Kurt Bindl und Privatnotation: Was ist ein Beweis ?

Ein hypothetisches Universum auf der Basis der bindlschen Vorstellungen von Physik

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Re: Kurt Bindl und Privatnotation: Was ist ein Beweis ?

Beitragvon Solkar » Sonntag 20. November 2011, 16:05

@richy
richy hat geschrieben:Was meinst du daher mit Privatphysik ?

Sowas
richy hat geschrieben:Einen Wellenkollaps nimmt im Grunde wohl soundso niemand mehr an
zum Beispiel.

Und auch sowas
richy hat geschrieben:BTW: Bei der KI muss keine Wechselwirkung vorliegen. Die abstrakte Information genuegt.

richy hat geschrieben:Auch die von Anton Zeilinger Und bei ihm genuegt nunmal die Information.

Das gibt grade das Zitat, das Du selbst bringst
richy hat geschrieben:
Wiki, Zeilinger hat geschrieben:Danach ist der quantenmechanische Zustand die Information, die wir über die Welt haben. … Es stellt sich letztlich heraus, dass Information ein wesentlicher Grundbaustein der Welt ist. Wir müssen uns wohl von dem naiven Realismus, nach dem die Welt an sich existiert, ohne unser Zutun und unabhängig von unserer Beobachtung, irgendwann verabschieden.“
eben nicht her; ein quantenmechanischer Zustand ist ein \(|\psi\rangle\) und nichts anderes. Das entspricht der "abstrakten Information" im "richy-Kalkül"; zu Wechselwirkung bei Dekohaerenzprozessen sagt das aber gar nichts aus.


richy hat geschrieben:Warum zum Beispiel die Leistungen von Prof Zeh nicht entsprechend gewuerdigt werden und stattdessen Anton Zeilinger davon profitiert.
Das ist wohl deren Thema und nicht unseres.
Zuletzt geändert von Solkar am Sonntag 20. November 2011, 16:15, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Kurt Bindl und Privatnotation: Was ist ein Beweis ?

Beitragvon Solkar » Sonntag 20. November 2011, 16:15

ralfkannenberg hat geschrieben:muss Dich enttäuschen, ich bin vermutlich der einzige Mathematiker auf der Welt, der nie eine Differenzialgleichung gelöst hat.

(Es ging richy übrigens um Differenzengleichungen, nicht um Differentialgleichungen.)

Hallo Ralf!

Da ist Dir aber eine Menge Spass entgangen; Lösen von DGl ist ein sehr interessanter Teilbereich der Mathematik und es es ist auch irgendwie intellektuell befriedigend, am Ende die errechneten Lösungen solcher kleinen Monster in die DGl. einzusetzen und festzustellen:
"HEUREKA! Es passt!" :D

Just my 2 cent.

Grüsse, Holger
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Re: Kurt Bindl und Privatnotation: Was ist ein Beweis ?

Beitragvon richy » Sonntag 20. November 2011, 23:27

Hi Ui
Das ist grober Unfug: bekanntlich hat Einstein die Vermessung der Sonnenfinsternis am 29. Mai 1919 mit großer Ungeduld und Spannung erwartet.
Ist ja nun auch naheliegend; es ging um eine Bestätigung oder Widerlegung seiner Hypothesen.
Dem kann ich eine Quelle der Uni Bielefeld entgegegstellen :
(BTW : Die zudem zeigt, dass die deutschen Umlaute mehr schaden als nutzen)

Uni Bielefeld,vbMutschler hat geschrieben:8.13 Metaphysik
8.13.4 Einsteins Physikverst¨ andnis

[9]: Einstein ist in drei Feldern wirklich von Bedeutung: Erstens nat¨ urlich
in der physikalischen Fachwissenschaft, wo er zu Recht mit den Allergr¨ oßten,
wie zum Beispiel mit Isaak Newton, auf eine Stufe gestellt wird, zweitens aber
auch innerhalb der Wissenschaftstheorie, wo sein Beitrag gew¨ ohnlich ¨ uberhaupt nicht beachtet wird, weil er den dort ¨ ublichen Gepflogenheiten widersprach, und drittens in Bezug auf seine Verh¨ altnisbestimmung von Religion und Naturwissenschaft. Dieser dritte Bereich wird oft diskutiert und geriet fr¨ uh ins ¨ offentliche Bewusstsein.

