Uli hat geschrieben:Britta hat geschrieben:
Natürlich erwartet man vom hochentwickelten Israel dabei mehr, wie von den Palästinensern, was auch erklären könnte, warum so viele antiisraelisch (oder von mir aus "antisemitisch") und pro Palästinenser sind.
Das ist überhaupt nicht "natürlich"; und da sollte man auch nicht zu viel erwarten, solange die andere Seite (Hamas) das erklärte Ziel hat, den Staat Israel auszulöschen (siehe z.B. Hamas Charta). Ich finde, das ist nicht gerade eine solide Basis, um Vertrauen für Verhandlungen zu schaffen.
Dann nehmen wir das doch mal als Beispiel, Kritik zu formulieren.
Ja, Britta. Können wir Kritik am Umgang der Israelis mit dem Gaza Streifen üben?
Ist hier Israel im Zugzwang, Maßnahmen zu veranlassen die entspannend wirken können?
oder
Muß die HAMAS kritisiert werden, die "ihre Leute" nicht im Griff haben und keine Kontrolle über die Raketenangriffe ausüben?
Die "ihre Leute" immer wieder auf Israel einschwören und dadurch radikalisieren?
Nehmen wir das mal auseinander.....
Israel übt natürlich durch die Kontrolle von Geldern, die eigentlich Gaza gehören, einen Gewissen Druck auf Gaza aus. Gaza ist, wenn man es genau nimmt, unter der Kontrolle Israels.
Das die Hamas diesen Umstand für sich nutzt, um Programm gegen den Kontrollierenden zu machen, liegt in der Natur der Dinge.
Alles was nach Gaza rein geht, wird kontrolliert. Der Grund liegt aber genauso auf der Hand. Wer hat schon ein Interesse Kriegsmaterial an den "Gegner" liefern zu lassen?
Da bei diesem Punkt Israel eindeutig "am Drücker" sitzt, denn sie sind ja diejenigen, die bestimmen, was nach Gaza rein darf und was raus darf. Sie halten Gelder aus Im- und Export zurück und über See läuft auch nichts, ohne Israel.
Auf der anderen Seite haben wir eine gewählte Organisation, die sich eigentlich um die Sicherheit ihrer Bevölkerung kümmern sollte. Das läuft bei der Hamas eher schlecht als recht. Radikale Splittergruppen machen was sie wollen, Waffenstillstandsabkommen werden von solchen nämlich eher weniger beachtet. Soziale Systeme werden eigentlich nur marginal Verwaltet, von Reformen oder konkreten stabilen Einrichtungen kann kaum die rede sein.
Was die Charta der Hamas angeht....die Hamas ist eine politische Organisation. Mit allen Rechten und Pflichten. Sie ist aber nicht Maßgebend für die Palästinenser, denn das ist die PNA.
Das wir heute die Teilung Hamas = Gaza und PLO = Westjordanland haben, haben wir einer Wahl zu verdanken.
Allerdings sahen diese Umstände vor dieser Wahl noch ganz anders aus. Und auch die Anerkennung Israels als Staat haben wir faktisch schon seit 1988, denn die
Unabhängigkeiterklärung ist nichts anderes, als eine Anerkennung des Staates Israels und natürlich dessen Existenzrechts.
"Die Unabhängigkeitserklärung spezifizierte zunächst nicht das Territorium des „Staates Palästina“, aber berief sich auf den UN-Teilungsplan und „alle UN-Resolutionen seit 1947“. Als Hauptstadt des „Staates Palästina“ wurde Jerusalem festgelegt. In einem Zusatzdokument wurde aber die Resolution 242 des UN-Sicherheitsrates, und damit indirekt das Existenzrecht Israels, anerkannt.[2] Dies war die Bedingung dafür, dass die USA Verhandlungen mit der PLO aufnahmen."Das sich Israel damit nicht zufrieden gibt, weil unter anderem der Status von Jerusalem nicht den Vorstellungen entspricht, ist erstmal eine andere Baustelle.
Denn von den Voraussetzungen und den Verträgen die existieren, haben wir eine Grundlage zum Verhandeln.
