Hallo Ralf,
ralfkannenberg hat geschrieben:lass es mich einmal so erklären:
ich darf mir erlauben, deine "Erklärung" etwas zu "relativieren".
Elfenpfad hatte eine Frage gestellt, die zwar aus der bisherigen Erfahrung nicht überrascht,
elfenpfad hat geschrieben:Man kann dieses Zitat jetzt rein negativ deuten wegen des Vergleiches mit der Situation in Lagern aus der Holocaust - Zeit.
Man kann es aber auch so deuten, dass ihr bei dieser Szene wegen ihrer erlebten Vergangenheit und die ihres Ehemannes während des Holocaustes eine schmerzliche Assoziation dabei überkam, deren sie Ausdruck gab. Kann man einer Jüdin, die die Schrecken der Nazizeit erlebt hat, dieses Zitat nun wirklich rein negativ nun auslegen ?
aber von Uli und Neandertaler klar beantwortet wird:
Uli hat geschrieben:Sorry, ich sehe da keinen Deutungsspielraum: diese Aussage ist schlicht übel, weil da eine Gleichsetzung zwischen den SS-Leuten in den KZs mit israelischen Soldaten betrieben wird.
Das ist die übliche Holcaust-relativierung: "die Juden/Israelis sind ja auch nicht besser als die Nazis (eben ein Tätervolk)."
Der Neandertaler hat geschrieben:Ja kann man ... darf man auch ...muß man. [...] Nazi-Vergleiche hinken ... immer. Und hier ist eines versteckt!
Warum können die beiden das so einfach? Und andere nicht? Weil es für einen rational argumentierenden Menschen unerheblich ist, ob ein naiver Tor, eine dumme Zicke oder ein so richtig berechnender Ideologe, wenn sie Unsinn von sich geben, evangelischen oder katholischen Glaubens sind oder türkische "Gastarbeiterkinder". Niemand wird auf den lächerlichen Gedanken kommen, sich einen
"Ariernachweis" vorlegen zu lassen, nur weil ein Opponent in einer Diskussion antisemitische Hetzereien verbreitet. Typen wie
Elfenpfad oder
lesslow hingegen deuten sich die "Kronzeugen" des ganz normal verteilten Israelhasses
an der "Rampe" aus: Nur für deren Instrumentalisierung ist es wichtig, ob ein naiver Tor, eine dumme Zicke oder ein so richtig berechnender Ideologe eine "jüdische Mutter" in der Ahnenfolge hatte oder nach den
"Nürnberger Gesetzen" ein
"Voll-, Halb- oder Vierteljude" ist. Besonders begehrt sind natürlich
"Volljuden" nach der nationalsozialistischen Zuschreibung, die auch noch die
"Besserungsanstalt" von Auschwitz überlebt haben.
Während diese Antisemiten die Holocaustüberlebenden, die Überlebenden der Pogrome nach 1945 und deren Nachkommen, die ihre vernichtungswilligen Feinde partout nicht lieben wollen, ohne mit der Wimper zu zucken, den Massenvernichtungswaffen von Despoten und ungesetzlichen Kombattanten im Nahen Osten ausliefern, lassen sie ihre
"Alibi-Juden" solange am Leben, wie sie noch
"nützlich" sind. Wohl wissend, dass das Tätervolk und seine mit dem Datum der "späten Geburt" begnadeten Nachkommen nicht wagen werden, den Mund aufzutun und in äquidistantes betretenes Schweigen fallen werden. Und das noch als "Betroffenheit" in einer eigen zugeschriebenen Opferrolle zelebrieren.
ralfkannenberg hat geschrieben:der Holocaust ist ein sogenanntes "singuläres" Ereignis. Somit ist jeder Vergleich mit dem Holocaust letztlich unzulässig, und zwar deswegen, weil dieser singulär ist.
Ralf, der Holocaust kann jederzeit mit den Genoziden der vergangenen Jahrhunderte oder mit den Völkermorden der Ist-Zeit verglichen werden. Dafür gibt es sogar eine eigene wissenschaftliche Disziplin, die sich
"vergleichende Völkermord- oder Genozidforschung" nennt. Der Vergleich ermöglicht erst die Charakterisierung der historischen Sonderstellung der beinahe totalen Vernichtung der europäischen Juden. Es ist ebenfalls bedeutend, die durchaus vorhandenen Gemeinsamkeiten zu anderen Genoziden herauszuarbeiten, weil die an unserer Seite der momentan geschriebenen Zeitgeschichte agierenden Täter das Rad nicht neu erfinden werden, sondern ihrerseits, wahrscheinlich sogar erfolgreicher als die mehrheitlich schamhaft passive globale Mehrheitsbevölkerung, die vielbeschworenen "Lehren" aus diesem einzigartigen
Zivilisationsbruch gezogen haben, um sich noch besser und effektiver "aufzustellen". Bisher zumindest hat der Holocaust seine historische Alleinstellung in diesen Vergleichen immer noch
"locker bestanden".