[9]: Der Geist, der Einsteins Forschen beseelte, wird deutlich durch eine
h¨ ubsche Anekdote aus dem Jahr 1919. Nachdem Einstein 1905 die Spezielle
Relativit¨ atstheorie entwickelt hatte, ging er 1916 zur Formulierung der Allge-
meinen Relativit¨ atstheorie ¨ uber, als deren Ausgangspunkt er die ¨ Aquivalenz von tr¨ ager und schwerer Masse nahm.W¨ ahrend sich die Spezielle Relativit¨ atstheorie leichter empirisch best¨ atigen ließ, fehlten f¨ ur die Allgemeine lange die empirischen Belege. Schließlich hatte der englische Astrophysiker Arthur Eddington w¨ ahrend einer Sonnenfinsternis im Jahr 1919 die M¨ oglichkeit, die Ablenkung des Sternenlichtes im Gravitationsfeld der Sonne zu messen. Alle Physiker auf der ganzen Welt warteten gespannt den Ausgang dieses
”experimentum crucis“ ab. Alle - außer Einstein. Einstein machte sich noch nicht einmal die M¨ uhe, das Radio anzuschalten. Als ihm ein Assistent aufgeregt berichtete, dass seine Theorie durch Eddingtons Messungen best¨ atigt worden war, nickte er zustimmend mit dem Kopf, ohne sich sonderlich aufzuregen. Sein Assistent wurde ungeduldig und fragte den Meister: ”Was h¨ atten Sie denn gemacht, wenn die Experimente anders ausgegangen w¨ aren?“ Daraufhin Einstein trocken: ”Dann h¨ atte mir Gott Leid getan.“
Diese Begebenheit belegt, wie sehr Einsteins Physikverst¨ andnis von den
g¨ angigen empiristischen und materialistischen Vorstellungen abweicht. In allem
Physiktreiben steckt nach Einstein ein apriorisches Element.

[9] Hans-Dieter Mutschler11”
Des Physikers Metaphysik“, Albert Einstein und
sein Verh¨ altnis zur Religion, Herder Korrespondenz 3/2005 Seite 156-159.

Quelle :
http://www.physik.uni-bielefeld.de/~sch ... anhang.pdf

Den Ausdruck "grober Unfug" sollte man nur verwenden wenn man sich sicher ist. Aus deiner Quelle geht z.B. nicht hervor wann Einstein diese Haltung vertrat.

Hi Solkar
Eine Problematik bei den Interpretationen scheint jene zu sein, dass die Physiker meist unkritisch die Kopenhagener Deutung bevorzugen, ohne sich darueber im klaren zu sein, welche Aussagen diese ueberhaupt trifft. Ein Philosoph oder Theologe oder Vertreter einer realistischen Interpretation ist hier nach meiner Erfahrung meist besser informiert als ein Physiker. Man muss somit dem Physiker zunaechst verdeutlichen welche Annahmen denn hier getroffen werden. Das scheint historisch bedingt und ist mir ehrlich gesagt inzwischen auf die Dauer zu anstrengend. Zudem sehe ich keinerlei Auftrag dazu meinerseits.

Solkar hat geschrieben:Sowas
richy hat geschrieben:Einen Wellenkollaps nimmt im Grunde wohl soundso niemand mehr an
zum Beispiel.
Hier verwende ich einfach mal die selbe Quelle, obwohl ich weiss , dass die dortige Aussage natuerlich nicht repraesentativ ist und das Paper offensichtlich keine Vorbehalte gegen Everetts Interpretation hegt :
Uni Bielefeld hat geschrieben:[3]: Eine informelle Umfrage, die im Juli 1999 bei einer Tagung ueber Quantencomputer am Isaac-Newton-Institut in Cambridge durchgefuehrt wurde, deutet auf einen allmaehlichen Meinungsumschwung hin. Von neunzig befragtenPhysikern bekannten sich nur acht ausdruecklich zum Kollaps der Wellenfunktion. Dreißig waehlten ”Viele Welten oder konsistente Historien (ohne Kollaps)“. ......
[3]: Aber das Meinungsbild ist undeutlich: Von den Befragten wollten sich
die meisten, naemlich fuenfzig Forscher, fuer keine der angebotenen Antworten entscheiden. Ein Grund fuer diese große Anzahl mag der grassierende terminologische Wirrwarr sein. Nicht selten sagen zwei Physiker beispielsweise, sie seien fuer die Kopenhagener Deutung, und stellen dann fest, dass sie nicht dasselbe darunter verstehen.

