächste Mal, aus Fehlern kann man ja nur lernen !
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Re: Nie mehr Loveparade? Wer trägt die Schuld?

Beitragvon Britta » Freitag 30. Juli 2010, 06:40

elfenpfad hat geschrieben:Also nicht verbieten, sondern alles wohldurchdacht durchplanen für das nächste Mal, aus Fehlern kann man ja nur lernen !


An einer wohldurchdachten Planung lag es ja nicht. Die gab es und hieß 'Risiko zu groß, Sicherheitsauflagen nicht erfüllt'. Hätte man die Realität akzeptiert, hätte man die Veranstaltung auf dem Gelände nicht durchgeführt.

Ob es für die Veranstalter ein nächstes Mal geben wird? Vielleicht ein paar Nummern kleiner.
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Re: Nie mehr Loveparade? Wer trägt die Schuld?

Beitragvon elfenpfad » Freitag 30. Juli 2010, 10:42

Britta hat geschrieben:
elfenpfad hat geschrieben:Also nicht verbieten, sondern alles wohldurchdacht durchplanen für das nächste Mal, aus Fehlern kann man ja nur lernen !


An einer wohldurchdachten Planung lag es ja nicht. Die gab es und hieß 'Risiko zu groß, Sicherheitsauflagen nicht erfüllt'. Hätte man die Realität akzeptiert, hätte man die Veranstaltung auf dem Gelände nicht durchgeführt.

Ob es für die Veranstalter ein nächstes Mal geben wird? Vielleicht ein paar Nummern kleiner.

Ok, klar hätte man diese Veranstaltung ganz abblasen können, aber es hätte wohl auch schon greicht, wenn man einige Punkte beachtet hätte.
Ich habe diese Tage im Radio einen Beitrag gehört von einem Panikexperten, der eine ungenügende Ausbildung der Sicherheitskräfte diesbezüglich anspricht. Es gäbe eindeutige erste Anzeichen in einer Menschenmenge - ( eine Schaukelbewegung, die entsteht, und die Experten auffällt ) - die es zu beachten gäbe, um rechtzeitig handeln zu können.
Dass man die Menschen etappenweise durch den Tunnel hätte schleusen sollen, wäre im Vorfeld schon einplanbar gewesen
Auch waren ja scheinbar die Notausgänge nicht geöffnet gewesen


Hab hier noch einen aktuellen link:

Love Parade immer neue Ungereimtheiten

Opfer durch Brustquetschungen gestorben
Sitzungsprotokoll belastet Oberbürgermeister

Medienberichten zufolge belastet ein Sitzungsprotokoll aus dem Duisburger Rathaus Oberbürgermeister Adolf Sauerland schwer. Bereits vier Wochen vor der Loveparade soll das Bauordnungsamt massive Einwände gegen das Sicherheitskonzept erhoben haben. Der Oberbürgermeister stand im Verteiler dieses Protokolls.



Aber ich bin auch, wie Du, der Meinung, dass man diese Veranstaltung im kleineren Stil mit weniger Menschen hätte durchführen sollen
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Re: Nie mehr Loveparade? Wer trägt die Schuld?

Beitragvon Britta » Freitag 30. Juli 2010, 12:04

elfenpfad hat geschrieben:Aber ich bin auch, wie Du, der Meinung, dass man diese Veranstaltung im kleineren Stil mit weniger Menschen hätte durchführen sollen


Das wäre nicht gegangen und so hatte ich das auch nicht gemeint.

Ich meinte eher, der Veranstalter sollte nicht mehr so große Partys veranstalten, wenn er es nicht kann.

Die Loveparade kann man nicht kleiner veranstalten, denn die Menschenmassen die kommen sind dann eben da und man kann im Voraus da nicht sagen, wie viele teilnehmen.
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Re: Nie mehr Loveparade? Wer trägt die Schuld?

Beitragvon elfenpfad » Freitag 30. Juli 2010, 12:19

Britta hat geschrieben:
elfenpfad hat geschrieben:

Die Loveparade kann man nicht kleiner veranstalten, denn die Menschenmassen die kommen sind dann eben da und man kann im Voraus da nicht sagen, wie viele teilnehmen.


Vielleicht könnte man es mit Eintrittskarten lösen ? So wie bei anderen Grossveranstaltungen wie z.B. Rockkonzerten auch ---

Der Erlös könnte ja zum Teil in die Drogenprävention fliessen :idea: :D
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Re: Nie mehr Loveparade? Wer trägt die Schuld?

Beitragvon pseudonymous » Freitag 30. Juli 2010, 19:23

Wieso muss man immer für alles und jeden einen Schuldigen finden?
Wäre niemand gestorben, wäre niemand auf die Idee gekommen, ob die Veranstaltung überhaupt genug abgesichert und geplant gewesen ist.
Wer kann denn hier so gut ´n Blasinstrument bedienen?!
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Re: Nie mehr Loveparade? Wer trägt die Schuld?

