Hallo nytron.
So, weiter:
nytron, Du argumentierst mir manchmal etwas zu oberflächlich!
Ich bin zwar mit Dir weitgehend einer Meinung - in Sachen Afghanistan und der Taliban. Wie ich auch, im Gegensatz zur allgemeinen öffentlichen Meinung, den Satz von Peter Struck unterschreiben würde, wonach Deutschland (
und der Westen, also die freie Welt insgesamt), wonach diese am Hindukusch verteidigt wird, dem pflichte ich bei. Denn der Terror wird, wenn wir ihn nicht dort bekämpfen, wo er entsteht oder sich rekrutiert, wenn wir ihn nicht
dort bekämpfen, müssen wir es eines Tages hier tun - und das wird wesentlich schmerzlicher.
Allerdings heißt das nicht:
nur mit militärischen Mitteln,
sondern eher:
Armutsbekämpfung in diesen Ländern, dies wird eher helfen. Helfen, um ihn garnicht erst entstehen zu lassen.
Weiterhin bin ich auch der Meinung, daß wir hier und in einigen anderen (westlichen) Ländern, keine oder nur marginalisiert Unruhen haben, aber primär weil wir wirtschaftlich besser dastehen, ausgeglichener. Schau nach Frankreich, wo in eingen Gegenden, in denen die Armut aus Kolonien auf französischen Wohlstand trifft - dort gibt es auch gewaltsame Unruhen, bishin zu Bränden. Solange wir Armut zulassen, solange werden wir mit Unruhen leben müssen - bishin zum Terror. Solange es Unzufriedene gibt - und die wird es immer geben, solange wirst du nie solche Auswüchse verhindern können.
Auch werte ich eine Optimierung der inneren- wie auch der äußeren Sicherheit als positiv und notwendig. Allerdings frage ich mich, was eine Optimierung bedeutet? Ich befürchte, auch aufgrund Deiner weiteren Ansichten - etwa bezüglich der Todesstrafe - daß Du, wie auch weitgehend durch zuständige Politiker oder bloße Hinterbänkler der Bevölkerung suggeriert wird, daß dies nur nit neuen Gesetzen machbar ist, daß dabei vorrangig an eine Verschärfung gedacht wird.
"Diejenigen, die die wesentliche Freiheit aufgeben würden, um ein wenig vorübergehende Sicherheit zu erwerben, verdienen weder Freiheit noch Sicherheit."
Benjamin Franklin
Sollten wir so handeln, sollte wir also panik- und reflexartig Gesetz verschärfen oder neue einführen, sollten wir nur ständig noch in Angst leben, sollten wir also in jedem Fremden einen potentiellen Feind sehen, sollte dies alles geschehen, dann hätten diese Leute schon gewonnen ... ohne auch nur einen weiteren Schuß abzugeben oder weitere Terroranschläge verüben zu müssen. Leute, die nur darauf aus sind, uns und unsere doch recht freie Gesellschaft zu verunsichern, gar zu vernichten - wir hätten verloren ... für immer und ewig. Amen!
Kannst Du Dich noch entsinnen, ich fragte Dich einmal, wieweit Du in Deiner Kausalität zurückgehen möchtest?
- bezüglich der Provenienz von (islamistischen) Terrorismus
Möchtest Du bei den Türkenkriegen aufhören? Oder sollten wir bei den Heiligen Kreuzzügen beginnen? Beides hat bestimmt zur Frustration, zum Hass der Muslime auf alles westliche oder christliche beigetragen.
Deshalb war es nur eine Frage der Zeit, wann sich al-Qaida mit seinen Mudschaheddin gegen den Westen richtet.
Selbstverständlich sind einige Leute in Libyen dankbar für westliche Hilfe - auch militärische. Aber nur
Hilfe, keine
Bevormundung. Allerdings wurde diese Hilfe seitens der "Rebellen" erstmal abgelehnt. Demokratie muß wachsen - Demokratie kann nur von innen kommen, von der dortigen Bevölkerung selbst. Zuletzt ist W. Bush jun. daran gescheitert, dem Iraq Demokratie zu verordnen. Hätte er in der Schule besser aufgepaßt, wäre ihm dieser Lapsus nicht untergekommen - schon Napoleon ist an dem Anspruch gescheitert.
Auch er wollte die (arabische) Welt vom bestehenden System der Unterdrückung befreien und ihr Demokratie bringen.
Mit Sicherheit ist "Demokratie" die denkbar beste Regierungsform, allerdings ... manche bevorzugen nunmal eine andere Form. Aber unsere demokratische Regierungsform Anderen überzustülpen, das halte ich für hochnäsig. Das kommt uns, besonders uns Deutschen, nicht gut ... ging schon einige Male derbe in die Hose.
Dein vehementes Befürworten der Todesstrafe ehrt Dich insofern, alsdaß es ehrlich zu sein scheint. Abgesehen von der Unmenschlichkeit Anderen gegenüber, abgesehen davon, daß dies Menschen in lebenswertes und lebenunwertes Leben einteilt - was ja
Le.Mar. schon ansprach und wir diese Einteilung in unserer jüngeren Geschichte schonmal hatten ... mit bekannten Folgen. Abgesehen davon ist Todesstrafe etwas endgültiges. Abgesehen davon schreckt Todesstrafe auch nur bedingt ab.
Kaum ein Mörder würde sich vorher ausrechnen, ob ein Verbrechen
- auf welches die Todesstrafe steht - ob sich solch ein Verbrechen lohnt.
Geschweige denn ein psychisch Gestörter.
Auch besteht immer die Versuchung der Denunziation. Oder von Begehrlichkeiten, eine Ausdehnung der Todesstrafe auf weitere Verbrechen.
Nein, nein, ich will Strafe, keine Rache!
"Ein unschuldig Verurteilter ist die Angelegenheit aller anständigen Menschen"
La Bruyère
Wollen wir nicht anders sein, wollen wir nicht menschlicher sein als die, die uns bekämpfen? Wollen wir ihnen nicht Menschlichkeit zeigen, sie von dieser überzeugen? Wollen wir sie nicht davon überzeugen, daß unser Rechtssystem besser und gerechter ist, als ihre Scharia? Das geht meiner Meinung nach nur über zeigen und vorleben.
Also Todesstrafe?