Der Sinn des Leids

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Der Sinn des Leids

Beitragvon Iapetus » Donnerstag 5. August 2010, 15:26

In einen andern Thread bekam ich die Frage gestellt was ich denn so als sinnlos empfinde was auf der Welt geschieht. In diesem Zusammenhang wurde die These geäußert, dass selbst Leid einen bestimmten Sinn erfüllt. Also dieser These widerspreche ich, ich bin keinen Falls der Meinung dass das Leid einen (höheren) Sinn hat. Ich werde das später mal genauer begründen, möchte das Thema hier aber schon mal zur Diskussion stellen:

Hat alles Leid das uns widerfährt einen höheren Sinn? Was ist dieser „höhere Sinn“?

Kann das Leid eine sinnvolle Funktion in der Welt haben oder deutet die Existenz des Leids auf ein willkürliches All hin und beweist so die Abwesenheit einer höheren Sinnordnung?

Steht die Existenz des Leids in Widerspruch zu der Existenz eines allmächtigen und allgütigen Gottes? (siehe Theodizeeproblem)

Ich lasse erstmal offen was den überhaupt Sinn und Willkür sind; Sowie ob Der Sinn etwas ist das der Erfahrungswelt unmittelbar immanent ist, oder ob Sinn einzig etwas Subjektives ist, das wir in bestimmten Aspekten der Erfahrungswelt erkennen bzw. nicht erkennen.
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Re: Der Sinn des Leids

Beitragvon elfenpfad » Donnerstag 5. August 2010, 15:38

@Iapethus

Danke für den Hinweis im anderen Thread, dass Du es hier diskutieren möchtest, eine gute Idee wie ich finde :)

Ich erlaube mir, meine Ausführung auch hier nochmals reinzustellen ;) :


Gerade in Extremsituationen wächst der Mensch oft über "sich hinaus" quasi, er macht Erfahrungen, kann daran reifen und wachsen. Zusätzlich bedeuten alle Geschehnisse/Erlebnisse einer Einzelperson für das nähere Umfeld zusätzlich eine Lernaufgabe, wie ich es gern nenne. Vor allem eben auch diejenigen Erlebnisse, die mit Tod und Angst, Trauer und Wut usw. verbunden sind.
Was im ersten Moment vielleicht für einige zynisch klingt, angesichts des grossen Leides von manchen Menschen, kann doch aber eine Lektion im z.b. verzeihen lernen sein, für die Betroffenen und ihr Umfeld. Es kann dazu beflügeln, sich für Schwache und Verfolgte einzusetzen, gegen Gewalt einzustehen, sich in Zivilcourage zu üben usw.

klar, besser wäre es natürlich, das alles ginge ganz ohne Leid vonstatten. Aber einige Menschen scheinen nur so zu lernen, bezw. überhaupt sensibel zu werden für das Leid im Umfeld und weltweit, wenn es sie selbst einmal in irgend einer Form trifft. :?

Ich selbst bin früher auch an dieser Frage oft fast verzweifelt, warum das Leid existiert .......
Hab mir Fragen gestellt, inwieweit das kollektive Bewusstsein auf der Erde damit zu tun hat. Denn alles ist miteinander vernetzt, und so kann sich ein negativer Gedanken breit machen und Kreise ziehen, sich manifestieren und so neues Leid schaffen.

Es gibt dieses gute zitat :

Achte auf deine Gedanken, denn sie werden deine Worte;
Achte auf deine Worte, denn sie werden deine Taten;
Achte auf deine Taten, denn sie werden zu Gewohnheiten;
Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter;
Achte auf deinen Charakter, denn er wird zu deinem Schicksal.
Talumd

Und so kann es zum Schicksal der ganzen Erde werden, je mehr negative und destruktive Gedanken, umso negativer und destruktiver wird sich die Welt präsentieren
"Nur das Denken, das wir leben, hat einen Wert.
Hermann Hesse, Demian, Gesammelte Werke Bd. 5"
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Re: Der Sinn des Leids

Beitragvon lesslow » Donnerstag 5. August 2010, 15:43

Meines erachtens nehmen wir das Leid zu wichtig und geben ihm eine Rolle, die es viel zu Hoch emporstellt, wenngleich das für einen Leidenden konsequent ist.

Leid entsteht aus Trennung, und ohne die Trennung verstehen wir den Wert der Einheit nicht.