Beitragvon Oneiro » Freitag 30. Juli 2010, 19:48

pseudonymous hat geschrieben:Wäre niemand gestorben, wäre niemand auf die Idee gekommen, ob die Veranstaltung überhaupt genug abgesichert und geplant gewesen ist.


Ich sehe es auch ähnlich, wie pseudonymous und britta, unabhängig davon, ob man die Loveparade mag, das bleibt ja auch eine Frage des eigenen Geschmacks.
Warum muss man immer einen Sündenbock für den Tod eines Menschen haben. Tod ist in dieser Gesellschaft auch ein zu grosses Tabuthema, obwohl es einfach zum Leben dazugehört. Es ist ein Unfall geschehen, den niemand planen konnte, Unfälle lassen sich niemals vollkommen verhindern. Soll man jetzt jede Party verbieten, weil theoretisch jemand dabei sterben könnte???
Man kann nicht alles planen.
Eine noch drastischere Kommerzialisierung verhindert auch keine Unfälle, ganz im Gegenteil, unsere Gesellschaft liebt doch den Konsum, dann stürmen da noch mehr Besucher hin. Man sollte einfach nicht solche grossen Veranstaltungen planen, als die Loveparade noch unbekannter war, gab's diese Probleme ja auch noch nicht.
Ich würde auch erst gar nicht zu solchen Massenveranstaltungen gehen, mag diesen Hype einfach nicht. Es liegt zum Teil auch in der eigenen Verantwortung, diesen Massenwahn mitzumachen.
"Einen Traum kann man nicht bauen, ein Traum baut sich. Er entzieht sich unserem Willen. Er kommt uns, oder er kommt uns eben nicht.
Der Traum hat sein eigenes Reich, und dieses Reich herrscht, wo die Möglichkeit einer Willenskraft ausgeschaltet ist.
In der Nacht schläft das Wollen, und wenn es nicht schläft, schlafen auch wir nicht."
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Re: Nie mehr Loveparade? Wer trägt die Schuld?

Beitragvon Elfer » Freitag 30. Juli 2010, 20:45

Ich glaube schon, dass die LP eine Funktion hat. Ob sie wichtig ist oder wie wichtig sie ist, ist schwer zu beantworten.
Wäre ein Vergleich mit Woodstock vermessen? Warum? Brauchen wir die Botschaft eines CSD oder eine andere?
Irgendwie ist die LP doch eine Veranstaltung für eine Masse junger Menschen, die sich so häufig nicht vertreten fühlen.

Die LP und ihr Unglück haben sogar heute die Funktion, einigen Teilnehmern ihr eigenes Verhalten vor Augen zu führen. Auch, wenn ich wenig Hoffnung habe, in all der Tragik, wäre dies wenigstens ein positiver Punkt. Allein, die Stimmen die gehört habe, sprechen nicht dafür. Auch sprechen viele Reaktion vor laufenden Kameras nicht dafür, dass die Menschen mal den ernst der Lage erkannt haben.

Sie gehörte lange Zeit zu einem Event, zu dem Hunderttausende oder mehr als eine Million gekommen sind. So unwichtig scheint es nicht zu sein. Egal, ob es gefällt oder nicht.
Ich habe sie in Dortmund erlebt und den Aufwand, den sie vorher und hinterher mit sich bringt. Es war ok, ohne Überschwänglichkeit.
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Nein, es ist nicht die Flucht vor der Diskussion oder Wahrnehmung des Todes. Es ist die Frage nach der Vermeidbarkeit. Man muss und soll nun keine übertriebenen Diskussionen losbrechen. Nicht der Reihe nach Veranstaltungen verbieten. Das ist auch gar nicht angedacht.

Es geht um die Klärung der Frage, wer die Verantwortung trägt und das ist in einem Rechtstaat eine ganz zentrale Sache. Sie wird im Alltag und er Kriminalität jeden Tag gestellt und beantwortet. Warum sollte dieser Bereich ausgenommen sein? Es wäre eine Ungleichbehandlung der Geschehnisse und deren Folgen.

Es geht aber vor allem um die Frage nach den Ursachen. Diese helfen einem Vermeidbares zukünftig zu vermeiden. Das muss doch das Ziel sein.

Das Gelände war ungeeignet, das Konzept war fehlerhaft und die Durchführung dilettantisch. Auch gab es Verfehlungen, deren Verursacher und Ausmaß muss man nach der Auswertung der Fakten bewerten.

Ich glaube, dass es ein Phänomen der Zeit ist, dass man Dinge um jeden Preis machen muss. Der dahinter stehende Anspruch muss überprüft werden. Ich denke da an den Spruch „weniger ist manchmal mehr“.

Damit will ich die Teilnehmerzahl einer LP nicht minimieren, weil dies ihrem Charakter widersprechen würde, aber die Frage aufwerfen, ob alle dies schultern können.

Ich stimme den Leuten zu, die derartige Veranstaltungen durchgeführt haben und denen, die daran als „Star“ teilgenommen haben. Dieser Veranstalter sollte sich auf sein Kerngeschäft konzentrieren und die Finger von Großveranstaltungen lassen.
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