nocheinPoet hat geschrieben:Ist kein Leid nicht Glück?
Es gibt Menschen, die brauchen Leid wie eine Droge. Wenn sie nicht leiden können, Anderen mitteilen wie schlecht es ihnen geht oder wie schlecht sie doch von ihren Mitmenschen behandelt werden, sind sie nicht glücklich.
Es gibt so viele Arten von Glück und Leid und diese beiden Gefühle stehen nie alleine. Mit ihnen kommen Angst, Freude, Trauer, Spaß und viel andere Gefühle mit auf. Es gibt nicht nur Leid alleine oder Glück alleine. Die beiden werden immer begleitet.
nocheinPoet hat geschrieben:Ich meine das wir es mit einer Blickrichtung zu tun haben, Norden/Süden oder noch klarer gesagt, es ist eine Relation. Was ich aus einer sehr „leidvollen“ Position als Glück bewerte kann aus einer viel glücklicheren Position leidvoll sein. Beispiel jemand ist ganz arm hat nicht ein Auto und bekommt nun einen kleinen Job und kann sich ein alten Gebrauchtwagen leisten. Das macht ihn glücklich und er sagt, was habe ich doch für ein Glück. Jemand der reich ist, verliert bei einem Brand seinen Ferrari aber er hat ja zum „Glück“ noch einen Porsche? Würde der nun glücklich sein, oder sagen, ich Leide weil mein Ferrari verloren ist? Gut man muss es nicht am Geld festmachen, aber wie dem auch sei, ich meine das Glück/Leid keine eigenständigen Entitäten sind.
Sie gehören zusammen: Rock'n Roll...
Beides ist auch eine Sache der Gewohnheit. Jemand der immer nur glücklich ist, hat irgendwann vergessen dass er glücklich ist und jemand der immer nur leidet, weiß auch nicht mehr dass er leidet. Ihm fehlt der Vergleich. Für ihn ist es der Normalzustand.
Würden die Menschen unter der Erde im Dunkeln leben und hätten niemals die Sonne gesehen und nie von ihr gehört, wüßten sie nicht was Sonnenlicht ist.
nocheinPoet hat geschrieben:Die Frage ob man Leid erfahren kann, ohne Glück zu kennen, ist interessant, wobei ich meinen würde, selbst wenn man mit Schmerzen schon geboren wird, das man schon eine Vorstellung davon haben kann, wie es ohne ist. Man kann ein Gefühl nur „weg“ wünschen, wenn man es erkennen kann, ich glaube das jeder der Zahnschmerzen hat, die auch erkennen kann, wenn er immer schon welche hätte, und darunter „leiden“ würde.
Bei Schmerzen gewöhnt sich der Körper ebenfalls daran. Sonst könnten wir es nicht ertragen.
nocheinPoet hat geschrieben:Ist es nicht das Bild das wir in uns tragen, über eine Veränderung die das was ist für uns subjektiv als Glück oder Leid wahrnehmen lässt?
Nein, es ist kein Bild. Es ist ein Gefühl. Worüber wir an einem Tag tieftraurig sind, denken wir an einem anderen gar nicht mehr nach und sind mit unseren Gedanken woanders. Wir haben die Fähigkeit, uns von unserem Leid selbst abzulenken und auch unser Glück zu vergessen. Wir denken nicht ständig daran, weil unser Geist ständig nach etwas Neuem sucht, über das wir noch nicht nachgedacht haben, was uns Freude macht oder was auch immer gerade aktuell passiert und bewertet wird.
nocheinPoet hat geschrieben:GambitPi hat geschrieben:Die Fragen, die ich aus NeP´s Eingangspost herauslese sind:
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1. Hier sagen nun oft viele, wenn es einen Gott gäbe, warum lässt er so etwas zu?
Du hast es gut erkannt, Grundlage meiner Überlegung war sogar noch härter, es geht um die Aussage, es kann kein Gott geben, weil der nie soviel Leid zulassen würde, oder wenn es ihn gibt, dann ist er nicht „gut“ sondern „böse“ weil er seine Geschöpfe so leiden lässt. Brachte mich mit 10 in eine kleine „Glaubenskrise“. Den Aspekt und den Bezug zu Gott habe ich aber auch noch mal gesondert betrachtet: Warum Gott auch böse ist Und er lässt uns nichts erleben, wenn wir im Grunde nur er sind.
Für mich hat weder Glück noch Leid etwas mit Gott zu tun.
nocheinPoet hat geschrieben:GambitPi hat geschrieben:Die Sufis sagen: Wir sind das Auge durch das Gott sich selber sieht.
Ich glaube das auch, wir sind ein Traum Gottes, es gibt nichts außerhalb von Gott, ihm war langweilig, er zerlegte sich in ganz viele Teile und spielt das Spiel, mal sehen wann die alle wieder zusammen gefunden haben und erkennen das sie nur ich sind.
So in diese Richtung denke ich auch. Nur ist es für 'Gott' meiner Meinung nach kein Spiel, sondern er entdeckt sich dabei selbst.
GambitPi hat geschrieben:Gott (mit dem wir hier ident zu denken sind ) will am Ende vielleicht einfach, wie einst Dante nach seiner Höllenwanderung die heilige Lösung aussprechen können: „Ich habe alles gesehen.“ Und Leid ist nicht nur zermürbend. Es ist auch ein großer Ansporn zu allem Möglichen. Vor allem zum Leben an sich!
Nicht nur Leid, auch Glück ist ein großer Ansporn. Beides bringt uns auf neue Ideen, wir ändern etwas, fangen etwas Neues an und das führt zu einer ständige Weiterentwicklung. Klar gibt es auch mal Rückschritte.
Wenn Gott sich denn am Ende alles betrachtet, dann kann er bei der nächsten Welt Fehler vermeiden, sodass er es beim nächsten Mal besser macht.
nocheinPoet hat geschrieben:Ich glaube es gibt keine oberste Stufe die man erreichen kann.
Das wäre auch langweilig. Es kann nur auf und ab geben. Wie warm und kalt, hell und dunkel.
nocheinPoet hat geschrieben:Man könnte sagen, es ist leidvoll zu wissen, das ein mehr an Glück nicht möglich ist. Jedes Handeln macht keinen Sinn mehr. Und gibt es da dann überhaupt noch einen Gedanken den man denken will? Gibt es dann einen da überhaupt noch?
Der Weg ist wohl auch hier das Ziel.
nocheinPoet hat geschrieben:Ich bin mal zu der „Erkenntnis“ gekommen, das unsere Unzufriedenheit, unser „Haben wollen“ unser Drang die Dinge zu verändern uns wirklich erst ausmacht. Es gibt immer etwas, das wir tun können oder wollen, da ist etwas, und wir wollen es anders.
Wir brauchen immer ein Ziel, auf das wir hinarbeiten. Dazu brauchen wir dann wieder Motivation und die kann eben sein, dass uns das Erreichen des Zieles ein wenig nur glücklich macht.
nocheinPoet hat geschrieben:Es kann einen Punkt geben, da sind wir aber mit allem einverstanden, wir erkennen, das alles eben genau so ist, wie wir es wollen, es gibt keine Spannung zwischen dem was wir Wahrnehmen und dem was wir Wünschen, und ich glaube diese Spannung macht uns aus. Würde diese nicht mehr sein, wir wären die Welt, das was ist, wir würden uns nicht mehr abgrenzen können, es gäbe uns nicht mehr.
Würde diese Spannung nicht mehr sein, fänden wir eine Neue.