Hallo galileo.
galileo hat geschrieben:Warum können die beiden das so einfach? Und andere nicht?
Obwohl ich mir fast sicher bin, daß dies eine rhetorische Frage darstellt, bin ich doch in meiner unmöglichen, nicht gerade von Introvertiertheit triefenden, aber dennoch verinnerlichten und überaus komplizierten Art geneigt, Dir zu antworten. (Vielleicht, weil ich mich wichtig machen will?)
Vorsicht: wird zudem etwas länger - also Zeit mitbringen!
Tasse Kaffee - Gebäck? ... 'en Bier?
Ist ja 'ne persönliche und geschloßene Veranstaltung: es darf also auch geraucht werden! Wenn ihr mir aber den Qualm direkt ins Gesicht blast, hör ich sofort auf. (warum sagt er das nicht gleich? ... könnte viel kürzer werden.)
Also: Fenster auf - et stüfft.
Warum?Ich glaub, es waren mehrere Ereignisse, Begebenheiten, die dazu führten, die mich etwas sensibler gegenüber diesen Auswüchsen (Antworten) und Anwandlungen werden ließen.
Nach dem Motto: "Kinder kommt, Opa erzählt mal wieder vom Krieg!" hat mein Großvater in der Tat recht viel über den Ersten und Zweiten Weltkrieg berichtet. Auch über die Nachkriegszeit. Über seine Gefangenschaft - über's Überleben!
Was er aber nie erzählte, er sparte die Zeit von '33 bis '45 aus - das hat mir auch später, als ich besser verstehen und denken konnte, meine Oma bestätigt. (später? ... besser? ... denken? klappt immer noch nicht.)
(Er hat auch mit seinen Kinder nie über dies gesprochen - ich übrigens mit meinem Vater auch nicht.
Ist das so üblich: Gespräche über bestimmte Ereignisse nur über zwei Generationen hinweg?)
Die Einschätzung, die man ebenfalls heraushören konnte:
er war immer stolz, nie "Heil Hitler!" gerufen zu haben.
Zweite Katastrophe:
Als der Klassenraum unserer Schule renoviert wurde - wir gingen in die Achte Klasse, mußten wir in eine andere Schule. Wir bekamen für ein Jahr einen "neuen" Klassenlehrer. Im Geschichtsunterricht meinte er - sinngemäß:
"Ich kann euch nun kanonmäßig abfragen, um zu wissen, was ihr wißt, wieweit ihr seit. Ich kann euch aber auch im Schnelldurchgang einiges erzählen und ihr sagt "Stopp!", wenn es zuweit ist."
Also los!
Später ist uns aufgefallen - wiederum nicht allen, daß er die Zeit von '33 bis '45 nur marginal beriß. Also fragten wir später unseren "alten" Klassenlehrer nach dem "Warum?"
Er sagt - wiederum nur sinngemäß, daß es an dieser Schule ein ungeschriebenes Gesetz gebe, diese Zeit weitgehend auszusparen ...
er hatte sich nie daran gehalten - er war auch nur 14 Jahre älter als wir, also ein etwas verfrühter 68'er.
"Mein Kampf" hab ich gelesen ... angefangen, angeekelt und frustriert aufgehört. Ich habe auch viel über die ehem. DDR gelesen. Über die Machenschaften der Stasi, über die "Erlebnisse" von politischen Gefangenen. Ich war mit der Familie in Hohenschönhausen.
Wenn man etwa im "U-Boot" in einer ein Meter mal drei Meter großen Zelle steht, die Trockenheit spürt, wenn man dazu weiß, daß der gesammte Boden mit Salz bedeckt war, daß die Gefangenen dort mit nackten Füßen standen. Wenn man dann ebenfalls bedenkt, daß die Haut der nackten Füße durch die Trockenheit irgendwann spröde wird, aufreißt und dann das Salz ...?
Dann kann man sich in etwa vorstellen, welche Qualen die durchmachen mußten.
Ich werde bestimmt auch irgendwann mal Bergen-Belsen oder Auschwitz besuchen - ich warte nur auf eine Anfrage meiner Enkeltochter. (die, die unbedingt nach Leipzig wollte - ins 'Haus der Geschichte', um mehr über die DDR zu erfahren.)
Der WDR brachte einmal eine
Sendung eines Besuchs einer Schulklasse in Auschwitz. Die Betroffenheit der Schüler
nach dem Besuch schien mir authentisch - auch wenn ich mir eine abschließende und 100%-ige Beurteilung nicht erlauben kann und darf, weil ich demjenigen nicht gegenüberstand, als er sich äußerte.
Was ich damit umständlicher Weise ausdrücken will:
Man kann viel über alles lesen und wissen, aber ich glaube, erst einschneidende und induviduelle Erlebnisse lassen einen so richtig nachdenklich werden.
Mit "echten" Rechten oder "echten" Antisemiten kann man
nie diskutieren, weil, sie spulen ihren Text ab, lassen ihre dummen, naiven und einfältigen Sprüche los, lassen aber keine Gegenargumente zu. Was sie auch nie machen würden, sie würden nie und nimmer versuchen, ihre Meinung zu begründen, diese zu relativieren - sie machen einfach dicht.
Mancher mag mir verzeihen und mir dies nun als Schleimerei auslegen, aber ich glaube - so aus der Ferne betrachtet:
ich kann zumindest bei unserer elfi keinen "echten" Antisemitismus erkennen. (ist noch ein Funken Hoffnung)
Eine gewiße Naivität mag dabei sein, eine Sympathie ... nicht für Antisemitismus, sondern für die handelnde Person - hier: Felicitas Langer. Ihr Tun, ihren Einsatz, ihre Verdienste für die Palästinenser. Es ist ja auch immer die Frage:
"Was wiegt höher, schwerer." - für mich als Betrachter. Es waren bestimmt nicht alle Nazis, die vor Hitler's Untaten die Augen verschloßen, ... sie sahen primär die Gut-Taten.
Fazit:
Dein Vorschlag, Bücher von Felicitas Langer öffentlich zu be-diskutieren - besonders mit elfenpfad - und zu bewerten, zu kommentieren, halte ich nicht für das Schlechteste, um eine gewiße "Naivität" bei Einigen auszuräumen ... kann ja nicht schaden.
Ich bin dabei ... wenn ich darf.