Behauptet die SRT wirklich v ≤ c?

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Moderator: nocheinPoet

Behauptet die SRT wirklich v ≤ c?

Beitragvon nocheinPoet » Montag 18. Juni 2012, 11:28

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Viel Platz hat man im Titel nicht, darum gleich mal genauer, es geht um einen Dialog im Mahag, lesen wir mal kurz rein:

Harald Maurer hat geschrieben:
Ernst hat geschrieben:
Bewegt sich in einem IS ein Beobachter mit v, so ist die Relativgeschwindigkeit zwischen Licht und Beobachter c ± v.

Eine Lichtgeschwindigkeit c ± v gibt es in der SRT nicht!

Siehe z B. http://www.physicsnet.at/SRT/Skriptum/postulate.html

"Die Geschwindigkeit des Lichts (im Vakuum) hat relativ zu jedem Beobachter, unabhängig von dessen Bewegungszustand, immer denselben Wert. Der heute gültige Wert der Vakuumlichtgeschwindigkeit ist c = 299792.458 km/s."

Ein in einem IS inertial bewegter Beobachter repräsentiert wiederum ein IS. In beiden IS beträgt die LG c, egal ob sich die Koordinatensysteme zueinander bewegen oder nicht, denn jeder Beobachter befindet sich in seinem Ruhesystem, und das bedeutet eben, dass die LG zu jedem Beobachter c beträgt. Auch wenn er sich in einem IS gegen eine Lichtquelle bewegt oder sich von ihr entfernt. Da die LG von Beobachtern stets in ihren Ruhesystemen gemessen wird, spricht man prinzipiell nicht von "bewegten" Beobachtern, aber Jocelynes Ausdrucksweise ist deshalb nicht falsch.

Hier sieht man ein häufiges Missverständnis der SRT recht deutlich. Dröseln wir es mal auf.

Dazu haben wir zwei Beobachter und eine Lichtquelle, beide Beobachter sind zueinander bewegt, A ruht in Bezug zur Quelle. Jeder Beobachter hat sein eigenes Initialsystem in dem er wie üblich ruht. Fangen wir mit Beobachter A an, für ihn bewegt sich Beobachter B mit 0,75c auf die Lichtquelle zu. Das Licht der Quelle bewegt sich für A in seinem Initialsystem selbstverständlich mit c.

Die Frage ist nun, mit welcher Geschwindigkeit v bewegen sich nun Beobachter B und ein Lichtimpuls der Quelle für Beobachter A in seinem Initialsystem aufeinander zu.

Viele Kritiker der SRT meinen nun, die SRT würde hier vorgeben, dass v ≤ c sein muss. Das stimmt so aber nicht. Für Beobachter A gilt hier die ganz normale Addition der Geschwindigkeiten, für A verkürzt sich der Abstand zwischen Beobachter B und dem Lichtimpuls mit v = c + 0,75c = 1,75c.

Das steht so auch in keinem Widerspruch mit der SRT, die sagt nur, Licht bewegt sich in einem Initialsystem immer mit c, Objekte mit Masse immer mit v < c. Die SRT sagt aber nicht, dass sich in einem IS zwei Dinge nicht mit v > c nähern dürfen.

Wie kommt es zu diesem Missverständnis der SRT?

Hier werden Beobachter und Initialsystem einwenig vermischt. Betrachten wie mal das Beispiel weiter und wechseln dazu mal ins Initialsystem von B. Denn für B stellt sich das anders dar, als für A. Misst B nun die Geschwindigkeit des Lichtimpulses von der Quelle wird er nicht v = c + 0,75c = 1,75c messen, sondern nur c. Ordnen wir mal die beiden Beobachter und die Quelle in einer Reihe an, die Quelle in der Mitte, und bleiben im Initialsystem von A. Für A bewegt sich nun B mit v = - 0,75c vom Lichtimpuls weg. Für A gilt hier, das sich B und der Lichtimpuls mit v = c - 0,75c = 0,25c aufeinander zu bewegen.

Verwirrt? ;)

Die Erklärung ist mit ein wenig Geometrie und gutem Willen „relativ“ leicht zu verstehen, wenn man denn wirklich will.

Fest steht, die SRT sagt, in den Initialsystemen beide Beobachter gilt, der Lichtimpuls bewegt sich mit c.

Das Problem ist, wenn Beobachter in ihren Initialsystemen bewegte Beobachter beobachten. ;) Wenn man dann von einem Initialsystemen in das andere wechselt, muss man die Lorentztransformation vollständig durchführen, und das ergibt dann das relativistische Geschwindigkeitstheorem wie Ernst richtig schrieb:

Ernst hat geschrieben:
u = (u' + v) / (1 + u' *v/c²)

und mit u' = c

u = (c + v) / (1 + v/c) => u = c

Noch immer verwirrt?