Meine Aussag beruht natuerlich nicht alleine auf diese Quelle sondern vor allem auf Papers im Internet, die ich in den letzten 5 Jahren zu den Interpretationen gefunden habe. Und man muss hier klar das Alter der Quellen beruecksichtigen, sowie den Umstand, dass Varianten der Kopenhagener Deutung nicht vergleichbar sind mit der aktuellen Variante, der Kopenhagener Interpretation, die das Dekohaerenzprogramm von Prof. Zeh enthaelt. Hier musst du dich schon selber Bemuehen. Nur ein kleines Beispiel, dass auch im Lehrbetrieb inzwischen nicht mehr die minimalistischen Vorstellungen der KD verwendet werden :
http://www.forphys.de/Website/qm/heur.html
BTW hat geschrieben:Nach Zeilinger existieren Wellenfunktion "nur im Kopf der Physiker".

Folgendes Paper, dass die Problematik unter dem Formalismus der QM betrachtet , duerfte fuer dich interessanter sein :
http://www.iap.tu-darmstadt.de/tqp/pape ... bHaa02.pdf
TU Darmstadt hat geschrieben:Auf den Kollaps als Postulat einer geheimnisvollen, der quantenmechanischen Beschreibung unzugänglichen Sonderdynamik kann somit getrost verzichtet werden.
Hier eine noch weitergehendere allgemeinere physikalisch orientierte Betrachtung :
http://arxiv.org/PS_cache/quant-ph/pdf/ ... 2059v4.pdf

Dass die KD modifiziert werden musste wird auch bei WIKI erwaehnt :
Wiki hat geschrieben:Decoherence was then used by Hugh Everett in 1957 to form the core of his many-worlds interpretation.[15] ..... Some versions of the Copenhagen Interpretation have been rebranded to include decoherence.


Solkar hat geschrieben:Und auch sowas
richy hat geschrieben:BTW: Bei der KI muss keine Wechselwirkung vorliegen. Die abstrakte Information genuegt.
Hier muss man zunaechst beachten welche Definition dem Begriff der Information zugrunde liegt. Und das dieser Begriff wohl auch aufgrund der QM aktuell einem Wandel unterliegt :
WIKI hat geschrieben:Naturwissenschaft: immateriell bezeichnet was nicht stofflich ist und aber auch nicht geistig ist (z. B. Energie, Gravitation, Information).
Ich halte diese Neuinterpretation, die Energie und Information in einen Topf wirft fuer abstrus. Es ist aber klar, dass Zeilinger nicht den klassischen Begriff der Entropie verwenden kann. Also muss der Begriff der Information modifiziert werden.
Meine konkrete Aussage bezog sich uebrigends auf die nichtrealistische Interpretation von Zeilingers Fulleren Versuchen und ist im Grunde eine voellig uebliche von der kopenhagener Interpretation gepraegte Aussage.

Gruesse
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Re: Kurt Bindl und Privatnotation: Was ist ein Beweis ?

Beitragvon richy » Montag 21. November 2011, 03:23

Hi Ralf
muss Dich enttäuschen, ich bin vermutlich der einzige Mathematiker auf der Welt, der nie eine Differenzialgleichung gelöst hat.
Och schade. Also ein richtiger Mathematiker. Denen genuegt es zu wissen dass es funktioniert. Es gab einen Mathe Prof an der Uni, der Algorithmen entworfen hat. Aber ich meine er hat nie eine einzige Programmzeile implementiert. Ich fand das voellig unverstaendlich, denn fuer mich war immer die groesste Freude zu sehen, dass die Theorie in der Praxis funktioniert. Seine Meinung : "Ja machen sie das mal so, sie werden sehen das funktioniert."

Hmm, wie kann ich wenigstens an der Aequivalenz
arccos(2*x^2-1) = |2*arccos(x)|
dein Interesse wecken ? Also wenn es dich gar nicht interessiert, dann schreibe es einfach. Nerven will ich nicht.
Ueber exp(ix)=cos(x)+i*sin(x) besteht natuerlich ein Zusammenhang zum ln(x) in der Form :
Bild

Praktisch relevant ist dabei das aehnliche Verhalten, bezueglich einer Linearisierungsmoeglichkeit. Im Grunde beschreibt genau dies die Schroeder Funktionalgleichung.

