Hallo Uli.
"Ich liebe Deutschland. Ich liebe es so sehr, dass ich froh bin, daß es zwei davon gibt"
hat seinerzeit der französische Schriftsteller François Mauriac gesagt.
Das heißt:
andere Länder wußten sehrwohl zu unterscheiden, ob ein Tun ... ein Verhalten etwa von Ost- oder West-Deutschland ausging.
etwa, wußte die Bevölkerung der damaligen ČŠŠR schon zu unterscheiden, ob etwa die 'deutschen' Truppen, die an der Niederschlagung des Prager Frühlings teilnahmen, ob diese aus Ost- oder West-Deutschland waren. Gleiches gilt für Ungarn.
Es ist auch irgendwie verständlich, daß man teilweise pauschalisiert. Aber um einen Umstand richtig einordnen und beurteilen zu können, ist es schon hilfreich, daß man relativiert. Sicher kannst Du Dir auch denken, daß mir Pauschalisierungen nicht liegen.
Wie Du weißt, ist Politik im Nahen Osten - Israel ... Palästina - recht kompliziert und immer von Emotionen durchtränkt.
Dieser Beschuß kam aus Gaza - also sehr wahrscheinlich von der HAMAS. Die HAMAS ist erstens der Gegenspieler der PLO
... der Gegenspieler von Mahmud Abbas. HAMAS setzt aber immer noch auf die Vernichtung Israels. Daß also der Beschuß Israels zum jetzigen Zeitpunkt kam, liegt wohl in der Logik der Emotionen ... und auf der Hand.
Obama ist im Nahen Osten - er besucht auch das Westjordanland. Er möchte damit die Verhandlungen zwischen den Israelis und den Palästinensern wiederbeleben - sich als glaubwürdiger Vermittler anbieten. Abbas möchte schon Verhandlungen mit Israel, aber die HAMAS lehnt Verhandlungen ab.
Israel bekommt nun, nach den israelischen Parlamentswahlen vom Januar, eine Mitte-Rechts-Regierung.
- eine Koalition von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu's rechtem Likud-Beitenu-Block mit Jair Lapid von der Zukunftspartei (Jesch Atid)
Die Zukunftspartei ist in der politischen Mitte angesiedelt - sie strebt eine Zwei-Staaten-Lösung an. Dies setz also Verhandlungen voraus. Der Likud-Beitenu-Block
- ein Zusammenschluß von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu (Likud) mit Ex-Außenministerin Zipi Livni von der Hatnua-Partei sowie der Siedlerpartei von Naftali Bennett - ist liberal bis konservativ.
Likud-Beitenu war zwar bei der Wahl vom Januar mit
31 Mandaten stärkste Kraft geworden, aber innerhalb der Regierungs-Koalition hat Benjamin Netanjahu an Einfluß verloren. Lapid ist für Verhandlungen, Ex-Außenministerin Zipi Livni von der Hatnua-Partei ist ebenso für die Umsetzung der
Road Map - zur Beendigung des Konflikts mit den Palästinensern.
Lapid konnte sich zudem mit seiner Forderung durchsetzen, die strengreligiösen Parteien nicht an der Regierung zu beteiligen.
Also dürfte sich letztlich auch Israel zu Verhandlungen bereit erklären!
Da aber HAMAS Verhandlungen ablehnt, ist es
- in deren Verständnis - völlig
'normal', daß sie dies torpedieren und so
indirekt Netanjahu stärken
- mit dessen harter Haltung.Also sollte man nicht vorschnell von
'den' Palästinensern reden - es ist ja letztlich die HAMAS. Ansonsten bin ich auf Deiner Seite - was Israel und diesen Konflikt angeht:
es scheint hierzulande kaum bis garkein Interesse zu bestehen - es ist weitgehend 'normal'.
Normalität im Nahen Osten, einer Gegend, in der die Emotionen immer hochkochen. Immer erst dann, wenn Israel zurückschießt, werden Rufe laut, die man fast schon als anti... bezeichnen kann.