Kurz gesagt, die SRT sagt nur, in jedem Initialsystemen bewegt sich Licht mit v = c und jedes Objekt mit Masse mit v < c. Die SRT sagt aber eben nicht, dass sich zwei Objekte nicht zueinander mit v > c bewegen dürfen, sondern eben nur, das keines sich im Initialsystemen schneller als mit c bewegen darf.

Für A in seinem Initialsystemen bewegt sich B mit v < c und der Lichtimpuls mit c. Auch für B in seinem Initialsystemen sieht es so aus, A bewegt sich mit v < c und der Lichtimpuls mit c.

Wie geht dass?

Wie kann A nun eine größere Abstandsänderung zwischen B und dem Lichtimpuls haben, wenn B selber den Impuls auf nur mit c sieht?

Das liegt daran, dass die Zeit in dem Beobachteten System eben langsamer vergeht. Eine Uhr im System B wird von A langsamer laufend beobachtet, somit ergibt sich dann aus dem Initialsystemen B auch wieder nur c für den Lichtimpuls.

Das mal so eben auf die Schnelle dazu.
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Re: Behauptet die SRT wirklich v ≤ c?

Beitragvon ralfkannenberg » Montag 18. Juni 2012, 12:42

Hallo Manuel,

Deine Frage ist irreführend - gemäss der SRT kann es auch überlichtschnelle Teilchen geben, das sind ja die Tachyonen. Allerdings kriegst Du ein Tachyon (imaginäre Masse !) nicht auf Unterlichtgeschwindigkeit abgebremst, nicht einmal auf Lichtgeschwindigkeit; ebensowenig wie man ein reell-ruhemassebehaftetes Teilchen (also Masse echt grösser 0 und Unterlichtgeschwindigkeit) auf Lichtgeschwindigkeit oder gar darüber beschleunigen kann.


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Re: Behauptet die SRT wirklich v ≤ c?

Beitragvon Uli » Montag 18. Juni 2012, 12:58

nocheinPoet hat geschrieben:.

Kurz gesagt, die SRT sagt nur, in jedem Initialsystemen bewegt sich Licht mit v = c und jedes Objekt mit Masse mit v < c. Die SRT sagt aber eben nicht, dass sich zwei Objekte nicht zueinander mit v > c bewegen dürfen, sondern eben nur, das keines sich im Initialsystemen schneller als mit c bewegen darf.


Hier sollte man sich unbedingt an den exakten Definitionen orientieren. 2 Objekte starten von einem Beobachter aus nach rechts, das andere nach links mit v=0.9c.
Der Beobachter stellt natürlich fest, dass diese 2 Objekte sich in seinem Ruhesystem mit 1.8c voneinander entfernen.
Diesen Quotienten Entfernungsveränderung/Zeit bezeichnet man in der SRT aber nicht (mehr) als Relativgeschwindigkeit
Relativgeschwindigkeit von A relativ zu B heisst in der SRT, dass in dem Ruhesystem von B gemessen wird.

In der nichtrel. Mechanik war's noch nicht nötig, so streng zu sein, da es eh keinen Unterschied machte.

Somit kann man sagen: Relativgeschwindigkeiten von massiven Objekten zueinander sind laut SRT immer < c (tachyonische Gedankenspielereien dabei ignorierend).

Gruss,
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Re: Behauptet die SRT wirklich v ≤ c?

Beitragvon nocheinPoet » Montag 18. Juni 2012, 13:35

Und wie nennt man es dann in der SRT, wenn nicht Geschwindigkeit? Ich habe oft Abstandsänderung genommen, hätte aber auch mit Geschwindigkeit kein Problem. Steht das wo explizit, dass man es nicht Geschwindigkeit nennen darf? Ja die Tachyonen lassen wir mal vorab bei Seite. ;)
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Re: Behauptet die SRT wirklich v ≤ c?

Beitragvon ralfkannenberg » Montag 18. Juni 2012, 14:03

nocheinPoet hat geschrieben:Ja die Tachyonen lassen wir mal vorab bei Seite. ;)

Lieber Manuel,

wenn Du die Tachyonen "bei Seite" lässt, dann hast Du per definitionem bei Ruhemasse-behafteten Teilchen Unter-Lichtgeschwindigkeiten !


Freundliche Grüsse, Ralf
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Re: Behauptet die SRT wirklich v ≤ c?

Beitragvon nocheinPoet » Montag 18. Juni 2012, 14:06

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Wenn man liest, was Jocelyne so schreibt, muss man sich schon fragen, wie da jemand auf die Idee kommen konnte, sie sei fast allen ihrer Kritiker vom IQ überlegen. Vermutlich meinte er sich selber, wobei das nicht wirklich explizit erwähnenswert gewesen wäre.