Eine andere Betrachtung der obigen Gleichung besteht darin, dass man den Ausdruck ln(a+b) fuer spezielle Faelle b=Wurzel(a^2-1) geschlossen angeben kann. Oder anders herum, dass sich der arccos(x) fuer |x|>1 ueber den ln() berechnen laesst. Koennen a und b ganzzahlig sein ? Ich meine nein, denn (n+-1)^2=n^2+-2*n+1 <> n^2+1 fuer n <>0
Man sieht, dass Ausdruecke wie ln(wuerzel(6)+wurzel(5)) oder ln(wurzel(8)+wurzel(7)) sich vereinfachen lassen.

Viele Gruesse
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Re: Kurt Bindl und Privatnotation: Was ist ein Beweis ?

Beitragvon ralfkannenberg » Montag 21. November 2011, 12:29

Solkar hat geschrieben:(Es ging richy übrigens um Differenzengleichungen, nicht um Differentialgleichungen.)

Hallo Holger,

entschuldigung, das habe ich falsch gelesen. Besten Dank für die Richtigstellung.

Differenzengleichungen wurden "zu meiner Zeit" weder im Grundstudium noch im Hauptstudium obligatorisch gelehrt, was eigentlich sehr schade ist.

Solkar hat geschrieben:Da ist Dir aber eine Menge Spass entgangen; Lösen von DGl ist ein sehr interessanter Teilbereich der Mathematik und es es ist auch irgendwie intellektuell befriedigend, am Ende die errechneten Lösungen solcher kleinen Monster in die DGl. einzusetzen und festzustellen:
"HEUREKA! Es passt!" :D

Das dagegen sollte ich eigentlich mal gehört haben und dazu eine Prüfung abgelegt haben, nur wegen meines Studienwechsels nach meinem Vordiplom ist es mir entgangen. Zwar musste ich an der ETH Zürich eine Aufnahmeprüfung im Umfang des dortigen 2.Vordiploms ablegen, weil das Basler Vordiplom nur teilweise anerkannt wurde, aber da der Umfang schon gross genug war, wurde dieser Teil nicht nachgeprüft.

Diese unterschiedlichen Lehrpläne hatten auch zur Folge, dass ich in Algebra I und Algebra II zweimal geprüft wurde, weil es - umgekehrt zu den Differnezilagleichungen - eben in Basel im Grundstudium und in Zürich im Hauptstudium als Pflichtfach gelehrt wurde.

Was ja auch sehr schade ist: Die Beweis der Transzendenz von pi ist ebenfalls kein "Pflichtfach" und habe ich erst nebenberuflich mal nachgeholt, und all' die Virtuosität über die Euler'sche Zahl, die die Mathematiker vor 100 Jahren noch beherrscht haben, wird heute als "trivial" empfunden und überhaupt nicht mehr gelehrt, was eigentlich sehr schade ist. Ich habe mal daran "geschnuppert", als ich im Rahmen der Transzendenz von pi vorgängig die Transzendenz von e zu beweisen hatte; ersteres baut ja darauf auf.

Wenn ich mich recht entsinne konnte man sich in Zürich im Wahlfach "Elementarmathematik" über solche Themen wie Differenzengleichungen vertiefen.


Freundliche Grüsse, Ralf
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Re: Kurt Bindl und Privatnotation: Was ist ein Beweis ?

Beitragvon ralfkannenberg » Montag 21. November 2011, 12:33

richy hat geschrieben:Oder anders herum, dass sich der arccos(x) fuer |x|>1 ueber den ln() berechnen laesst. Koennen a und b ganzzahlig sein ? Ich meine nein, denn (n+-1)^2=n^2+-2*n+1 <> n^2+1 fuer n <>0

Hallo richy,

ich bin kein Spezialist und diese Fragestellungen sind auch nicht ganz trivial, aber ich meine mich zu erinnern, dass man Deine Vermutung mit dem Satz von Lindemann-Weierstrass beweisen kann, ebenso wie den Umstand, dass Sinus, Cosinus, Tangens, der natürliche Logarithmus und die Exponentialfunktion transzendente Funktionen sind. Ich habe das alles wieder vergessen, das ganze ist aber (nur) eine weitere Verallgemeinerung des Satzes der Transzendenz von pi und irgendwie "sieht" man, dass der Beweis analog klappen wird und man sich die vielleicht 5 Seiten formales Hin- und Herschieben, bei dem keine neue Beweisidee hinzukommt, zumindest im Rahmen des Seminars sparen kann.