Vom wissenschaftlichen Vergleich und dem eher individuell emotional geprägten Wägen ist die bewusst zielgerichtete Relativierung zu unterscheiden. Diese Relativierung ist kein Vergleich, sondern eine vorsätzliche Revision der Geschichte nach eigenen ideologischen Prämissen.
ralfkannenberg hat geschrieben:Und genau das ist ja der Trick der Holocaust-Leugner: sie bedienen sich einer holocaust-relativierenden Wortwahl - diese ist ja, im Gegensatz zur Holocaust-Leugnung, nicht strafbar - und versuchen dann, den Holocaust auf die Stufe der anderen Verbrechen zu "degradieren" und damit letztlich zu verharmlosen.
Holocaustrelativierer und Revisionsten der Geschichte der Shoa leugnen in der Regel die Vernichtung der europäischen Juden als Ereignis nicht an sich. Sie relativieren und leugnen das komplexe Syndrom der Mobilisierung staatlicher und gesellschaftlicher Ressourcen und der totalen kollektiven Aktivierung individueller Bereitschaft für dieses Menschheitsverbrechen. Sie leugnen und relativieren die quantitative Dimension dieser Auslöschung. Sie wollen die Verantwortung für diese Schuld umschreiben. Und sie relativieren, wie bereits zur Genüge erwähnt, die Shoa durch die Gleichsetzung oder Minimierung gegenüber anderen Massenmorden, Völkermorden oder Genoziden. Holocaustrelativierer und Revisionisten sind in unseren Gesellschaften so normalverteilt wie die Hardcore-Holocaustleugner. Unabhängig ihrer intellektuellen Teilhabe am Wissen und Gedächtnis der europäischen Völker wird es hier natürlich immer auch zu Fluktuationen kommen, die man bis auf die Tagesform dieser Ideologen herunterbrechen kann. Dennoch sollte man die Trennschärfe in der Analyse nicht vermissen lassen.
Weiters ist es wenig hilfreich, die historische Alleinstellung der Vernichtung der europäischen Juden durch Zirkelschlüsse
ralfkannenberg hat geschrieben:der Holocaust ist ein sogenanntes "singuläres" Ereignis. Somit ist jeder Vergleich mit dem Holocaust letztlich unzulässig, und zwar deswegen, weil dieser singulär ist.
in die metaphysische Unberührbarkeit zu entsorgen. Diese "Entweltlichung" (Joachim Gauck) von seinen konkreten irdischen Ursachen, Verflechtungen und Verantwortlichkeiten löst auf nachgängig obszöne Weise die Verbindungen zu diesem Zivilisationsbruch als normal gewordene "Verrichtung" im gewöhnlichen Alltag der Täter ab. Diese Abstraktion, diese Entsorgung der konkreten Geschichte, die entlastend von der nur noch in Sonntagsreden ritualisiert beschworenen "Verantwortung" wirkt, ermöglicht es Leuten wie Elfenpfad erst, Holocaustrelativierer und -leugner
auf gleiche Augenhöhe heben zu wollen. Natürlich wie immer als Verkörperung der heiligen Unschuld:
elfenpfad hat geschrieben:Ich mag kein schubladisieren und erachte es als wichtig, die Mensche in ihrer Gesamtheit intuitiv zu erfassen.
Dabei ist auch das Nachlesen von Diskussionen in anderen Bereichen hilfreich, in denen ja die betreffenden User einschliesslich mir und andere, regelmässig mitdiskutiert haben.
Was Elfenpfad unter
"Diskussionen in anderen Bereichen" versteht, liegt demnächst unterm Weihnachtsbaum. Dass diese
leider zutreffende BeobachtungUli hat geschrieben:allmystery [...]
Wenn es auf dem Niveau hier losgeht, würde es uninteressant; es gibt doch genug Foren, in denen sich die User gegenseitig zu ihren anti-israelischen Statements applaudieren und gratulieren.
überhaupt nötig ist, liegt auch daran, dass sich ein guter Teil der "gutmeinenden" Menschen mittels gemeinsamer Formeln in die Verantwortungslosigkeit weggelobt hat und nicht mehr ohne weiteres in der Lage ist, den Anlass einer Auseinandersetzung mit solchen Gestalten zu erkennen, die Notwendigkeit einer wehrhaften Konfrontation zu begreifen, noch einen solchen Diskurs adäquat zu führen.
Grüsse galileo2609