Es geht mMn. nur darum, einen angemessenen Kompromiss zu finden.
Verhandlungen, um das Wort nicht Lügen zu strafen, sollten zwischen Partnern stattfinden, die sich gleichberechtigt gegenüber stehen. Ist dies nicht der Fall, wird einer immer auf stur schalten und sich fragen, warum der andere was darf, was ihm selbst verwehrt bleibt.
Dank der letzten Abstimmung haben wir nun auch einen international anerkannten Status Palästinas. Das ist gut! Denn es bringt die Verhandlungspartner auf Augenhöhe. Es ist ein Werkzeug, sich als Verhandlungspartner zu betrachten und nicht als Besatzer oder "Blockierer" VS Verwalter von Autonomiegebieten.
Soll nun die Initiative von Israel oder von den Palästinensern ausgehen?
....die Frage lass ich jetzt mal so stehen! Auch hier wieder: Es ist ein wenig komplexer, als es oberflächlich erscheint.
Es geht hier und jetzt natürlich nicht darum den Konflikt zu diskutieren und schon gar nicht darum ihn zu lösen.
Sonder es geht eher um die Frage: Darf und kann man Israel wegen seiner Politik und Vorgehensweise zu diesem Thema Kritisieren? Kann man! Der Vollständigkeit halber muß man aber auch die Umstände erwähnen, die Israel zu dieser Politik drängt. Wenn die Hamas es endlich mal schafft, sich wie eine demokratisch gewählte Partei zu benehmen und ihr diese Verantwortung endlich mal bewußt wird, dann stünden Verhandlungen nichts im Weg und Lockerungen im Umgang mit dem Gazastreifen wären diskutabel. Allerdings muß für so eine Politik Israel auch bereit sein.
Meine Meinung: Diese Bereitschaft zeigt man allerdings nicht, indem man Politische Führer via Fernangriffe zerfetzt und dabei zivile Opfer in Kauf nimmt. Leider finden solche Tötungen auch nicht immer auf dem Gebiet der Palästinenser statt, sonder auch im Ausland, wo ja nun israelische Sicherheitskräfte außerhalb ihres Zuständigkeitsbereich agieren.
Jetzt werden aber wieder Stimmen laut, die sagen werden, das dies doch keine Politiker sind, sondern Terroristen, die sich jetzt als Politiker ausgeben.
Ja, diese Menschen haben mal gekämpft. Waren teil einer Armee und haben menschen getötet. Solche Politiker haben wir aber auch auf der Seite Israels.
Und genau da liegt für mich die eigentliche Crux.
Es stehen sich teilweise heute in politischen Verhandlungen Menschen gegenüber, die in Kämpfe gegeneinander verwickelt waren. Das ist strategisch gesehen eine ziemlich ungünstige Voraussetzung. Wenn in hohen politischen Positionen Menschen arbeiten würden, die nicht durch Aktivitäten in Armeen oder armeeähnlichen Organisationen vorbelastet wären, bin ich mir fast sicher, hätten wir heute einen anderen Verhandlungsverlauf. Denn Menschen die ihr Blut für ein Stück Land gelassen haben, werden dies nicht einfach dem ehem. "Feind" in Verhandlungen schenken! Was in diesem Konflikt natürlich ständig "mitschwingt" sind die religiösen Aspekte.
Also, ist Israel nun "am Drücker"?
Für mich: Ja! Denn es wäre auch ein Symbol des "Aufeinander zugehen", einfach mal etwas anderes probieren. Israel stellt sich gern als starker, souveräner Staat dar, was sie ja auch sind.
Und wenn die Hamas etwas eindeutig für sie positives ablehnen, dann müßten sie nicht nur ihrem Volk, sondern auch der Staatengemeinschaft erklären warum.
Es wäre zB nichts gegen eine Hilfe einzuwenden, die Nester der Gruppen aus zu heben, die Israel immer wieder mit ihren Angriffen bedrohen. Warum sollten nicht israelische und palästinensische Sicherheitskräfte zusammenarbeiten um diese Terroristen gezielt zu bekämpfen? Die Sicherheit der Staatsgrenzen liegt im Interesse beider.
..oder seht ihr das anders?
mfg