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Re: Kurt Bindl und Privatnotation: Was ist ein Beweis ?

Beitragvon Solkar » Montag 21. November 2011, 15:23

@richy:
richy hat geschrieben:Eine Problematik bei den Interpretationen scheint jene zu sein, dass die Physiker meist unkritisch die Kopenhagener Deutung bevorzugen, ohne sich darueber im klaren zu sein, welche Aussagen diese ueberhaupt trifft. Ein Philosoph oder Theologe oder Vertreter einer realistischen Interpretation ist hier nach meiner Erfahrung meist besser informiert als ein Physiker.
Aus der Tatsache, dass jene darüber wortreicher schwafeln, als Physiker dies zu gemeinhin tun pflegen, folgt nicht dass jene besser informiert seien.

richy hat geschrieben:Hier muss man zunaechst beachten welche Definition dem Begriff der Information zugrunde liegt. Und das dieser Begriff wohl auch aufgrund der QM aktuell einem Wandel unterliegt
Nur liefert ein Wandel in Begriflichkeiten keine neue Physik sondern eben nur neue Begrifflichkeiten.

Und jetzt lass ich Dich mit Deiner Privatphysik in Ruhe,
VORSICHT! AUFPASSEN! Ab hier IRONIE!
es gibt in Deutschsprachigen Foren offenbar so viele Relativisten und Quantenphysiker, dass ich mich immer ganz klein und dumm fühle, vor allem sehen derart "Begabte" immer auf einen Blick Weltformeln, die sich der Normalbürger erst mühsam mathematisch herleiten müsste.

Da ich über derartige "Begabung" eben nicht verfüge,
IRONIE ENDE
werde ich mich wohl im Schweisse meines Angesichts und zu Fuss mit [Keh11] auseinandersetzen müssen.


Grüsse, Solkar

[Keh11] A. Kehagias. Relativistic Superluminal Neutrinos. ArXiv e-prints, September 2011. Available from World Wide Web: http://arxiv.org/abs/1109.6312.

EDIT 22. 11. 2011, 0:30: Ich hatte es einmal wieder ohne "Ironiewarnschild" versucht; das Experiment ist mal wieder fehlgeschlagen. Deshalb hab ich's für richy u.a. das doch noch mal etwas deutlicher gemacht.
Zuletzt geändert von Solkar am Dienstag 22. November 2011, 01:53, insgesamt 2-mal geändert.
"Was macht die Bratze da auf dem Sofa?"
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Re: Kurt Bindl und Privatnotation: Was ist ein Beweis ?

Beitragvon ralfkannenberg » Montag 21. November 2011, 19:40

Solkar hat geschrieben:Da ich über derartige "Begabung" eben nicht verfüge, werde ich mich wohl im Schweisse meines Angesichts und zu Fuss mit [Keh11] auseinandersetzen müssen.


Grüsse, Solkar

[Keh11] A. Kehagias. Relativistic Superluminal Neutrinos. ArXiv e-prints, September 2011. Available from World Wide Web: http://arxiv.org/abs/1109.6312.

Hallo Holger,

die Begabungen sind unterschiedlich verteilt und ich denke, das ist auch gut so. Wobei Du m.E. den interessanteren Weg gewählt hast. Dieser ist aber nur gangbar, wenn man bereits über ein entsprechendes theoretisches Grundgerüst verfügt und dieses im Berufsleben auch pflegen kann.

In meinen ersten 7 Berufsjahren hatte ich noch Musse für sowas, dann kam ein "wichtiges" Projekt herein, statt 19 Uhr Feierabend fanden die Teamsitzungen nach 21 Uhr oder samstags statt, Urlaube wurden kurzfristig abgesagt usw. - Das war wirklich eine beruflich hochinteressante Zeit; leider hat sich dann meine damalige Freundin von mir getrennt, was dem stellvertretenden Projektleiter ein lakonisches "Sie sind ja schön blöd" abgerungen hat, quasi als nettes Danke schön für all' die Überstunden.

Meine Frau hat da mehr Verständnis für sowas: da sie promoviert hat war dieser "Arbeitsstil" für sie während fast 5 Jahren normal.