Leid ist das schnellste Zugpferd zu Gott, wie Meister Eckhart es einst sagte.
„Ich habe an vielen Dingen keine Freude und glaube an viele Dinge nicht, die der Stolz der heutigen Menschheit sind; ich glaube nicht an die Technik, ich glaube nicht an die Idee des Fortschritts, ja nicht einmal an die Demokratie, ich glaube weder an die Herrlichkeit und Unübertrefflichkeit unserer Zeit, noch an irgendeinen ihrer hochbezahlten Führer, während ich vor dem, was man so ‚Natur‘ nennt, eine unbegrenzte Hochachtung habe.“ - Hermann Hesse
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Re: Der Sinn des Leids

Beitragvon kiki » Donnerstag 5. August 2010, 16:26

nun es gibt leute, die meinen leiden macht sinn, weil ich daraus schlüsse ziehen kann, lehren . .. man kann aber auch daran zerbrechen -

manche können leid auch rechtfertigen - jeder bekommt das was er verdient - trage es - - indisches "kastendenken" ist so aufgebaut

oder der spruch : jeder muss sein kreuz tragen - - das ist wie jenem ins gesicht geschlagen, so als bräuchte man sich nicht mehr um jenen sorgen - schulterzuckend verlässt man das geschehen - wir sind da kreuze nicht zu dulden, sie zu zerstören - und auf alle fälle den anderen vom kreuz zu nehmen

"leid" hat verschiedenen gesichter - - eines ist aber glaube ich klar: es ist von gott nicht gewollt -keine auferlegte strafe - - gott ist liebe, der liebende vater "abba" wie christus ihn bezeichnete

eigentlich löst das leid eines anderen doch bei uns etwas aus: wir können "mit-leiden" - mit empfinden. uns einfühlen - und das lässt bei uns das gefühl wachsen: zu helfen, das leid zu lindern, dem anderen ein stück last zu nehmen . .
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Re: Der Sinn des Leids

Beitragvon lesslow » Donnerstag 5. August 2010, 17:03

Vllt. sollten wir zuallererst einmal der Frage nachgehen, welche Formen von Leid es gibt, bevor wir uns aufmachen die Frage zu stellen, ob - und wenn ja - welchen Sinn Leid hat.
„Ich habe an vielen Dingen keine Freude und glaube an viele Dinge nicht, die der Stolz der heutigen Menschheit sind; ich glaube nicht an die Technik, ich glaube nicht an die Idee des Fortschritts, ja nicht einmal an die Demokratie, ich glaube weder an die Herrlichkeit und Unübertrefflichkeit unserer Zeit, noch an irgendeinen ihrer hochbezahlten Führer, während ich vor dem, was man so ‚Natur‘ nennt, eine unbegrenzte Hochachtung habe.“ - Hermann Hesse
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Re: Der Sinn des Leids

Beitragvon kiki » Donnerstag 5. August 2010, 17:28

lesslow - oh weh -

liebesleid, körperliche gebrechen, hunger , der todesfall eines nahestehenden menschen - seelisches leid,

das findet kein ende - -

leidenswege - leidensopfer, leidensmiene - - synonyme - -
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Re: Der Sinn des Leids

Beitragvon nocheinPoet » Donnerstag 5. August 2010, 20:19

Iapetus hat geschrieben:
In einen andern Thread bekam ich die Frage gestellt was ich denn so als sinnlos empfinde was auf der Welt geschieht. In diesem Zusammenhang wurde die These geäußert, dass selbst Leid einen bestimmten Sinn erfüllt. Also dieser These widerspreche ich, ich bin keinen Falls der Meinung dass das Leid einen (höheren) Sinn hat. Ich werde das später mal genauer begründen, möchte das Thema hier aber schon mal zur Diskussion stellen:

Hat alles Leid das uns widerfährt einen höheren Sinn? Was ist dieser „höhere Sinn“?

Kann das Leid eine sinnvolle Funktion in der Welt haben oder deutet die Existenz des Leids auf ein willkürliches All hin und beweist so die Abwesenheit einer höheren Sinnordnung?

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Ich habe vor einiger Zeit mal dazu einen Thread auf Allmystery geschrieben und den hier rüber gezogen:

Die Leiter des Leides und warum es Leid geben muss
- So hoch der Geist, der uns erhebt, Es wankt der Grund, auf dem er steht.
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