Mich wundert ein wenig, dass Harald da Ernst noch nicht versteht, beziehungsweise, das Ernst es ihm überhaupt erklären musst, dachte Harald hätte inzwischen die Aussagen der SRT besser auf dem Kasten. Wirklich bedenklich der Dialog dort, wenn das die Elite der Kritik an der SRT sein soll, und ein Kritiker den anderen seit Monaten oder länger erst einmal und immer wieder erklären muss, was die SRT genau aussagt. Und dann darf der arme Kerl sich noch von denen als Relativist beschimpfen lassen.

Von den Kritikern haben soweit ich es gesehen habe, nur Harald und Ernst die klassische Mechanik nach Newton gemeistert, die anderen scheitern schon an Newton und glauben dass es Trägheitskräfte/Scheinkräfte in einem Initialsystem gibt. Wobei Kurt sich dazu nie geäußert hat. Bei so einer Basis ist eh kein sachlicher und konstruktiver Dialog zwischen denen die Ahnung von Physik haben und jenen die glauben sie hätten diese, möglich. Ich habe bisher nur ein Kritiker an der SRT kennengelernt, der die Dinge wirklich offen und ehrlich bis zum Ende hinterfragt hat.

Ich verstehe auch nicht, warum die Leute da sich nicht mal von Ernst was abschauen, so kann es einfach nichts werden.
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Re: Behauptet die SRT wirklich v ≤ c?

Beitragvon nocheinPoet » Montag 18. Juni 2012, 14:10

ralfkannenberg hat geschrieben:
nocheinPoet hat geschrieben:
Ja die Tachyonen lassen wir mal vorab bei Seite. ;)

Wenn Du die Tachyonen "bei Seite" lässt, dann hast Du per definitionem bei Ruhemasse-behafteten Teilchen Unter-Lichtgeschwindigkeiten!

Ja im IS in dem ich Ruhe. Dennoch gibt es "Abstandsänderungen" die größer als 300.000km in der Sekunde betragen. Wie bei CERN, die Protonen nähern sich mit mehr als 300.000km/s einander an. Sie fliegen mit fast c aus gegengesetzter Richtung aufeinander zu. Nur wenn man das IS wechselt und sich in das eines Protons begibt, ist die Abstandsänderung des entgegenkommenden Protons < c.
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Re: Behauptet die SRT wirklich v ≤ c?

Beitragvon Uli » Montag 18. Juni 2012, 14:30

nocheinPoet hat geschrieben:Und wie nennt man es dann in der SRT, wenn nicht Geschwindigkeit? Ich habe oft Abstandsänderung genommen, hätte aber auch mit Geschwindigkeit kein Problem.


"Differenzgeschwindigkeit" oder "Geschwindigkeitsdifferenz" wäre auch naheliegend und sicher okay. Der Begriff "Relativgeschwindigkeit" ist jedoch reserviert für die Geschwindigkeit von B gemessen im Ruhesystem von A.

Eine Geschwindigkeitsdifferenz andererseits ist das Ergebnis einer Subtraktion 2-er gemessener Relativgeschwindigkeiten ( z.B. die von A minus der von B, beide gemessen in einem frei gewählten Ruhesystem).


nocheinPoet hat geschrieben:Steht das wo explizit, dass man es nicht Geschwindigkeit nennen darf? Ja die Tachyonen lassen wir mal vorab bei Seite. ;)


Die Betonung liegt auf "Relativgeschwindigkeit". Nenn es meinetwegen "Differenzgeschwindigkeit", denn damit deutest du explizit an, dass es um die Differenz 2-er gemessener Geschwindigkeiten geht.

Die Lorentz-Transformation der SRT beschäftigt sich nun nicht mit Geschwindigkeitsdifferenzen oder Differenzgeschwindigkeiten sondern mit der Transformation von Messergebnissen, die von verschiedenen, relativ zueinander bewegten Beobachtern erhalten wurden, also mit Relativgeschwindigkeiten.

Gruß,
Uli
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Re: Behauptet die SRT wirklich v ≤ c?

Beitragvon nocheinPoet » Montag 18. Juni 2012, 15:01

Cool, guter erklärt.
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Re: Behauptet die SRT wirklich v ≤ c?

Beitragvon ralfkannenberg » Montag 18. Juni 2012, 16:11

Uli hat geschrieben:"Differenzgeschwindigkeit" oder "Geschwindigkeitsdifferenz" wäre auch naheliegend und sicher okay.

Hallo Uli,

aber was ändert das ? - Ob Du nun v1 - v2 oder v1 + (- v2) schreibst ist doch egal, und auf letzteres kann man die relativistische Geschwindigkeitsaddition anwenden, vorausgesetzt natürlich, das v2 nicht den Wert c annimmt; in diesem Falle ist die Gleichung nicht definiert.


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