Wie auch immer - beruflich fehlt mir die Musse, mich wirklich vertieft mit solchen Dingen zu beschäftigen; kommt nun noch zusätzlich hinzu, dass es seit einigen Jahren als "chic" gilt, sich jedes Jahr einer Weiterbildung zu unterwerfen. Das war zwar früher auch schon so, doch nun wird das ganze mit einer Prüfung am Ende der Weiterbildung "garniert", die eine Durchfallrate von 30% aufweist. Wenn man Glück hat, kann man Ferien beziehen für die Vorbereitung; letztes Jahr bedeutete man mir, dass da ganz "wichtige" Projekte anstehen und ich die Prüfung doch "problemlos" am Wochenende vorbereiten könne ... - als wirklich sehr gutes Zeitfenster hat sich dann auch die Zeit von 22 - 02 Uhr nachts herausgestellt. Wenigstens hat man es mir nachgesehen, dass mir in dieser Zeit ein Fehler durch die Lappen gegangen ist, der Auswirkungen auf unsere Kunden hatte. Und als ich einmal den Ordner mit den Prüfungsunterlagen durch die Wohnung geworfen habe, weil ich mich an einfachste Sachen nicht mehr erinnern konnte, ist meine Frau weinend hinter mir hergelaufen und hat versucht, mich davon abzuhalten. Nach gut einer Stunde hatte ich die Unterlagen dann wieder in der richtigen Reihenfolge im Ordner drin; wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich sie auf der Strasse vor dem Haus verbrannt. - Dass ich bei der Abrechnung die zweitbeste Prüfung aller Teilnehmer hatte, hat mir in der Firma zwar etwas Spott eingebracht, aber das war mir dann wirklich völlig egal; lieber so als anders herum, und mit meiner Frau und meinen Eltern habe ich das dann im kleinen Kreis gefeiert.

Wenigstens ist es bei uns noch so, dass man die Prüfung zum Nachweis, dass man noch up-to-date ist, nicht alle 3 Jahre wiederholen muss; Stichwort "Rezertifizierung".


Freundliche Grüsse, Ralf
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Re: Kurt Bindl und Privatnotation: Was ist ein Beweis ?

Beitragvon richy » Dienstag 22. November 2011, 01:23

Hi Solkar

Ich hoffe wir sind uns einig darueber, dass man zwischen der Quantenmechanik als Naturwissenschaft und deren Interpretation trennen muss. Dabei koennen bei nichtrealistischen Interpretationen wie der Kopenhagener Deutung/Interpretation auch geisteswissenschaftliche Aspekte eine Rolle spielen. Den Heisenbergschnitt (Wellenkollaps) kann man bei solchen Interpretationen als scharfe Abgrenzung zwischen naturwissenschaftlichen und geisteswissenschaftlichen Aspekten verstehen. Bei realistischen Interpretationen wie der Bohmschen Mechanik existiert ein solcher Schnitt nicht. Die Quantenmechanik wird hier rein naturwissenschaftlich betrachtet. Da jedliche gaengigen Interpretationen nicht relevant sind in Bezug auf die Gueltigkeit der Schroedingergleichung ist es somit eine rein persoenliche Angelegenheit ob man hier eine Vorstellungsweise bevorzugt.
Hast du hier Einwaende ?
Solkar hat geschrieben:Aus der Tatsache, dass jene darüber wortreicher schwafeln, als Physiker dies zu gemeinhin tun pflegen, folgt nicht dass jene besser informiert seien.

Das meine ich mit "Sozialverhalten" der Physiker. Nicht unbedingt deinen abwertenden Ausdruck "schwafeln", sondern dass du voellig ausser acht laesst, dass die Kopenhagener Interpretation doch ganz bewusst den interpretatorischen Anteil den Geisteswissenschaftlern ueberlassen hat. Weil der Heisenbergschnitt eben diese Moeglichkeit geradezu anbot.
Klar. Ein Philosoph kann nicht ueber die physikalischen Kenntnisse wie die eines Physikers verfuegen. Zum Teil ist es auch nicht notwendig, aber natuerlich wird hier dennoch ein physikalisches Grundwissen abverlangt. Oder anders herum wird Physikern in dem Bereich ein philosophisches Grundwissen abverlangt.
Im Grunde bemaengelst du eine konkrete Vorgehensweise seitens der Physiker. Naemlich jene, dass die orthodoxen Interpretationen, egal wie man diese bewertet, seitens der Physik den Philosophen ueberlassen wurde.
Das ist grotesk ! Zuerst ueberlasse ich Fragestellungen die sich im Rahmen der Physik ergebenden Geisteswissenschaftlern, wie die Nichtlokalitaet, Nichtrealitaet. Weil sie eben unverstaendlich, irreal sind, nicht kompatibel zur wissenschaftlichen Denkweise. Und wenn diese Geisteswissenschaftler, z.B. Philosophen ihre an sie uebertragenbe Aufgabe thematisieren, dann wird dies abgewertet. Ich empfinde dies uebrigends dann als Abwertung der Natur in sich selbst. Als Abwertung der Quantenmechanik.
Nur liefert ein Wandel in Begriflichkeiten keine neue Physik sondern eben nur neue Begrifflichkeiten.

