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Re: Poesie und Gedichte

BeitragVerfasst: Freitag 22. Juli 2011, 23:36
von elfenpfad
Oft ist das Leben


Oft ist das Leben lauter Licht
Und funkelt freudefarben
und lacht und fragt nach denen nicht,
Die litten, die verdarben.

Doch immer ist mein Herz bei denen,
Die Leid verhehlen
Und sich am Abend voller Sehnen
Zu weinen in die Kammer stehlen.

So viele Menschen weiß ich,
Die irren leidbeklommen,
All ihre Seelen heiß ich
Mir Brüder und willkommen.

Gebückt auf nasse Hände
Weiß ich sie abends weinen,
Sie sehen dunkle Wände
Und keine Lichter scheinen.

Doch tragen sie verborgen,
Verirrt, und wissen’s nicht,
Durch Finsternis und Sorgen
Der Liebe süßes Licht.

Hermann Hesse


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Re: Poesie und Gedichte

BeitragVerfasst: Freitag 16. September 2011, 13:11
von elfenpfad
Manchmal

hat meine Trauer den Wunsch
mich zu verlassen
dann zieht sie glänzende Kleider an
und schminkt sich ihr Gesicht mit phosphornen Farben.
Sie nimmt ihren Zauberstab,
hängt sich den Schlüssel um den Hals
und begrüsst mich am Abend.
Bevor sie geht,
warnst sie mich:
Öffne niemanden die Tür.
Hab keine Angst,
ich komm bald wieder


Saadiyya Mifrith - aus dem Büchlein: Lyrik aus dem arabischen Raum " Dinge, die andere nicht sehen"

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Re: Poesie und Gedichte

BeitragVerfasst: Mittwoch 12. Oktober 2011, 22:33
von elfenpfad
Nachtgedanken

Friedlicher Tag vorbei
Nachtgedanken
machen sich bereit
erobern ihren Platz
den alt bekannten.

Halten Zwiegespräch
mit der Seele
und fragen das Herz
um Rat.

Geduldig warten sie
auf eine Antwort
die sie dazu bewegen
wieder den Rückzug
anzutreten....


elfenpfad

Re: Poesie und Gedichte

BeitragVerfasst: Samstag 29. Oktober 2011, 17:00
von elfenpfad
Welkes Blatt

Jede Blüte will zur Frucht,
jeder Morgen Abend werden,
Ewiges ist nicht auf Erden
als der Wandel, als die Flucht.


Auch der schönste Sommer will
einmal Herbst und Welke spüren.
Halte, Blatt, geduldig still,
wenn der Wind dich will entführen.


Spiel dein Spiel und wehr dich nicht,
lass es still geschehen.
Lass vom Winde, der dich bricht,
dich nach Hause wehen

Hermann Hesse
.


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Re: Poesie und Gedichte

BeitragVerfasst: Mittwoch 14. Dezember 2011, 02:06
von elfenpfad
Nebelflug

In weiter Ferne höre ich den Ruf des Raben`s
der mir vorausgeeilt in die Unendlichkeit.
Sein leichter Flügelschlag zerteilt ganz sacht die Nebelschwaden,
bereitet sorgsam mir den Weg, durch Raum und Zeit
.


elfenpfad


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