Stoert es dich bei diesem WIKI Eintrag nicht, dass Information und Energie, Gravitation der selben Klasse zugeordnet werden ? Was koennte der Grund dafuer sein ? Fuer mich ist Information nicht waegbar. Das ist eine abstrakte Groesse. Genauso wie eine Zahl eine abstrakte Groesse ist.
Und Energie und Gravitation sind waegbar, physikalisch.
Jedes Feld weist selbst ein Gravitationsfeld auf. Bei der Energie ist das klar. Aber auch in der ART weist das Gravitationsfeld selbst ein Gravitationsfeld auf.
Als Konsequenz daraus sollte ich ein realistischs Weltbild verfolgen wie die Bohmesche Mechanik oder Everett, Zeh, das Dekohaerenzprogramm.
Und jetzt lass ich Dich mit Deiner Privatphysik in Ruhe

Wie bereits erwaehnt stellen die Interpretationen keine neue Physik dar.
es gibt in Deutschsprachigen Foren offenbar so viele Relativisten und Quantenphysiker, dass ich mich immer ganz klein und dumm fühle,

Bezueglich Internetforen sehe ich dies nicht so. Aber es gibt natuerlich weltweit fuer jedliche Themen Spezialisten , so dass man sich nur dumm und klein fuehlen muss. Das Internet kann dazu beitragen, dass man sich dessen etwas mehr bewusst wird. Im Bereich der Musik ist dies zum Beispiel sehr extrem.
... vor allem sehen derart "Begabte" immer auf einen Blick Weltformeln, die sich der Normalbürger erst mühsam mathematisch herleiten müsste.

:-) Ich weiss du hast das ironisch gemeint.
Fuer mich ist es frustrierend zu erkennen, dass es gerade im physikalischen Bereich immer schwieriger wird im Internet verlaessliche Informationen zu beziehen. Die Fehlinformation wird zunehmend zu einem Probem. Das ist vor allem der Schaden, den so mancher Weltenformler anrichtet.
Bezueglich der geisteswissenschaften Information, insbesonders der Mathematik stellt sich diese Problematik gluecklicherweise noch nicht in grossem Umfang.

Da ich über derartige "Begabung" eben nicht verfüge, werde ich mich wohl im Schweisse meines Angesichts und zu Fuss mit [Keh11] auseinandersetzen müssen.
Hast du diesen Weg nicht selbst gewaehlt ?
Du koenntest ja auch Hamburger bei Mac Donalds verkaufen. Wobei ich auch diese Taetigkeit keineswegs abwerten moechte.

Viele Gruesse
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Re: Kurt Bindl und Privatnotation: Was ist ein Beweis ?

Beitragvon Solkar » Dienstag 22. November 2011, 01:53

richy hat geschrieben:Ich weiss du hast das ironisch gemeint.

:lol: Super richy! Du bist DER Durchblicker schlechthin! :lol:

richy hat geschrieben:Wie bereits erwaehnt stellen die Interpretationen keine neue Physik dar.
es gibt in Deutschsprachigen Foren offenbar so viele Relativisten und Quantenphysiker, dass ich mich immer ganz klein und dumm fühle,
Bezueglich Internetforen sehe ich dies nicht so. Aber es gibt natuerlich weltweit fuer jedliche Themen Spezialisten , so dass man sich nur dumm und klein fuehlen muss. Das Internet kann dazu beitragen, dass man sich dessen etwas mehr bewusst wird. Im Bereich der Musik ist dies zum Beispiel sehr extrem.

Oh! Wohl doch nicht...

Richy, von QM hast Du keinen Plan, wissenschaftliche Prosa kriegst Du nicht gedeutet und selbst mit Ironie hast Du schon Probleme - gibt's es eigentlich irgendetwas, was Du wirklich kannst?
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